Von Christina Duschl
Vor fast einem Jahr bin ich zum zweiten Mal mit dem Deutschen Roten Kreuz in den Auslandseinsatz gegangen. Nach über drei Jahren in der Karibik und Lateinamerika, führte mich meine Mission dieses Mal in den Jemen, das südlichste Land der arabischen Halbinsel.
Ein Land, dessen Bewohner obwohl hoffnungsvoll nach dem Arabischen Frühling 2011 nun weiter in unstabilen politischen Verhältnissen, Armut und zunehmender Hungersnot leben. In den Medien hört man von diesem Land, oft nur negative Schlagzeilen – Entführungen, politische Spannungen,Terrorismus.
Meine Arbeit für das DRK hat mir die Möglichkeit gegeben, Land und Leute auf eine ganz andere und wunderbare Weise kennenzulernen. Obwohl die Sicherheitslage zunehmend schwieriger wird, hatte ich Gelegenheit, in unsere Projektgebiete in entlegenen Gemeinden zu fahren und die Gastfreundschaft und Offenheit der Jemeniten hautnah zu erleben. Zu den Höhepunkten dieser Projektbesuche gehörte für mich immer das gemeinsame Mittagessen (am Boden und ohne Besteck), das traditionell geschlechtergetrennt stattfindet.
Als europäische Frau hatte ich allerdings das große Glück, einen Einblick in beide Welten gewährt zu bekommen. Aber auch in der Hauptstadt Sanaa konnte ich die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen jeden Tag miterleben. Auch nach einem Jahr habe ich mich nach wie vor gefreut, von Fremden auf der Straße mit einem „Hello, Welcome to Yemen“ begrüßt zu werden.
Eines der Projekte des DRK im Jemen unterstützt die Stärkung der Jugendbewegung innerhalb des Roten Halbmondes. Seit Juni 2012 arbeiten wir hierfür zusammen in 16 Gemeinden, um den Jugendlichen bessere Perspektiven zu geben und sie für gemeinnützige Tätigkeiten zu motivieren und so die Zivilgesellschaft zu stärken.

Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ wurden dabei Jugendklubs in den Gemeinden gegründet, in denen die jungen Freiwilligen Schulungen zu verschiednen Themen wie Gesundheit und Erster Hilfe bekommen und einen geschützten Raum haben, in dem sie sich treffen können und zusammen an Initiativen zur Verbesserung der Lebensumstände in ihren Heimatdörfern arbeiten können.
So konnten bisher beispielsweise Aufklärungskampagnen über bessere Hygienepraktiken durchgeführt werden. Durch die gezielte aktive Einbindung von weiblichen Freiwilligen wird sichergestellt, dass in einem Land wie dem Jemen, in dem die Lebensräume von Männern und Frauen traditionell getrennt sind, beide Lebenswelten zu gleichen Teilen berücksichtigt werden.
Um die Nachhaltigkeit und das Bestehen der Jugendklubs zu sichern, wird das DRK zusammen mit dem Jemenistischen Roten Halbmond in allen 16 Jugendklubs Strategien für einkommenschaffende Aktivitäten erarbeiten. Dazu gehören zum Beispiel das Produzieren und Verkaufen von Kunsthandwerk oder Kleidung, damit die jungen Frauen und Männer sich auch in Zukunft für ihre Heimatdörfer einsetzen können.
In wenigen Tagen endet mein Einsatz nach einem faszinierenden, aber auch anstrengenden Jahr. Die Arbeit des Jemenitischen Roten Halbmonds und des DRK geht allerdings nach wie vor weiter und dafür wünsche ich meinen Kolleginnen und Kollegen alles Gute!