Nachdem 2015 Regenfälle in Somalia ausgeblieben sind, ging es für die Menschen am Horn von Afrika ums Überleben. Während der folgenden Dürre versiegte das Wasser, verendeten Tiere, vertrockneten Felder und verwaisten Dörfer. Das DRK leistete akute Nothilfe und füllte mit Lastern Wasserspeicher auf. Nun, da der Regen wieder eingesetzt hat, ist die schlimmste Not überwunden, doch die Lebensgrundlagen sind zerstört. Deshalb bleibt das DRK weiterhin vor Ort, um zu helfen – ein Rück- und Ausblick.

Gemeinsam mit dem Finnischen Roten Kreuz (FRC) und finanziert durch die Europäische Union stand das DRK dem Somalischen Halbmond und den Menschen vor Ort während der Dürre bei. Der DRK-Delegierte Kamwati Wango erinnert sich an eine Wasserlieferung im Dorf Hara-Adad im westlichen Somaliland vor wenigen Monaten und an die Menschen, die er dort getroffen hat.
Ein Video zur dramatischen Lage in Somalia:
Rückblick: Nothilfe während der Dürre in Somalia
Es ist früh am Morgen, als der Wassertransportwagen eintrifft und seine Last in den Berkad entleert. In einem Gebiet, das seit mehreren Jahren unter schweren Dürren leidet, ist das Wasser, das der Somalische Rote Halbmond bringt, eine Rettungsleine.
„Ich könnte ohne diese Hilfe nicht überleben“, sagt Adar Aden, die zur Wasserstelle gekommen ist. „Alle meine Kinder leben anderswo. Ich bin ganz alleine.” Adar Aden weiß nicht, wie alt sie ist. Lächelnd fragt sie mich, ob ich es nicht in ihrem Gesicht ablesen könne. Die tiefen Linien und Falten zeugen von einem langen und harten Leben. Die letzten drei Jahre waren hier besonders hart, weil der Regen unberechenbar geworden ist. Es regnete entweder zur falschen Zeit, in der falschen Menge oder gar nicht. Nun ist die Erde unfruchtbar und staubig. Weder Nahrung für Menschen, noch für Tiere kann auf ihr angebaut werden. Das Wetterphänomen El-Niño – verstärkt durch den Klimawandel – hat die Region hart getroffen.

Die Dürre trieb die Menschen weg
Dorfvorsteher Abdi Jama Ismail sagt, dass mehr als die Hälfte der Bewohner des Dorfes nach Hargeisa, der Hauptstadt von Somaliland, oder in andere Städte gegangen sind – auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Viele der traditionellen Hütten stehen mittlerweile leer.
„Ich habe einige meiner Kinder zu Verwandten in die Stadt geschickt. Wir sind abhängig von der Hilfe der Familie und den Hilfsorganisationen „, sagt die 30-jährige Osób Dahir, während sie in ihrer Hütte Tee zubereitet. Morgens macht sie ihren Kindern Tee und ein dünnes, traditionelles Sauerteigbrot. Zum Mittagessen verspeisen sie Reis, am Abend etwas Brot.
Zerstörte Lebensgrundlagen und Starthilfe nach der Dürre
„Nur Regen kann mir ein Lächeln abgewinnen“, erzählte der 34-jährige Deik Ibrahim Hassan, der acht Kinder zu ernähren hat, Kamwati Wango. Vor der Dürre hatte Deik, wie viele andere hier, Mais, Durra, Sojabohnen und Gemüse angebaut. Zwanzig Kühe und zwanzig Ziegen und Schafe lieferten Milch und Fleisch, das Vieh graste ganz in der Nähe des Dorfes. Doch aufgrund der Dürre waren die vier verbliebenen Ziegen so abgemagert, dass sie keine Milch mehr gaben. Einige der Rinder waren gestorben, die übrigen Tiere musste er verkaufen.

Inzwischen hat der Regen wieder eingesetzt und Menschen wie Deik Ibrahim Hassan vor noch größerer Not bewahrt. Doch die Folgen der Dürre lasten immer noch auf ihnen. So ist der Boden derart ausgedorrt und hart, dass er kein Wasser aufnehmen kann. Ihre Felder zu bestellen und zu säen, ist für die Kleinbauern unter diesen Umständen nahezu unmöglich. “ „Wir haben keine Tiere mehr, die uns bei der Arbeit helfen und wir hatten hier noch nie einen Traktor“, so Deik Ibrahim Hassan.
Deshalb hilft das DRK, die zerstörten Lebensgrundlagen wieder herzustellen: Kleinbauern erhalten durch bereit gestellte Traktoren Unterstützung in der Feldarbeit, und besonders gefährdete Haushalte bekommen finanzielle Hilfen. Darüber hinaus erneuern wir zum Beispiel alte Wasserbecken und Dämme und engagieren uns unter anderem auch in der Gesundheitsversorgung.
Fotos: Tatu Blomqvist/ Finnisches Rotes Kreuz, Aapo Huhta/ Finnisches Rotes Kreuz
Die Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (ECHO) wurde 1992 gegründet. ECHO unterstützt Nothilfeprojekte in den meisten Konflikt- und Katastrophengebieten auf der Welt. Mehr Informationen zu ECHO finden Sie hier: http://ec.europa.eu/echo/index_en.htm