Junge und Esel in karger Landschaft

Weltwassertag: Lange Fußmärsche durch Hitze und Wüstensand

 - Somalia

Yassin ist Wasseringenieur des Somalischen Roten Halbmondes und verantwortlich für die Umsetzung des DRK-Projektes, das die Auswirkungen der schweren Dürre in Somaliland minimieren soll. Er prophezeite uns gestern einen anstrengenden Tag und er sollte Recht behalten.

Besuch in Somalia

zwei ausgemergelte Kühe in karger Landschaft
Derzeit ein übliches Bild in Somaliland: ausgemergelte Tiere.

Sichtlich geschafft steigen wir aus unserem mit rötlichem Wüstenstaub überzogenen Geländewagen. Fünf Stunden unbefestigte Straßen und das heiße Wüstenklima setzen unserem drei-köpfigen DRK-Team zu. Doch wir haben bereits vier verschiedene Siedlungen im äthiopisch-somalischen Grenzgebiet besucht.

Erschreckend ähnlich ist das Bild, das sich uns in allen Orten bietet: Herden von Schafen und Ziegen suchen die Umgebung nach den letzten Resten Vegetation ab, ausgemergelte Kühe schaffen es vor Erschöpfung nicht mehr aufzustehen und wir treffen auf Menschen, die nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.

Menschen mit Kanistern am Wasserspeicher
In den Regionen Woqooi Galbeed und Awdal hat das DRK zur Linderung der größten Not, Berkads – traditionelle Wasserreservoirs – mithilfe von LKWs aufgefüllt.

Dürre: Verzweiflung in Faraweyne

Wir sind in Faraweyne, einer 300-Seelen-Gemeinde, die unter der erbarmungslosen Sonne zu ächzen scheint. Nachdem die dritte Regenzeit in Folge mager oder ganz ausgefallen ist, wird die Verzweiflung immer größer. Der Älteste des Dorfes schildert uns die Situation: Fast alle Wasserspeicher, die eigentlich zweimal im Jahr durch Regenwasser gefüllt werden, sind ausgetrocknet. Ein einziger beherbergt noch eine Restpfütze Wasser, ist aber bereits umringt von jungen Frauen mit Wasserkanistern und durstigen Schafen, Ziegen und Rindern.

Menschen und Tiere am Wasserspeicher
Da die Regionen Woqooi Galbeed und Awdal unmittelbar an der äthiopischen Grenze liegen, kommen auch von dort Menschen mit ihren Tieren, um sie und sich mit dem Wasser aus den vom DRK aufgefüllten Berkads zu versorgen.

Alle warten darauf, an der Reihe zu sein. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass es nicht mehr lange reichen wird. Wir fragen den Ältesten, wann unsere Tanklaster diesen Wasserspeicher zuletzt befüllt haben. Die Antwort verschlägt uns die Sprache: vor zwei Tagen. Wir erfahren, dass sich die Nachricht über die Wasserlieferung schnell herumgesprochen hat und Menschen aus den umliegenden Dörfern mehrstündige Fußmärsche auf sich nehmen. Ihnen bleibt keine andere Wahl.

Frau schöpft Wasser in fast leerem Wasserspeicher
Die Wasserspeicher sind trotz Auffüllung innerhalb kürzester Zeit wieder leer.

Hoffen auf Regen

Weiterhin ist kein Regen in Sicht. Wir beschließen, dass ergänzende Wasserlieferungen mit anderen Organisationen koordiniert werden müssen, um flächendeckend alle Menschen erreichen zu können. Außerdem werden wir uns verstärkt um die Instandhaltung der Wasserspeicher kümmern und Trinkwasserfilter zum Einsatz bringen. Nichtsdestotrotz schauen wir besorgt in die Zukunft und hoffen, dass der Regen bald wieder zurückkehrt nach Somaliland.

Fotos: Aapo Huhta/ Finnish Red Cross, Benjamin Straube/ DRK