Foto: Nepalesinnnen laufen über eine lange Brücke

Harte Realität in Nepal: weite Fußmärsche zur Gesundheitsstation

Am 31.07.2015 von Dr. Johannes Schad

Foto: Eine Nepalesin läuft über eine lange Brücke

Ich bin seit 20 Jahren für das Rote Kreuz tätig. Im Auslandseinsatz bin ich schon in Haiti, im Irak, im Gazastreifen, den Philippinen und zuletzt in Liberia gewesen. Mich persönlich beeindruckt immer wieder, in was für unterschiedlichen Regionen und Umständen die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung arbeitet und wie wir die Menschen dort trotzdem immer wieder gut unterstützen können.

Foto: Ein Behandlungsplatz in der Gesundheitstation des DRK in Singati.
In der Basisgesundheitsstation können einfache OPs ausgeführt und Kinder zur Welt gebracht werden.

Viele haben eine romantische Vorstellung von Nepal, doch ist es nicht leicht hier zu arbeiten. Ich befinde mich momentan in Singati, einer abgelegenen Gegend im Dolakha-Distrikt und es ist schon allein mühselig, hierhin zu kommen. Das Nepalesische Rote Kreuz und das Gesundheitsministerium haben um Unterstützung für einen Einsatz hier gebeten, deswegen hat das DRK gemeinsam mit dem Finnischen und Französischen Roten Kreuz eine Gesundheitsstation eingerichtet. Täglich behandeln wir ungefähr 70 Patienten.

Menschen tragen ihre Angehörigen stundenlang zur Gesundheitsstation

Am Tag vor meiner Ankunft wurde eine Frau in die Klinik gebracht, die eine Fehlgeburt erlitten hatte. Ihre Familienmitglieder trugen sie abwechselnd ganze 11 Stunden lang in einem Korb auf ihren Rücken, um bis hierher zu kommen. Solche Situationen sind hier üblich. Manchmal kann ich aber kaum glauben, dass das die Realität ist.

Foto: Krankentransport zur Gesundheitsstation des DRK in Singati
Die Bedingungen sind besonders in den entlegenen Bergdörfern Nepals sehr einfach.

Die Logistik in Nepal ist äußerst problematisch. Wegen der hohen Berge ist es wie gesagt sehr mühsam für die Patienten hierher zu kommen, sie brauchen oft mehrere Stunden. Auch die Kommunikation ist eine Herausforderung, es ist ja wichtig, dass Informationen in die Dörfer gelangen können. Wir sind dabei sehr vom Nepalesischen Roten Kreuz und den hiesigen Gesundheitsbehörden abhängig. Der gute Kontakt zu ihnen ist wichtig und auch die genaue Kenntnis der Bedürfnisse der Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Da die Monsunzeit begonnen hat, erleben wir jetzt starken Regen, der weitere Herausforderungen mit sich bringt.

Nepalesische Frau
Ein Lächeln belohnt die anstrengene Arbeit.

Es ist schon manchmal atemberaubend, die Geschichten der Leute zu hören. Sie laufen so weit und tragen ihre Familienmitglieder auf dem Rücken. Sie sind auch sehr dankbar, weil sie sonst nach Kathmandu gehen müssten. Die Hauptstadt ist für viele Einwohner unerreichbar. Für mich ist es eine tagtägliche Herausforderung, all diese Menschen zu behandeln.

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Fotos: Emil Helotie/IFRC, IFRC, DRK

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Foto: Portrait eines DRK-Mitarbeiters Dr. Johannes Schad

Der Katastrophenmediziner Dr. Johannes Schad ist DRK-Mitarbeiter in Singati, Nepal. Er leitet dort die mobile Basisgesundheitsstation.

4 Kommentare zu “Harte Realität in Nepal: weite Fußmärsche zur Gesundheitsstation

  1. Ich finde die Arbeit was ihr leistet toll. Ich bin selber auch beim DRK ehrenamtliches Mitglied und bin auch Gesundheits- und Krankenpflegerin. Gibt es die Möglichkeit, sich für so einen Einsatz zu bewerben?

    1. Hallo Kubra,
      entschuldige, dass wir uns erst jetzt melden – und vielen Dank für Deinen Wunsch anderen zu helfen!
      Zu den Jobangeboten haben wir eine deutsche Webseite https://www.drk.de/mitwirken/stellenboerse/ und eine englischsprachige Webseite eingerichtet: https://www.drk.de/en/be-involved/international-vacancies/vacancy-announcements/
      Ein wenig Hintergrundinfos gibt es auch hier: https://www.drk.de/mitwirken/wie-werde-ich-auslandsdelegierter/
      Auf http://www.drk.de gibt es auch einen Überblick über die vielen weiteren Möglichkeiten, sich für andere zu engagieren: https://www.drk.de/mitwirken/der-mensch-im-mittelpunkt-ehrenamt-beim-drk/

      Vielen Dank für das Interesse und viel Erfolg!

      Das DRK-Webteam

    1. Hallo Herr Still, es waren viele verschiedene Arten von Verletzungen und auch infizierte Wunden wegen der mangelnden medizinischen Versorgung und Hygiene. Viele Grüße vom DRK-Webteam.

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