Familie aus Rakhine

Bangladesch: Mobile Rotkreuz-Krankenhäuser helfen Kranken und Verwundeten aus Rakhine

Am 01.11.2017 von Angela Hill
Aus Rakhine geflohene Familie
Naimullah, Johora und ihre fünf Kinder sind dank der mobilen Gesundheitsversorgung des Roten Kreuzes nun gut versorgt. Foto: Angela Hill /IFRK

Eine Kugel durchschlug Naimullahs Schulter während der Flucht aus Myanmar. Doch der junge Mann lief weiter und weiter Richtung Bangladesch. Er, seine Frau Johora und ihre fünf Kinder sahen und erlebten Schreckliches, während sie Richtung Grenze flohen. Die Schusswunde zeugt am deutlichsten davon.
Nur ein paar Stunden, nachdem sie ihr Haus in Rakhine verlassen hatten, gebar Ehefrau Johora ihre kleine Tochter Nursahera. Naimullahs Frau hatte nicht einmal Zeit, sich von der Geburt zu erholen, das Leben der Familie war in Gefahr. So flohen sie weiter und weiter und trugen das Neugeborene auf dem Arm.

Fluechtlingscamp Hakimpara bei Cox's Bazar in Bangladesch
In solchen Hütten müssen die aus Myanmar Geflohenen Zuflucht suchen. Es ist Monsunzeit und die hygienischen Verhältnisse sind sehr unzureichend. Foto: Michael Drost-Hansen

Auf dem zehn Tage dauernden Fußmarsch sahen sie Tote und brennende Häuser, erzählt Naimullah. Zwei Flüchtende aus ihrer Gruppe starben, bevor sie das Ufer erreichen konnten, das die Grenze zu Bangladesch markiert. Wochenlang blieb die Schusswunde des Familienvaters unbehandelt, auch nachdem sie im Camp Hakimpara bei Cox’s Bazar notdürftig einen Unterschlupf errichtet hatten.

Jemand erzählte ihm von der kostenlosen Klinik des Bangladeschischen Roten Halbmonds. Dort angekommen, behandelte ihn die Krankenschwester Kozu Tsuda vom Japanischen Roten Kreuz. “Ich habe mich zu Schusswunden fortgebildet, also erkannte ich sofort, worum es ging,” sagt sie. “Die Kugel hatte seine Schulter und seinen Arm komplett durchschlagen und die Wunde war etwa einen Monat alt. Sie hatte sogar schon auf einer Seite zu heilen begonnen. Erstaunlich, dass es nicht stärker infiziert war, denn Naimullah war ja nicht behandelt worden.“

Jetzt trägt er eine graue Schlinge, damit sein Arm ruhig gestellt ist. Oben auf der Schulter trägt er ein weißes Quadrat aus Verbandsmull. Seine Wunde heilt. “Vorher konnte ich nachts kaum schlafen vor Schmerzen.” Dank der Klinik vor Ort muss er seine Familie nicht so lange alleine lassen und kann kostenlos zur Nachsorge gehen. Er ist beruhigt, denn auch seine Kinder können bei Bedarf jederzeit Hilfe bekommen. Mittlerweile ist Töchterchen Nursahera einen Monat alt, es geht ihr gut.

Aus Rakhine geflohener Junge schläft auf Plastikplane
Ein paar Habseligkeiten und nichts als eine Plastikplane zum Schutz gegen den Monsunregen. Foto: AJGHANI, Bangladeschischer Roter Halbmond

>> Erfahren Sie hier mehr über unsere Hilfe für die Flüchtlinge aus Rakhine

Annähernd 600.000 Flüchtlinge aus Rakhine, Myanmar haben seit August Zuflucht in Bangladesch gesucht. Zehntausende sind noch auf dem Weg. Neben Nahrung, sauberem Wasser und einer schützenden Unterkunft benötigen sie auch medizinische Versorgung. Das Rote Kreuz hat deshalb ein mobiles Krankenhaus in die Flüchtlingsregion um Cox’s Bazar geschickt. Zusätzlich helfen mobile Gesundheitsteams, an denen sich auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) beteiligt, bei der Versorgung der Menschen.

Geschrieben von:

Angela Hill Angela Hill
Angela Hill kommt aus Kanada und ist freie Journalistin und Kommunikationsdelegierte der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Sie berichtet derzeit (Herbst 2017) aus Bangladesch über die Lage der aus Myanmar geflüchteten Menschen.

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