Foto: Kirgisische Familie vor ihrem Haus

Forecast-based Financing in Kirgistan: Schutz vor Kältewellen

Am 21.08.2019 von Violette Matuszewski

Sandstraße in Kirgistan

Im Mai 2019 bin ich – in meiner Funktion als Referentin für Unternehmenskooperation –  mit dem Deutschen Roten Kreuz nach Kirgistan gereist, um einen Einblick in unser Programm „Forecast-based Financing“ zu erhalten, welches von der Deutsche Bank Stiftung gefördert wird. Es war meine erste Reise „ins Feld“, und sie ist unvergesslich.

Eine Kirgisische Familie vor ihrem einfachen Haus
Mehr als 70 Prozent der Kirgisinnen und Kirgisen leben auf dem Land, ihre Lebensgrundlage ist die Landwirtschaft.

Nach einer turbulenten 19-stündigen Anreise sind wir schließlich in Bischkek angekommen und wurden vom Kirgisischen Roten Halbmond und der DRK-Delegation vor Ort empfangen. Noch am selben Tag sind wir in die bergige Region von Naryn gefahren. Schon auf dem Weg konnten wir die Schönheit der Landschaft bewundern: Kirgistan besteht zu 94 Prozent aus Gebirge und liegt 1.000 Meter über dem Meeresspiegel – ein wunderbares Land, wo es allerdings im Winter sehr kalt werden kann. Regelmäßig ist Kirgistan von Kältewellen betroffen, bei denen die Temperaturen bis minus 35 Grad sinken.

Zwei Esel vor einem Stall in Kirgistans Bergen
Katastrophen wie Sturzfluten, Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren, die sowohl Felder als auch Viehbestände massiv schädigen, bedrohen immer wieder Existenz der Menschen.

Enorme Herausforderungen für die Menschen

Am nächsten Tag haben wir Familien in den Dörfern Özgorüsh und Tash-Bashat getroffen. Die Mehrheit waren Frauen, deren Männer im Ausland arbeiten, um ihre Familien versorgen zu können. Es wird geschätzt, dass 600.000 bis 1.200.000 Kirgisen als Arbeitsmigranten in den Nachbarländern arbeiten, mehrheitlich in Russland.

Helfer im Gespräch mit einer kirgisischen Mutter
Kältewellen setzen Anarkul und ihrer Familie immer wieder zu.

Eine von diesen Frauen war Anarkul. Anarkul hat sieben Kinder. Da sie als Geographielehrerin in Özgorüsh arbeitet, bekommt sie keine sozialen Leistungen vom Staat. Ihr Haus hat keine gute Wärmeisolation. Um die Kältewellen im Winter zu überleben, verkauft sie ihr Vieh, damit sie Kohle kaufen kann, um das  Haus zu heizen.

So wie Anarkul geht es vielen Menschen in der Region von Naryn. Sie wohnen in unfertigen Häusern, da ihnen finanzielle Mittel fehlen.

Schon im Voraus helfen

Kirgistan: Rotkreuzmitarbeiter im Gespräch in einem Büro
Im Gespräch: DRK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter und Vertreter des Roten Halbmonds in Kirgistan

Der Kirgisische Rote Halbmond und das Deutsche Rote Kreuz arbeiten zusammen, um Familien, die besonders von Kältewellen betroffen sind, schon im Vorfeld zu helfen.
Forecast-based Financing ist ein Programm, das finanzielle Mittel für humanitäre Hilfe auf Basis von detaillierten Vorhersagen und Risikoanalysen bereitstellt, um die Auswirkungen von Katastrophen oder Extremwetter zu verringern. Dank der Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung führen wir seit Beginn des Jahres auch in Zentralasien ein Pilotprojekt durch.

Familie in Kirgistan vor ihrem Gehöft mit Rohbau
Dank des DRK-Projekts werden sich ländliche Familien in Kirgistan künftig besser vor Extremwetter schützen können.

In Kirgistan wird Forecast-based Financing (FbF) eingesetzt, um der Bevölkerung schon vor Einbruch der Kälte dabei zu helfen, sich vor den Kältewellen zu schützen.

Momentan sind wir dort in der Assessment-Phase: Wir treffen betroffene Menschen, sprechen mit ihnen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und anschließend die passenden Maßnahmen einzuleiten.

Diese Reise war für mich eine einmalige Gelegenheit, die Arbeit des Roten Kreuzes in Kirgistan und die konkreten Schritte der Entwicklung von Forecast-based Financing dort kennenzulernen.

Rotkreuz- und Rothalbmondmitarbeiter laufen durch ein Dorf
Rundgang: Violette Matuszewski und ihre Kolleginnen und Kollegen machen sich ein Bild von der Situation vor Ort.

» Erfahren Sie mehr über unser FbF-Projekt in Kirgistan.

» Lesen Sie mehr Blogbeiträge über dieses Projekt.

Fotos: DRK; Nargiz Chynalieva/DRK

Geschrieben von:

Violette Matuszewski
Violette Matuszewski ist Referentin für Unternehmenskooperation beim Deutschen Roten Kreuz. Sie betreut das Thema Forecast-based Financing.

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