Von DRK-Referentin Anna Böhme aus Bangladesch
Lautes Trommeln und Rufe schallen durch die Straßen. Eine Schar von freiwilligen Rotkreuzhelfern und interessierten Bewohnern zieht durch das Dorf Choto Dail in Bangladesch. Sie informieren Anwohner und Zuschauer darüber, wie man sich im Katastrophenfall verhalten soll. Ich bin mittendrin in dieser lebhaften Menschenmenge.

Der Umzug ist Teil des DRK-Katastrophenvorsorge-Projektes auf der Insel Hatiya. Die Insel ist besonders oft von Naturkatastrophen wie Zyklonen betroffen. Erst vor wenigen Wochen standen große Teile der Insel unter Wasser. Im Rahmen des Projektes informieren lokale Projektmitarbeiter in Gemeinden, aber auch in Schulen über wichtige Verhaltensregeln im Katastrophenfall. Außerdem werden z.B. Schulungen in Erster Hilfe angeboten und Einsatzteams gebildet.
Besonders die Kinder haben Freude an der Veranstaltung und halten stolz die selbst gemalten Schilder in die Höhe. Auf ihnen stehen einfache und gleichzeitig sehr wirksame Botschaften. Zum Beispiel: „Wenn du das Warnsignal hörst, dann gehe in den Zyklonschutzbau!“ In der Gemeinde gibt es einen solchen Schutzbau. Wer bei Zyklonwarnungen mit seiner Familie rechtzeitig dorthin geht, ist sicher vor den schweren Regenfällen und Stürmen.

Am Ende des Marsches finden wir uns alle am Zyklonschutzbau ein. 1.000 Menschen lauschen dort gebannt den Erläuterungen meiner einheimischen Kollegen vom Roten Halbmond Bangladeschs. Das Interesse ist riesengroß und der Applaus am Ende zeigt uns, wie wichtig diese Form der Aufklärung ist. Schon vor einigen Wochen haben sich einzelne Gruppen gebildet. Sie treffen sich nun regelmäßig und besuchen Schulungen, so dass sie ihren Familien und Nachbarn im Katastrophenfall helfen können.
Ich hoffe für all die Menschen, dass es in naher Zukunft nicht allzu schlimme Überschwemmungen und Zyklone auftreten. Für den Fall einer solchen Katastrophe ist jedoch gut zu wissen, dass die Einwohner von Choto Dail vorbereitet sind.
Eine solche Aufklärungsarbeit ist wichtig und unerlässlich. Gerade in Bangladesch, aber auch in anderen Ländern ist der Bedarf an solchen Aktionen meiner Erfahrung nach immens. Wenn wir doch etwas von unserem Reichtum an Entwicklungsländer abgeben möchten, so ist Bildung doch eines der wichtigsten Güter. Bildung gilt es zu teilen. Aufklärung kann es gar nicht genug geben. Schön, dass sich in diesem Beispiel auf eine so sympathische und spielerische Art darum gekümmert wird. Ich selber wünsche Choto Dail wie auch unzähligen anderen Dörfern, dass die Aufklärungsarbeit Früchte trägt.