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Vor einigen Monaten wurde Ahmad Al-Najem, der Einsatzleiter des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes (SARC), eines Tages dazu aufgerufen, die Evakuierung einer Kleinstadt in einer schwer zugänglichen Gegend in Syrien zu unterstützen. Als er mit einem seiner Kollegen den letzten Checkpoint vor der Stadt erreichte, wurden sie aufgefordert, zu Fuß durch die Pufferzone zu laufen. , Er sollte überprüfen, ob die lokale Gemeinde bereit für die Umsiedlung war.
Da die Zeit drängte, begannen die beiden die 600 m Niemandsland zu den wartenden Menschen zu durchqueren. Abgesehen von dem Rotkreuz-/Rothalbmond-Emblem auf ihren Westen machten sie dies ohne jeglichen Schutz. Sie hatten Angst, vertrauten aber darauf, dass die Vereinbarung der Konfliktparteien eingehalten wurde und ihnen nichts auf diesem verlassenen Abschnitt zustoßen würde.
Nur das Wertvollste
Als sie erleichtert und ohne weitere Zwischenfälle die andere Seite erreicht hatten, vereinbarten sie mit der Gemeinde die Evakuierung in zwei Tagen durchzuführen. Ein notwendiger Plan, da mehr als 2.000 Menschen mit ihrem Hab und Gut auf die Umsiedlung warteten. Ihre Habe bestand aus dem wertvollsten, was sie einst besaßen:, Nur ein kleiner Teil, den sie behalten wollten.
Plötzlich trat ein alter Mann auf Ahmad zu, um ihn um Hilfe zu bitten. Er wollte seinen einzigen Besitz mit sich auf die Reise in das neue Leben nehmen: seine zwölf Ziegen. Ahmad war zunächst sehr überrascht über diesen Wunsch, merkte aber, dass die zwölf Ziegen alles für den alten Mann bedeuteten und wie wichtig es für ihn war, sie nicht zurückzulassen. Ahmad wollte helfen.
Wo ist der alte Mann mit den Ziegen

Er sagte dem alten Mann, dass er heute nicht den Bus nehmen und bis zum nächsten Tag auf ihn warten sollte. Er telefonierte mit seinen Vorgesetzten, um einen Pick-up Truck zu organisierren und rechtzeitig die notwendigen Genehmigungen zu erhalten. Da eine solche Bitte zuvor niemals gestellt wurde, waren alle sehr überrascht. , Aber trotzdem wollte jeder irgendwie helfen.
Als Ahmad am nächsten Morgen die Stadt erreichte, konnte er den alten Mann nirgends finden. Er fragte überall, ob irgendjemand ihn gesehen hatte. Ihm wurde gesagt, er solle in dem Bus suchen, der gerade dabei war, die Stadt zu verlassen. Ahmad erreichte den Bus gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Checkpoint und fand den alten Mann in dem Bus wieder. Er war auf dem Weg, die Stadt zu verlassen.
Ahmad rief: „Los geht’s, ich habe den Pick-up Truck bekommen, lass uns deine Ziegen holen!“ Aber der alte Mann schaute ihn nur traurig an und sagte: „Ich habe sie diesen Morgen freigelassen.“
Eine Flüchtlingsgeschichte aus Respekt und Fürsorge
Als Ahmad zurück im SARC -Büro war, fragte er die Rotkreuz-/Rothalbmond-Partner, ob es möglich wäre, den alten Mann zu unterstützen und neue Ziegen zu kaufen. Es wurde sofort vereinbart, ihn in eines der Programme aufzunehmen. Trotz aller Bemühungen war es bisher jedoch nicht möglich, den alten Mann ausfindig zu machen.
Das SARC und die humanitären Akteure in Syrien arbeiten hart und unermüdlich für die notleidenden und vom Konflikt betroffenen Menschen. Leider haben nicht alle Geschichten ein Happy End.
Trotzdem zeigt diese wahre Geschichte, dass in Situationen des Leids und der Verzweiflung immer auch kleine Zeichen der Hoffnung durchscheinen. Besonders dann, wenn anderen Menschen Respekt und Fürsorge entgegengebracht wird. Das ist die Essenz der Arbeit des SARC und der humanitären HelferInnen in Syrien.
Fotos: SARC
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1 Kommentar zu “Der alte Mann und die Ziegen – Eine Geschichte über Respekt aus Syrien”