Syrien: Neues Leben zwischen Ruinen in Homs

Am 31.01.2017 von Dr. Dieter Schütz

Ein zerstörter Straßenzug in Homs

Homs im Januar 2017: So ähnlich muss es in vielen deutschen Großstädten am Ende desZweiten Weltkrieges ausgesehen haben: Die Altstadt von Homs ist auf mehreren Quadratkilometern  ein einziges Trümmerfeld. Kein Stein befindet sich mehr auf dem anderen. Die meisten Häuser sind nach heftigen Kämpfen nur noch Ruinen, Krankenhäuser völlig zerstört.

Altstadt von Homs in Syrien
Altstadt von Homs in Syrien.

Lediglich an manchen Straßenecken regt sich zaghaft neues Leben, eröffnet eine Bäckerei oder ein kleiner Laden, spielen Kinder zwischen den Trümmern Fußball oder richten Schreiner gerade ein altes Haus neu ein.

Autot vor zerstörtem Gebäude.
Die Altstadt von Homs ist großflächig zerstört. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern.

Um die Dimension der Zerstörungen zu begreifen, muss man sich zwei Zahlen vor Augen halten: „In der Altstadt von Homs lebten vor dem syrischen Bürgerkrieg etwa 300.000 Menschen. Nur 2.000 Familien sind bislang zurückgekehrt“, sagt Dr. M. Motaz Atassi, der Präsident des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes (SARC) in Homs, bei einem Besuch von DRK-Generalsekretär Christian Reuter vor Ort.

Schreinerarbeiten vor zerstörtem Haus.
Der Syrische Arabische Rote Halbmond hilft praktisch beim Wiederaufbau.

Der Rote Halbmond ermutigt die Menschen zur Rückkehr. Er hilft den Familien, ihre Häuser wieder herzurichten. Die Helfer stellen Trinkwassertanks auf, an denen sich Kinder und Erwachsene bedienen können. Doch niemand wagt eine Prognose,  wie es mit dem Wiederaufbau in der Altstadt weitergeht. Viele neuere Stadtteile wurden von den Kämpfen zwar nicht so stark betroffen. Aber die Folgen der gewalttätigen Auseinandersetzungen sind im gesamten Stadtbild unübersehbar: Der Rote Halbmond schätzt, das von insgesamt zwei Millionen Einwohnern in Homs und Umgebung heute nur noch 500.000 bis eine Million Menschen hier leben.

Mitarbeiter des Syrischen Roten Halbmonds und des DRK in Syrien
DRK-Generalsekretär überzeugt sich vor Ort, wie die Hilfspakete nachverfolgt werden können.

Ohne die rund 2.000 freiwilligen Helfer des Roten Halbmondes sähe vieles sehr viel schlimmer aus. Sie betreuen jeden Monat in Homs und Umgebung 140.000 Familien, verteilen Nahrungsmittel und Hygienepakete mit Windeln für Babys. Der SARC betreibt ein Hospital, Küchen, Bäckereien und evakuiert Zivilisten aus den Kampfgebieten. „Wir helfen, damit die Menschen sich wieder selbst helfen können. Wir sind dabei dankbar für jede Art von Unterstützung“, sagt Dr. M. Motaz Atassi. So sind beim Roten Halbmond in Homs nur zwei Rollstühle vorrätig, für die eine Warteliste mit 200 Personen besteht. Besonders betroffen vom Bürgerkrieg seien die Kinder. „Viele von ihnen sind traumatisiert“, sagt er.

Mann und Kinder vor Wassertanks
Wassertanks des Syrischen Arabischen Roten Halbmonds in der Altstadt von Homs

Das Deutsche Rote Kreuz ist seit Beginn der Krise 2012 in Syrien aktiv an der Nothilfe beteiligt und unterstützt dabei den Roten Halbmond. Allein im Jahr 2016 wurden vom DRK zum Beispiel 234.470 Babykits (Hygieneartikel für Babys und Kleinkinder), 113.814 Hygiene-Kits für Alte und Menschen mit Behinderung sowie 66.200 Nahrungsmittelpakete nach Syrien geliefert. Insgesamt unterstützt das DRK außerdem 25 Lagerhäuser des SARC im ganzen Land. „Durch ein ausgeklügeltes Tracking-System lässt sich dabei genau verfolgen, wo die einzelnen Hilfspakete des DRK ankommen“, sagt DRK-Generalsekretär Reuter.

DRK-Generalsekretär Reuter und Dr. M. Motaz Atassi, der Präsident des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes (SARC) in Homs.
DRK-Generalsekretär Reuter und Dr. M. Motaz Atassi, der Präsident des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes (SARC) in Homs.

Was die freiwilligen Helfer des Roten Halbmondes unter Einsatz ihres Lebens im ganzen Land leisten, ist dabei sehr beeindruckend: Monat für Monat bietet der SARC humanitäre Unterstützung für mehr als 4,5 Millionen Menschen.

Fotos: DRK / Dieter Schütz

>>Erfahren Sie hier mehr zur Hilfe des DRK in Syrien

Geschrieben von:

Presseprecher Dr. Dieter Schütz Dr. Dieter Schütz
DRK-Pressesprecher Dr. Dieter Schütz schildert seine Eindrücke aus dem weltweit größten Flüchtlingscamp Kutupalong Ende des Jahres 2018. 2017 war er gemeinsam mit DRK-Generalsekretär Christian Reuter in Syrien zu Besuch beim Syrischen Arabischen Roten Halbmond und berichtete u.a. im Libanon von der Lage dort.

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