Arbeiten im Urlaubsparadies?!

Am 15.11.2011

Von Nadine Evers, DRK-Delegierte in der Dominikanischen Republik

Der Winter naht, die Weihnachtszeit steht vor der Tür und eine gute Silvesterparty darf auch nicht fehlen. Aber alle wissen, spätestens im Februar hat man die Kälte und den ewig grauen Himmel satt. Wer vorsorgt, hat nicht nur geplant, mit wem man am besten „Dinner for one“ schaut, sondern schon längst ein Flugticket zur Sonne in der Tasche.

Wie wäre es da zum Beispiel mit der Karibik – strahlend weißer Sandstrand, lustig gestreifte Fische, Kokospalmen und bunte Cocktails. „Da ARBEITEST du? – Haha, du machst es richtig! Und wo bist du mehr – auf Poolpartys oder an der Strandbar?“ Seit ich vor gut einem Jahr die Leitung eines Katastrophenvorsorgeprojekts in der dominikanischen Provinz Hato Mayor übernommen habe, werde ich von den meisten Gesprächspartnern, die die „DomRep“ nur aus Reisekatalogen kennen, mit einem spöttischen Lächeln bedacht.

Nach jedem Training gibt es ein Gruppenfoto zur Erinnerung. (c) DRK
Nach jedem Katastrophenvorsorge-Training gibt es ein Gruppenfoto zur Erinnerung. (c) DRK

Das Deutsche und das Belgische Rote Kreuz engagieren sich gemeinsam auch in der Dominikanischen Republik – aber nicht auf der karibischen Sonnenseite, sondern dort wo Armut, Mangel und Naturgewalten lange Schatten werfen. Das bedauern besonders die dominikanischen Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes. Wenn wir uns ins Projektgebiet aufmachen, sind meistens die Müllberge, die die Abwasserkanäle verstopfen das Hauptgesprächsthema.

Müllberge verstopfen Abwasserkanäle und sorgen so oft für Überschwemmungen. (c) DRK/Nadine Evers
Müllberge verstopfen Abwasserkanäle und sorgen so oft für Überschwemmungen. (c) DRK/Nadine Evers

Wir besuchen Schulen in den armen barrios (Stadtvierteln), um die Kinder auf die nächste Hurrikansaison vorzubereiten. Wir entwerfen Evakuierungsrouten für Überschwemmungsgebiete. Wir klären über die Choleragefahr auf, die vom nahen Fluss ausgeht – immer in Gegenden, die die Touristen aus gutem Grund nie zu Gesicht bekommen.

Sich spielerisch auf Gefahren vorbereiten - unsere Kinder im "Risikoland". (c) DRK/Nadine Evers
Sich spielerisch auf Gefahren vorbereiten – unsere Kinder im „Risikoland“ (c) DRK/Nadine Evers

Besonders Mariela und Carlos, beide schon seit vielen Jahren beim Dominikanischen Roten Kreuz, sind mit Eifer dabei. Mariela ist Expertin für Trinkwasseraufbereitung und arbeitet sich gerade in das komplexe Thema Klimawandel ein, von dem die Dominikanische Republik besonders betroffen ist. Carlos kommt aus der Projektregion und koordiniert unser Katastrophenvorsorgeprojekt. Er kann für unsere Trainings im Nullkommanichts sowohl 500 Schülerinnen und Schüler zusammen trommeln als auch die Chefs von Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz zu Koordinierungstreffen einberufen.

Viele Leute für die Rot-Kreuz-Arbeit zusammentrommeln - für Carlos wirklich kein Problem
Viele Leute für die Rot-Kreuz-Arbeit zusammentrommeln – für Carlos wirklich kein Problem (c) DRK/Nadine Evers

Aber Mariela und Carlos wollen uns partout nicht nur die traurigen Seiten ihres Landes zeigen. Mit Stolz pochen Mariela und Carlos darauf, dass das Land mehr als Erdbeben, Malaria und Tropenstürme zu bieten hat. Immer wieder kommen Einladungen in die Karaoke-Bar, wo dominikanische Männer leidenschaftlich spanische Schnulzen singen; oder zum Merengue-Tanzfest, bei dem die dominikanische Familie samt Windelkindern beeindruckend die Hüften schwingt. Wir lassen uns gerne mit Yuka-Fritten bewirten, schlagen aber regelmäßig den Besuch in der Hahnenkampfarena aus.

Dass wir das Dominikanische Rote Kreuz mit diesem Katastrophevorsorgeprojekt unterstützen können, hat einen besonderen Grund. Die Rot-Kreuz-Bewegung hat natürlich auch den Anspruch nicht nur in medienwirksamen Jahrhundertkatastrophen zu helfen. Wir wollen besonders auch dort unterstützen, wo Not groß ist, aber keiner hinschaut. Für diese Projekte fehlt jedoch oft das Geld. Auch wenn die Dominikanische Republik mit vielen Katastrophenarten auf hoher Alarmstufe steht, ist bei den meisten Spendern das Bild von Sonne, Strand und Palmen dominant. Die Belgische Regierung hat sich trotzdem entschlossen, das Projekt finanziell zu stemmen. Und mit ihr viele private Spender, die mit ihren regelmäßigen und ungebundenen Beiträgen dem Deutschen Roten Kreuz das Vertrauen und die Freiheit schenken, das Geld auch in ein Urlaubsparadies zu stecken, wenn es nötig ist. Und darauf werden ich mit Mariela und Carlos beim nächsten Projektbesuch mit einem frisch gepressten Maracuja-Saft anstoßen, wenn ich mal wieder dran bin,

Schultheater als Dankeschön für das Rote Kreuz (c) DRK/Nadine Evers
Schultheater als Dankeschön für das Rote Kreuz (c) DRK/Nadine Evers

sie einzuladen.

7 Kommentare zu “Arbeiten im Urlaubsparadies?!

  1. Kann man sich euch irgendwie anschließen? Wo kann ich mehr Informationen bekommen? Ich bin jetzt schon übers DRK angestellt als Krankenschwester! Würde mich über eine Antwort freuen!

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