Die Trainer und Trainingsteilnehmer des Fischertrainings präsentieren ihre gefangenen Fische.

Auf Projektbesuch in Somaliland

Am 27.06.2014

Von Malte Landgraff, DRK-Länderreferent Ostafrika

Unterhält man sich über Somalia, denkt man oft an Gewalt, Piraterie, Korruption und Dürre. Dies mag in Teilen zwar zutreffend sein, gibt aber dennoch ein verzerrtes und sehr verkürztes Bild dieses Landes am Horn von Afrika wieder. Auch wenn es völkerrechtlich nur ein Land „Somalia“ gibt, handelt es sich genau genommen um drei Länder: das weitgehend eigenständige Somaliland im Nordwesten, das teilautonome Puntland im Nordosten sowie das vor Ort einfach als „Somalia“ bezeichnete Süd-/Zentralsomalia, welches das größte dieser drei Länder ist. Das DRK arbeitet schon seit vielen Jahren am Horn von Afrika und hat daher eine sehr vertrauensvolle Beziehung zum Somalischen Roten Halbmond (SRCS), der in Somalia zuständigen Schwestergesellschaft, aufbauen können.

Als Länderreferent für Ostafrika bin ich für die Planung und Begleitung der Projekte am Horn von Afrika zuständig. Der Fokus unserer Arbeit liegt momentan auf der Region Somaliland. Gemeinsam mit dem SRCS bemühen wir uns mit unseren Projekten insbesondere darum, die Widerstandsfähigkeit der Menschen zu stärken, damit sie weniger anfällig gegenüber externen Einflüssen, wie beispielsweise extremen Wetterbedingungen, werden.

Teilnehmer des Fischertrainings, Mitarbeiter des SRCS und DRK.
Teilnehmer des Fischertrainings, Mitarbeiter des SRCS und DRK (Foto: © Sven Rosenhauer/ DRK)

Während meiner Dienstreise nach Somaliland besuchte ich ein Projekt, welches wir in dem kleinen Küstendorf Bullahar in der Nähe der Stadt Berbera durchführen. Ein großes Problem in dieser Region sind die regelmäßigen Dürren, die besonders schlimm wirken, da viele Menschen ihr Einkommen und die Ernährung ihrer Familie ausschließlich durch Landwirtschaft bestreiten. In dem Projekt erlernen die Menschen weitere Möglichkeiten, wie sie zusätzlich zur Landwirtschaft ihre Existenz sichern können. So können die Menschen auch in Dürrezeiten Ertrag erwirtschaften. Auf diese Art steigern wir die Widerstandsfähigkeit der Bewohner.

Die Trainer und Trainingsteilnehmer des Fischertrainings präsentieren ihre gefangenen Fische.
Die Trainer und Trainingsteilnehmer des Fischertrainings präsentieren ihre gefangenen Fische. (Foto: © Sven Rosenhauer/ DRK)

Neben vielen anderen Komponenten beinhaltet dieses Projekt auch ein Fischertraining. Als Trainer arbeitet ein Fischer aus einem Nachbardorf. Insgesamt erlernen elf Teilnehmer verschiedene einfache Fischerei-Techniken mit Schnur und Netz. Zudem umfasst das Training für die teils recht jungen Teilnehmer einen Schwimm- und Erste-Hilfe-Kurs sowie eine Einführung in die Fischverarbeitung und Verkaufsmöglichkeiten, denn schließlich sollen sie ihren Fang auch entsprechend weiterverarbeiten können. Während meines Projektbesuchs habe ich mir das Training angesehen. Mich hat sehr beeindruckt, wie motiviert die Teilnehmer waren und wie erfolgreich sie bereits nach wenigen Trainingstagen unterschiedliche Fische im Golf von Aden fingen. Ein gemeinsames Mittagessen mit frisch gegrilltem Fisch rundete diesen Projektbesuch ab.

Trainingsteilnehmer beim Erlernen neuer Fischereitechniken mit Schnur (vorne) und Netzen (im Hintergrund).
Trainingsteilnehmer beim Erlernen neuer Fischereitechniken mit Schnur (vorne) und Netzen (im Hintergrund). (Foto: © Sven Rosenhauer/ DRK)

In der weiteren Projektlaufzeit wird es spannend zu beobachten, inwieweit die erlernten Techniken angewendet werden oder ob ggf. noch weiterer Schulungsbedarf besteht. Der SRCS und unser Projektmitarbeiter werden diese Entwicklung weiter begleiten und bei Bedarf Unterstützung leisten. Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit ist ein sehr umfassendes Thema, aber in diesem Projekt zeigt sich, dass wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, dass sich Dürren in der Region zukünftig weniger gravierend auswirken werden.

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