Eine syrische frau mit schwarzem Kopftuch im Flüchtlingscamp Zahrani im Libanon

Syrien: Flucht in den Libanon

Am 06.02.2017 von Dr. Dieter Schütz
Syrische Frau im Flüchtlingscamp Zahrani
Diese Syrerin lebt unter sehr einfachen Bedingungen im Flüchtlingscamp Zahrani im Libanon.

Flüchtlingscamp Zahrani (Libanon) im Januar 2017

Da ist der Blick dieser Frau, der einen nicht so schnell loslässt. Mit ihrem schwarzen Kopftuch und dem leuchtend lila Gewand strahlt die Syrerin einen Stolz und eine Würde aus, die man in dieser  Umgebung, zwischen provisorischen Zelten und Bretterverschlägen, gar nicht erwartet. Sie schaut mich durch meine Kamera direkt an. Was will ihr Blick mir sagen?

Zwei syrische Frauen und zwei Kinder im Flüchtlingscamp Zahrani
Etwa 110 syrische Familien sind im Flüchtlingscamp Zahrani (Libanon) untergebracht. Viele Flüchtlinge leben in informellen Zeltsiedlungen, auf Baustellen, in leerstehenden Gebäuden, Schulen oder dürftigen Eigenkonstruktionen.

„Schau her. Ich komme aus einem Land, das in der arabischen Welt einmal für seinen  hohen Lebensstandard bekannt war. Jetzt wohne ich in diesem armseligen Flüchtlingscamp, zwischen einer Ölraffinerie und morastigem Gelände. Wenn der Sommer heiß und trocken ist, wird der kleine Bach, der hier vorbeiführt, schon mal zu einer stinkenden Kloake. Aber ich gehöre nicht zu den hunderttausenden Todesopfern, die der Bürgerkrieg in meiner Heimat bisher gefordert hat. Ich beklage mich nicht. Sieh zu, dass du deine Fotos vielen Menschen zeigst, damit wir von der Welt nicht vergessen werden.“

Eine syrische Frau und ein kleiner Junge im Flüchtlingscamp Zahrani im Libanon.
Ein Leben zwischen Zelten und Bretterverschlägen: So sieht es im Flüchtlingscamp Zahrani in der Nähe von Saida aus.

Für viele Syrer ist das Nachbarland Libanon die erste Station auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat. Im  Zahrani Camp in der Nähe der libanesischen Stadt Saida leben etwa 110 Familien in sehr einfachen Verhältnissen. Die Zahl der registrierten syrischen Flüchtlinge im Libanon ist mittlerweile auf über eine Million angestiegen. Hinzu kommen rund 500.000 Palästinenser, die zum Teil schon seit Jahrzehnten hier leben. In einem Land mit gerade mal 5,8 Millionen Einwohner heißt das: Jede vierte Person ist heute ein Flüchtling. Da es im Libanon keine offiziellen Flüchtlingscamps gibt, leben die Syrer in über 1.700 libanesischen Aufnahmegemeinden im ganzen Land zerstreut, schwerpunktmäßig im Bekaa-Tal sowie in den nördlichen Grenzdistrikten.

Ein syrischer Flüchtlingsjunge im libanesischen Flüchtlingscamp Zahrani.
Ein Junge im Flüchtlingscamp Semakeyat: Mittlerweile sind über eine Million syrische Flüchtlinge im Libanon offiziell registriert.

Zahlreiche syrische Familien haben sich jedoch in informellen Zeltsiedlungen, auf Baustellen, in leerstehenden Gebäuden, Schulen oder dürftigen Eigenkonstruktionen niedergelassen. Viele libanesische Gemeinden sind  an einem kritischen Punkt angelangt, Gesundheitsdienste überlastet. In manchen Dörfern im Norden lebten mittlerweile mehr Syrer als Libanesen, erzählt Georges Kettaneh, Generalsekretär des Libanesischen Roten Kreuzes. Viele Flüchtlinge verdingen sich notgedrungen als billige Arbeitskraft, was wiederum oft  zu sozialen Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung führt.

Mitarbeiter des Libanesischen Roten Kreuzes mit syrischen Flüchtlingskindern im Camp Zahrani.
Zwei Mitarbeiterinnen des Libanesischen Roten Kreuzes betreuen syrische Kinder im Flüchtlingscamp Semakeyat im nördlichen Grenzgebiet zu Syrien.

Das DRK unterstützt das Libanesische Rote Kreuz, das den Flüchtlingen mit der Verteilung von Nahrungsmittel- und Hygienepaketen, mit Bargeld, Gutscheinen und der Betreuung von Kindern hilft. Gerade in den Grenzgebieten leistet das Rote Kreuz unter anderem Erste Hilfe und übernimmt den Transport von kranken und verletzten syrischen Flüchtlingen in die Krankenhäuser der Region.

Fotos: DRK / Dieter Schütz

>>Lesen Sie hier, wie das DRK das Libanesische Rote Kreuz unterstütz

>>Erfahren Sie hier mehr zur Hilfe des DRK in Syrien

>>Lesen Sie hier Dr. Schütz‘ Reisebericht aus Homs, Syrien

Geschrieben von:

Presseprecher Dr. Dieter Schütz Dr. Dieter Schütz
DRK-Pressesprecher Dr. Dieter Schütz schildert seine Eindrücke aus dem weltweit größten Flüchtlingscamp Kutupalong Ende des Jahres 2018. 2017 war er gemeinsam mit DRK-Generalsekretär Christian Reuter in Syrien zu Besuch beim Syrischen Arabischen Roten Halbmond und berichtete u.a. im Libanon von der Lage dort.

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