
Auf über 20 Jahre Zusammenarbeit blicken das Deutsche Rote Kreuz und seine Schwersterorganisation, der Somalische Rote Halbmond (SRCS) in Somaliland, zurück. Die Republik Somaliland, seit 1991 de facto ein unabhängiges Land, befindet sich im Norden des vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg in Mitleidschaft gezogenen Somalias. Während viele Menschen, und so auch ich, bei dem Wort Somalia als erstes an einen gescheiterten Staat denken, so assoziiere ich mit “Somaliland” mittlerweile Stabilität, Unabhängigkeit und Hoffnung, gleichzeitig allerdings auch Isolation, Armut und den Kampf ums Überleben.

Perspektiven für junge Menschen in Somaliland
Vor gut einem Jahr hat es mich in die Landeszentrale des Roten Halbmondes nach Hargeisa verschlagen. Das DRK unterstützt hier den SRCS dabei, die Jugendlichen des Landes sowie die Freiwilligen des SRCS durch Zugang zu Bildung und Schulungen zu stärken und so zu einer funktionierenden Zivilgesellschaft beizutragen. Damit addressiert das DRK die hohe Jugendarbeitslosigkeit (ca. 70%), denn die traditionell nomadisch lebende Somaliländische Gesellschaft kämpft vor allem mit Perspektivlosigkeit der jungen Generation.
Mein somaliländischer Kollege Khadar ist Projektmanager des “Jugend- und Freiwilligenprojekts”, dessen Umsetzung seit 2009 vom DRK unterstützt wird. Es stärkt Khadars Abteilung und gibt landesweit Jugendlichen die Möglichkeit, an Unterricht zu Alphabetisierung, Mathematik, Sportaktivitäten und dem Umgang mit dem Computer teilzunehmen.

Jede/r Jugendliche kann zudem einen Erste-Hilfe-Kurs belegen und sich als Freiwillige/r des SRCS verpflichten. Als Volontäre organisieren diese engagierten Jugendlichen dann u.a. Aufklärungsarbeit zu Frauenbeschneidung und HIV/AIDS oder inszenieren Vorführungen zur Sensibilisierung der Gefahren von auf der Migrationsroute nach Europa. Auch Umweltprobleme und der Umgang mit Konflikten werden thematisiert. Im Gegenzug erhalten die Freiwilligen z.B. Theater- und Englischunterricht sowie Trainings zu Konfliktlösung, Fundraising oder dem Schreiben von Bewerbungen.

Seit dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts im Jemen betreuen die Freiwilligen auch Geflüchtete, von denen wöchentlich zwischen 50 und 100 Personen die Somaliländische Hafenstadt Berbera erreichen. Diese werden mit Erster Hilfe versorgt, bekommen ggf. Impfungen und haben die Möglichkeit, den Suchdienst nach Familienangehörigen in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig sind SRCS Freiwillige bei der Verteilung von Wasser und Nahrungsmittelrationen im Westen des Landes im Einsatz, wo seit Monaten eine schwere Dürre herrscht.

Die jahrzehntelange Zusammenarbeit von SRCS und DRK prägt beide Organisationen und hat eine sehr freundliche Arbeitsgrundlage geschaffen. Profitieren kann davon vor allem die Gesellschaft Somalilands, die durch Klimawandel, schwelende Konflikte und Perspektivlosigkeit immer noch zu den vulnerabelsten und ärmsten Menschen dieser Welt gehören. Mittel- bis langfristig ist die größte Herausforderung, den Somalischen Roten Halbmond enger mit der lokalen Wirtschaft, der Somaliländischen Regierung und anderen Organisationen zu verzahnen und somit eine starke Rothalbmondgesellschaft zu schaffen, die sich irgendwann autark um die Bedürfnisse der Bevölkerung kümmern kann.
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• Projektbeschreibung: Resilienz beim Klimawandel
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Fotos: Benjamin Straube/DRK, SRCS Somaliland