Im Mai 2019 bin ich – in meiner Funktion als Referentin für Unternehmenskooperation – mit dem Deutschen Roten Kreuz nach Kirgistan gereist, um einen Einblick in unser Programm „Forecast-based Financing“ zu erhalten, welches von der Deutsche Bank Stiftung gefördert wird. Es war meine erste Reise „ins Feld“, und sie ist unvergesslich.

Nach einer turbulenten 19-stündigen Anreise sind wir schließlich in Bischkek angekommen und wurden vom Kirgisischen Roten Halbmond und der DRK-Delegation vor Ort empfangen. Noch am selben Tag sind wir in die bergige Region von Naryn gefahren. Schon auf dem Weg konnten wir die Schönheit der Landschaft bewundern: Kirgistan besteht zu 94 Prozent aus Gebirge und liegt 1.000 Meter über dem Meeresspiegel – ein wunderbares Land, wo es allerdings im Winter sehr kalt werden kann. Regelmäßig ist Kirgistan von Kältewellen betroffen, bei denen die Temperaturen bis minus 35 Grad sinken.

Enorme Herausforderungen für die Menschen
Am nächsten Tag haben wir Familien in den Dörfern Özgorüsh und Tash-Bashat getroffen. Die Mehrheit waren Frauen, deren Männer im Ausland arbeiten, um ihre Familien versorgen zu können. Es wird geschätzt, dass 600.000 bis 1.200.000 Kirgisen als Arbeitsmigranten in den Nachbarländern arbeiten, mehrheitlich in Russland.

Eine von diesen Frauen war Anarkul. Anarkul hat sieben Kinder. Da sie als Geographielehrerin in Özgorüsh arbeitet, bekommt sie keine sozialen Leistungen vom Staat. Ihr Haus hat keine gute Wärmeisolation. Um die Kältewellen im Winter zu überleben, verkauft sie ihr Vieh, damit sie Kohle kaufen kann, um das Haus zu heizen.
So wie Anarkul geht es vielen Menschen in der Region von Naryn. Sie wohnen in unfertigen Häusern, da ihnen finanzielle Mittel fehlen.
Schon im Voraus helfen

Der Kirgisische Rote Halbmond und das Deutsche Rote Kreuz arbeiten zusammen, um Familien, die besonders von Kältewellen betroffen sind, schon im Vorfeld zu helfen.
Forecast-based Financing ist ein Programm, das finanzielle Mittel für humanitäre Hilfe auf Basis von detaillierten Vorhersagen und Risikoanalysen bereitstellt, um die Auswirkungen von Katastrophen oder Extremwetter zu verringern. Dank der Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung führen wir seit Beginn des Jahres auch in Zentralasien ein Pilotprojekt durch.

In Kirgistan wird Forecast-based Financing (FbF) eingesetzt, um der Bevölkerung schon vor Einbruch der Kälte dabei zu helfen, sich vor den Kältewellen zu schützen.
Momentan sind wir dort in der Assessment-Phase: Wir treffen betroffene Menschen, sprechen mit ihnen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und anschließend die passenden Maßnahmen einzuleiten.
Diese Reise war für mich eine einmalige Gelegenheit, die Arbeit des Roten Kreuzes in Kirgistan und die konkreten Schritte der Entwicklung von Forecast-based Financing dort kennenzulernen.

» Erfahren Sie mehr über unser FbF-Projekt in Kirgistan.
» Lesen Sie mehr Blogbeiträge über dieses Projekt.
Fotos: DRK; Nargiz Chynalieva/DRK