Foto: Ein geflüchteter syrischer Vater mit seinem Kind auf dem Arm vor seinem Haus

Flüchtlinge in Jordanien: Bargeldhilfe zum Überleben

Am 07.02.2017 von DRK-Team

Foto: Ein geflüchteter syrischer Vater mit seinem Kind auf dem Arm vor seinem Haus

Drei Jahre schon lebt Nayef mit seiner Frau, seinen zwei Söhnen und drei Töchtern in Jordanien. Die Familie ist aus Syrien geflohen und seither drei Mal umgezogen. Das Haus, in dem sie wohnen, ist in einem schlechte Zustand, das Dach ist undicht, im Winter regnet es rein. „Aber wir wollen nicht umziehen, die anderen Wohnungen sind einfach zu teuer“, sagt Nayef. „Wir mussten Schulden machen, um uns überhaupt eine Wohnung leisten zu können“. Die Nachbarn haben regelmäßig Essen gebracht, um der Familie zu helfen.

Bargeldhilfe vom Deutschen Roten Kreuz

Foto: Ein geflüchteter syrischer Vater mit seiner Tochter - er erhält Bargeldhilfe vom DRK
Nayef mit seiner jüngsten Tochter in der Wohnung der Familie

Seit Januar 2016 jedoch erhält Nayefs Familie eine finanzielle Unterstützung vom DRK und dem Jordanischen Roten Halbmond – 155 Jordanische Dinar, rund 200 Euro pro Monat. „Davon können wir jetzt unsere Miete bezahlen“, sagt der Vater erleichtert. Den Rest des Geldes investiert die Familie in Dinge, die sie gerade am dringensten braucht: „Wir kaufen zum Beispiel Windeln und Babyprodukte für unsere jüngste Tochter, aber auch Reinigungsmittel.“

Um sich auf den Winter vorzubereiten, haben Nayef und seine Frau einmalig zusätzlich 250 Jordanische Dinar, etwa 328 Euro, erhalten – für warme Kleidung oder Gas zum Heizen.

Die finanzielle Hilfe erhalten die Empfänger bei der Bank, an einem Automaten, der die Augen scannt. „Einmal hatte ich Probleme beim Abholen des Geldes. Auch beim dritten Bankbesuch wollte es nicht klappen“, erinnert sich Nayef. „Da habe ich die Hilfshotline vom Roten Kreuz angerufen. Die Dame am Telefon hat mir schnell und freundlich geholfen.“

Das Leben in einem anderen Land

Vor dem Krieg hat der Familienvater in Syrien als Fahrer gearbeitet. „Jetzt kann ich nicht mehr arbeiten, weil ich eine Herzkrankheit habe und weil ich in Jordanien nicht als Fahrer arbeiten darf.” Um Geld zu verdienen, hat Nayefs 14-jähriger Sohn die Schule verlassen. Für Geschäfte trägt er Waren an ihren bestimmten Ort. Nayefs zweiter Sohn geht noch zur Schule, doch die beiden Töchter im Schulalter wurden von der jordanischen Schule abgelehnt, weil sie in Syrien bereits drei Jahre die Schule nicht besuchen konnten.

Foto: syrische Kinder spielen mit einem Karton auf der Straße
Geflüchtete syrische Kinder in Jordanien: Nicht alle können zur Schule gehen.

Der Familienvater erzählt: „Als Flüchtling in einem anderen Land als meinem Heimatland zu leben, ist ein großes Problem für mich – ohne Arbeit, ohne dass meine Kinder raus können. Manchmal fühle ich mich wie in einem Gefängnis. Aber das Schlimmste ist, dass ich meinen Kindern nicht alles geben kann, das sie brauchen.“

Die jordanische Bevölkerung ist sehr hilfsbereit

Trotzdem sei Jordanien  in der Region das beste Gastland für Flüchtlinge, sagt Nayef. „Die Jordanier brauchen zwar selbst Hilfe, aber sie helfen uns Syrern dennoch. Ich habe einige jordanische Freunde.“ Wenn es aber eine Lösung für Syrien gibt, möchte Nayef wieder in sein Heimatland zurückkehren.

Das Deutsche Rote Kreuz unterstützt mit finanzieller Förderung durch das Auswärtige Amt hilfsbedürftige Menschen in Jordanien beispielsweise in Form von Bargeldhilfen, durch Gesundheitsaufklärung oder Erste-Hilfe-Trainings . Diese Hilfe kommt insbesondere syrischen Flüchtlingen sowie den jordanischen Aufnahmegemeinden zugute.

Foto Jordanischer Roter Halbmond, Ibrahim Malla/ IFRC

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DRK-Team
Als DRK-Team stellen unter anderem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Online-Redaktion des Deutschen Roten Kreuzes Persönlichkeiten oder Schicksale vor und führen Interviews.

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