Von Gerhard Tauscher, DRK-Mitarbeiter, derzeit in Doboj, Bosnien
Inzwischen bin ich in Doboj in Bosnien angekommen. Die Stadt ist stark von Überschwemmungen betroffen. Auch hier werden derzeit Hilfsgüter verteilt.
Die 27.000 Einwohner-Stadt Doboj, am Fluss Bosna gelegen, ist eine von den Überschwemmungen am stärksten heimgesuchte Gegend. Der Fluss stieg am 15. Mai über die Schutzdeiche. Der Flußpegel war höher als die Fahrbahnen der Brücken. An den Brücken stauten sich Baumstämme und anderes Treibgut. Dies ließ die Pegelstände zusätzlich weiter ansteigen. Ganze Brücken wurden weggeschwemmt. In nur fünf Minuten stieg das Wasser in der Stadt gut einen Meter an. Autos waren in den braunen Fluten verloren. In den Erdgeschossen aufbewahrte Gegenstände, wie Möbel und Elektrogeräte, waren innerhalb kürzester Zeit nur noch Schrott. Viele Menschen verloren unersetzliche persönliche Gegenstände, wie Photoalben, Urkunden, Briefe und Tagebücher in den Fluten.
Das Rote Kreuz hat am Tag, nach dem das Wasser zurückgegangen ist, an sechs verschiedenen Stellen in der Stadt Ausgabestellen für Hilfsgüter eingerichtet. Ein Zentrallager ist der Anlaufpunkt für die LKWs aus der Hauptstadt Sarajevo. Über dieses Logistiksystem sind auch die Decken, Hygienesets und Babysets des DRK nach Doboj gekommen. Die Hilfsgüter wurden aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanziert.

Auch ich war als Mitarbeiter für das DRK bei der Verteilung in Doboj. 50% der Decken, die nach Bosnien gebracht wurden, werden in Doboj verteilt.

Ich sprach unter anderem mit zwei Menschen, die die Überschwemmungen besonders hart getroffen hat. Jovo Dakovic und Slavko Poslic holten ihre Decke bereits am ersten Tag.
Jovo Dakovic ist Diabetiker, und damit chronisch krank. Ihm wurde ein Bein amputiert. Seine Decke schnürt er als Rolle auf seinen Rucksack und macht sich auf den Nachhauseweg.
Slavko Poslic wurde in den Fluten der Unterarm gebrochen. Eine einer im Wasser treibenden Paletten traf ihn und verursachte den Bruch. Auch er braucht Hilfe dabei, seine Hilfsgüter einzupacken.

Dies sind nur die ersten Betroffenen, denen durch die Verteilung von circa 1.000 Decken, hier in Doboj ein wenig geholfen wird. Mehr als 5.000 Decken werden auch in den Gemeinden Bijelina, Samac, Zenica und Posavina verteilt.