Geflüchtete in Griechenland: „Ich helfe, weil es mir am Herzen liegt“

 - Griechenland

Die junge Afghanin Masouma lebt seit sechs Monaten im griechischen Flüchtlingslager Kara Tepe. Dort engagiert sie sich als Freiwillige des Roten Kreuzes mit viel Hingabe für die Verbesserung der Hygiene.

Portrait einer jungen Afghanin
Masouma

Masouma übernimmt Verantwortung

Die 32-jährige Masouma ist eine inspirierende, selbstbewusste Frau. Einen Großteil ihrer Freizeit widmet die zweifache Mutter ihrer ehrenamtlichen Arbeit für das Rote Kreuz: Als Hygienepromoterin hilft sie ihrer Gemeinschaft, sich der wichtigsten Gesundheitsrisiken bewusst zu sein, sichere Hygienepraktiken anzuwenden, aber auch die sanitären Einrichtungen und Dienste optimal zu nutzen. „Ich empfinde es als meine Verantwortung, mich um meine Mitmenschen zu kümmern“, sagt Masouma. „Ich denke, dass man – ganz gleich wer man ist – die Macht hat, das Leben um sich herum positiv zu beeinflussen, auch durch ehrenamtliches Engagement.“

Frau läuft an Wäsche auf Leinen vorbei
Die Einzäunung einer vom DRK errichteten Wasserstelle dient den Geflüchteten zum Trocknen der Wäsche.

Geflüchtete in Kara Tepe

Kara Tepe, Masoumas Zuhause, ist ein provisorisches Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos mit mehreren Tausend Schutzsuchenden. Nachdem das überfüllte Flüchtlingslager Moria durch Brände zerstört worden war, wurde Kara Tepe im vergangenen Herbst auf einem ehemaligen Militärgelände am Meer errichtet.

Geflüchtete waschen Wäsche unter Wellblechdach
Eine kleine Waschstelle in Kara Tepe.

„Das Einflussreichste und Kraftvollste, das man tun kann“

Zu den Aufgaben der jungen Frau gehört es, ihre Mitmenschen für schlechte Hygiene und Krankheiten, die damit verbunden sind, zu sensibilisieren. Sie informiert über gute Hygienepraktiken, die beste Verwendung persönlicher Hygieneartikel sowie über bestehende Beratungs-  und Vermittlungsdienste. Dazu besucht sie die Bewohner des Flüchtlingslagers auch in ihren Zelten.

„Ich habe gelernt, dass Einsatz bedeutet, die Gaben, über die man bereits verfügt, zu nutzen, um die aktuellen Bedingungen für andere Menschen zu verbessern“, betont Masouma und fügt hinzu: „Als junge Frau ist es für mich so bestärkend, an praktischen humanitären Hilfsleistungen beteiligt zu sein, weil es das Einflussreichste und Kraftvollste ist, das man tun kann.“

Hygieneförderung: Vorbeugen ist besser als Heilen

Geflüchtete vor Duschblock
März 2021: Einer von vier Duschblöcken des Roten Kreuzes in Kara Tepe.

Gemäß dem alten Sprichwort „Vorbeugen ist besser als Heilen“ arbeitet das Rote Kreuz unermüdlich an der Verbesserung der Wasser- und Sanitär-Infrastruktur sowie des Hygienebewusstseins innerhalb des Flüchtlingslagers. Rund 7.300 Menschen sollen davon profitieren. Neben der Bereitstellung von Trinkwasser haben wir beispielsweise rund 100 temporäre Duschen errichtet.

Die Ausbildung von Freiwilligen wie Masouma, die die Hygiene fördern, bleibt eine Priorität, um die Eigenverantwortung der Gemeinschaft zu stärken. Dazu gehört auch die Verantwortung für die Reinigung und Wartung der Einrichtungen. „Ich bin stolz auf unsere gemeinsamen Bemühungen, Kara Tepe zu einem besseren Ort zum Leben zu machen“, sagt Masouma und resümiert: „Die Hygienemaßnahmen, einschließlich der Hygiene-Erziehung und der Förderung des Händewaschens, haben schon zu einem deutlichen Rückgang der Durchfallerkrankungen bei Kindern geführt.“

Kinder stehen Schlange vor Handwaschstation
Händewaschen vor Schulbeginn in Kara Tepe – kleine Verhaltensweisen mit großer Wirkung.

Freiwilligenarbeit stärkt die Gemeinschaft und das Verständnis

Freiwilliges Engagement bringt jedoch nicht nur humanitäre Verbesserungen. Es trägt ebenso dazu bei, den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Menschen anzuregen, denn es fördert Kontakte, den Austausch und das Entgegenkommen untereinander: „Die Freiwilligenarbeit hat mir geholfen, neue Fähigkeiten zu erlangen, aber das Wichtigste ist, dass ich neue Freunde mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund gefunden habe“, betont Masouma. „Das ermöglicht es mir, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass keine Religion oder Kultur besser als die andere, sondern jede einzigartig ist!“

Video: Die Arbeit der DRK-Mitarbeiter in Kara Tepe