Kinder in weißen Projekt-Shirt singen

Sudan: Wenn schon die Jüngsten sich für das Händewaschen begeistern

 - Sudan

Der Empfang ist beeindruckend. Hunderte von Schulkindern und Erwachsenen haben uns zu Ehren ein Fest vorbereitet. Kinder führen mit Puppenspielen verschiedene Stücke rund um das Thema Hygiene auf und tun dies so bildhaft und begeistert, dass unsere Sprachbarriere gar keine Rolle spielt. Im Ost-Sudan besuchen wir das DRK-Projekt, das wir seit 2016 unterstützen.

Projekt-Beteiligte lachen miteinander
Mitarbeiterin Asmaa Khogali vom Sudanesischen Roten Halbmond, DRK-Büroleiterin Kerstin Grimm und Udo Klüwer von Sebapharma bei der Reisevorbereitung.

Weil unser Hygiene-Projekt hier im Ost-Sudan nun über zwei Jahre läuft, haben wir uns auf die weite Reise begeben und wollen uns vor Ort ein Bild machen. Als ich mit meinem Reisepartner und Fotografen nach Mitternacht in Khartoum ankomme, ist es immer noch fast 40 Grad warm. Als erstes müssen wir unsere Ausweise abgeben, damit die Behörden uns den ersten Stempel für die Weiterreise erteilen können. Das Team um DRK-Büroleiterin Kerstin Grimm hat im Vorfeld alles organisiert. Dennoch begleitet uns die Bürokratie, und das Gefühl, dieser ausgeliefert zu sein, auf Schritt und Tritt. Ich habe in den letzten zehn Jahren nicht so viele Passbilder benötigt wie in sieben Tagen im Sudan.

Sudanesin mit Udo Klüwer
Im Ost-Sudan sind die Menschen unglaublich freundlich und sehr froh über unsere Unterstützung.

Sebapharma ist seit 2015 DRK-Partner im Bereich Gesundheit und Hygiene. Zu Anfang unserer Kooperation unterstützten wir ein Projekt zur Verbesserung der Hygienebedingungen im Togo. Nun fördern wir mit insgesamt 150.000 Euro ein Hygiene-Projekt des DRK im Ost-Sudan. Das DRK baut damit Schullatrinen in der Region Kassala, wo in den vergangenen Jahren über 167.000 Menschen aus Eritrea, Somalia und Äthiopien Zuflucht in Flüchtlingscamps oder in den angrenzenden Gastgemeinden gefunden haben. Die neuen Latrinen verbessern die sanitäre Infrastruktur der Schulen und erfüllen damit eine Grundvoraussetzung für Hygiene und Gesundheit.

Kinder neben Projektaushängen
„Ein großes Dankeschön für die Super-Toiletten!“ steht auf dem Transparent, dass man uns in Kassala vorbeireitet hat.

Am dritten Tag ist es soweit. Eine kleine Propellermaschine bringt uns nach Kassala, und nun geht es weiter nach Girba. Die Fahrt über unzählige Geröllpisten lässt uns erahnen, wie abgeschieden es dort ist. Ohne Auto braucht man einen Tagesmarsch, um an die nächste Verkehrsader zu gelangen.

In Girba besuchen wir eine Schule im Flüchtlingscamp Abuda, in dem etwa 4.500 Menschen leben und eine andere in der angrenzenden Gastgemeinde Sudania. Dort wohnen rund 2.500 Einheimische und Geflüchtete. Die sanitäre Situation ist trotz der Grundversorgung mit Wasser prekär. Weniger als 30% der Haushalte haben Zugang zu Latrinen.

Der Empfang ist beeindruckend. Hunderte von Schulkindern und Erwachsenen haben uns zu Ehren ein Fest vorbereitet. Kinder führen mit Puppenspielen verschiedene Stücke rund um das Thema Hygiene auf und tun dies so bildhaft, dass unsere Sprachbarriere gar keine Rolle spielt.

Esel zieht ein Fass
Mit einer Eselstärke: Das Wasser für die Handwaschstationen muss mit Eselskarren gebracht werden.

Wir sehen und staunen, wie das Hygiene-Projekt vor unseren Augen umgesetzt wird; über die Kinder findet das notwendige Thema Hygiene auch Einzug in die Familien. Beeindruckend ist die Einfachheit der Darstellung: Im Zentrum steht die Fliege als Vehikel für Infektionen. Die Fliege überträgt Infektionen über den (reichlich) vorhandenen Müll und auch über Tiere und Menschenkot. Wir lernen anhand simpler Darstellungen, wie richtiges Händewaschen Infektionen reduzieren kann.

Portrait eines lachenden sudanesischen Mädchens
Die Kinder verstehen sich als „Hygiene-Champions“ und geben einfache Gesundheitsregeln so an ihre Familien weiter.

Die 13-jährige Weeam Abdalla floh mit ihrer Familie aus Eritrea. Sie ist eines der Mädchen, die aus der Menge sticht. Im letzten Jahr hat sie regelmäßig an den Hygiene-Schulungen teilgenommen. Man merkt, wie enthusiastisch sie ihr Wissen weitergibt. Heute sei sie an der Schule ein wichtiges Vorbild für die anderen Schülerinnen, erklärt man uns.

Beeindruckend finden wir auch die neuen Latrinen, es sind richtige Schmuckstücke. Aber auch hier zeigt sich, wie schwierig es ist, Hygiene zu leben. Das Wasser für das Händewaschen muss erst per Eselkarren antransportiert und in die Tanks eingefüllt werden, damit es auch aus dem Hahn fließen kann – Wasserzuleitungen gibt es nicht.

Hände unter Wasserhahn mit Seife
Bessere Gesundheit und Hygiene dank unseres Projektes im Ost-Sudan.

Bei der anschließenden Demonstration erleben wir, wie ernst die jungen Menschen das Thema Hygiene nehmen. Ich glaube, jede Kitaleitung würde sich freuen, wenn mehr Kinder hierzulande sich so gewissenhaft die Hände waschen würden.

Am Abend organisiert das Büro des Sudanesischen Roten Halbmonds (SRCS) in Girba ein typisches Abendessen. Gegessen wird traditionell mit der Hand. Als Linkshänder bin ich besonders gefordert, auch ja die „richtige“  – die rechte Hand zum Essen zu nehmen.

Toilettengebäude mit vier blauen Türen
Die Schullatrinen sind wahre Schmuckstücke, daneben die Handwaschstation.

Der nächste Tag im Feld bringt uns nach Um Gargour. Wir besuchen dort eine Jungen- und eine Mädchenschule. Auch hier wird uns das Thema Hygiene an Hand von Schautafeln eindrucksvoll präsentiert – für jeden Monat im Jahr gibt es einen anderen Schwerpunkt.

Der Zustand der alten Latrinen ist hier erschreckend – es sind nur Mauerwerke ohne Türen und Dach. Die neuen schmucken Schullatrinen wirken dagegen fast wie eine Fata Morgana.

Gemeindevertreter gibt Udo Klüwer die Hand

Bei der Ankunft begrüßt uns der Schulleiter freudig mit den Worten: „Du hast im November gesagt, dass Du im Februar wiederkommen wirst – und Du hast Wort gehalten und bist tatsächlich gekommen!“ Das zeigt mir, wie wichtig die Hilfe vor Ort ist und auch, dass regelmäßige Betreuung das notwendige Vertrauen zwischen dem Roten Kreuz/ Roten Halbmond und den Betroffenen vor Ort schafft – die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und nachhaltige Verbesserung der Situation vor Ort.

Gemeindemitglieder in Stuhlkreis auf Wiese
Herzlicher Abschied vom engagierten Team des Sudanesischen Roten Halbmonds.

Am Abend wartet eine besondere Überraschung auf uns. Das Team hat uns an einen wunderschönen Stausee eingeladen. So haben wir vor unserer Abreise in entspannter Atmosphäre die Gelegenheit, uns auch bei den Kollegen vom Sudanesischen Roten Halbmond in Girba und der DRK-Delegierten vor Ort für die Umsetzung des Projekts und für die Organisation unseres Besuchs zu bedanken – und vor allem für die herzliche Aufnahme im Land.

Text: Udo Klüwer, Fotos: Herbert Piel / P!ELmedia