Es war der stärkste Sturm auf den Bahamas seit Beginn moderner Wetteraufzeichnungen: Hurrikan Dorian. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern hat Dorian Anfang September die Inseln Abaco und Grand Bahama schwer verwüstet. Für mehr als 76.000 Menschen hat Dorian persönliche Folgen. Betroffene berichten, wie sie die Hilfe des Roten Kreuzes erleben.
Rotes Kreuz in vollem Einsatz

Seit Beginn der Katastrophe sind die Helferinnen und Helfer unserer Schwesterorganisation, der nationalen Rotkreuzgesellschaft der Bahamas, sowie der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften im Einsatz. Sie helfen den Betroffenen unter anderem durch psychosoziale Betreuung mit dem Verlust von Angehörigen und der Zerstörung ihrer Existenzgrundlagen umzugehen. Sie helfen getrennten Familien dabei, sich wiederzufinden und informieren die Menschen über Hygienemaßnahmen, damit sie sich in dieser besonderen Situation vor Krankheiten schützen können. Zur Unterstützung gehört auch die Verteilung von lebensnotwendigen Gütern. Allein bis Mitte Oktober hat das Rote Kreuz rund 90 Tonnen Hilfsgüter in den betroffenen Regionen bereit gestellt – darunter Material für Notunterkünfte, Zeltplanen, Decken, Eimer, Hygieneartikel und Kanister.
Wertvolle Hilfe: Betroffene berichten
„Dieser Werkzeugsatz war wirklich gut zusammengestellt“

„Was das Rote Kreuz tut, wissen wir sehr zu schätzen. Das, was sie mitbringen, ist höchst willkommen, ich konnte jedes Stück verwenden – selbst die kleinsten Teile“, sagt Richard Little aus Freeport in Grand Bahama. Er hat unter anderem Werkzeugsets, ein Küchenset und Hygienepakete vom Roten Kreuz erhalten. Besonders das Werkzeugset mit der Schaufel kam ihm entgegen: „Es war hilfreich dabei, die kaputten Fliesen vom Boden zu entfernen. Dieser Werkzeugsatz war wirklich gut zusammengestellt.“ Durch Hurrikan Dorian stand das Haus des 48-Jährigen mehr als vier Meter unter Wasser und ein Großteil des Innenausbaus wurde beschädigt.
Richard Little spendet selbst jedes Jahr an das Rote Kreuz. „Es ist toll, etwas zurückzubekommen“, sagt er lachend.
Wiedervereint durch das Rote Kreuz

Vilet und seine Frau Enose überlebten den Hurrikan Dorian, verloren jedoch den Kontakt, als sie von der Insel Abaco evakuiert wurden. Weil Enose schwanger ist, wurde sie sofort per Hubschrauber in ein Krankenhaus evakuiert, während Vilet mit Bianca (10) und Lisha (2) erst drei Tage später an einem anderen Ort auf der Insel Nassau ankam. Er wusste nicht, wo Enose war und konnte nicht mit ihr in Kontakt treten. Durch die Hilfe der Freiwilligen Janet Lundy, die den Suchdienst des Roten Kreuzes mit einbezog, konnte die Familie wieder vereint werden.
Von Tür zu Tür, um zu helfen

Das Rotkreuz-Team geht von Tür zu Tür, um Betroffene von Hurrikan Dorian mit Hilfsgütern zu unterstützen – wie hier die Freiwillige Misty bei der 81-jährigen Elvita in Westend, Grand Bahama. „Ich habe andere Hurrikane erlebt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt Elvita über den historischen Wirbelsturm Dorian.
„Ich nehme alles, mein Haus ist zusammengebrochen“

„Ich nehme, was immer du hast, weil wir alles brauchen“, sagt Louicilla Louise, während sie darauf wartet, Hilfsgüter vom Roten Kreuz auf der Insel Abaco zu erhalten. „Mein Haus ist zusammengebrochen, alles ist dem Erdboden gleich gemacht. Also benötigen wir alles – Bett, Generator, Essen, Wasser und Material, um das Haus zu reparieren.“ Damit sie nach Hurrikan Dorian von vorne anfangen kann, hat die 44-Jährige vom Roten Kreuz ein Küchenset, ein Hygienepaket und einen Werkzeugsatz sowie eine Decke, Eimer und Kanister erhalten.
Hilfe lindert die Angst im Bauch

Xclia Edil ist 66 Jahre alt und lebt allein. Nach Hurrikan Dorian kam es vor, dass sie den ganzen Tag nicht gegessen hat. Dass sie Hilfe erhält, reduziert ihren Stress deutlich. „Jetzt kann ich nachts schlafen und habe keine Angst mehr im Bauch, weil ich sehe, dass die Leute mir helfen werden“, so beschreibt Xclia ihren Zustand. Xclia Edil hat vom Roten Kreuz unter anderem Werkzeugsätze, ein Hygienepaket und ein Küchenset erhalten.
Judith ist begeistert vom Küchenset

„Der Hurrikan hat uns alles genommen, ich habe weder Kleidung noch Schuhe für meine Kinder. Das Dach habe ich mit einer Plane befestigt“, sagt Judith Delhomme, die sich sehr über Hilfsgüter vom Roten Kreuz freut, um nach dem Hurrikan wieder auf die Beine zu kommen – besonders über das Küchenset. „Es hat eine schöne Qualität, es macht mich glücklich. Der Topf ist gut, ich werde ihn für Suppe, Huhn und Reis verwenden.“
Als Hurrikan Dorian ihre Heimat erreichte, musste Judith mit einem Boot evakuiert werden, weil das Wasser die Straßen geflutet hatte. Drei Tage lang blieb sie in einer Kirche. Sie war nicht überrascht, dass ihr Haus völlig zerstört war. „Mir geht es gut, weil man mir Sachen wie dieses Küchenset gibt“, sagt sie gefasst. Ihre Tochter kann noch nicht wieder zur Schule gehen, aber Judith erinnert sie daran, „dankbar zu sein, dass sie am Leben ist“.
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Fotos: John Engedal Nissen/IFRC