Homs im Januar 2017: So ähnlich muss es in vielen deutschen Großstädten am Ende desZweiten Weltkrieges ausgesehen haben: Die Altstadt von Homs ist auf mehreren Quadratkilometern ein einziges Trümmerfeld. Kein Stein befindet sich mehr auf dem anderen. Die meisten Häuser sind nach heftigen Kämpfen nur noch Ruinen, Krankenhäuser völlig zerstört.

Lediglich an manchen Straßenecken regt sich zaghaft neues Leben, eröffnet eine Bäckerei oder ein kleiner Laden, spielen Kinder zwischen den Trümmern Fußball oder richten Schreiner gerade ein altes Haus neu ein.

Um die Dimension der Zerstörungen zu begreifen, muss man sich zwei Zahlen vor Augen halten: „In der Altstadt von Homs lebten vor dem syrischen Bürgerkrieg etwa 300.000 Menschen. Nur 2.000 Familien sind bislang zurückgekehrt“, sagt Dr. M. Motaz Atassi, der Präsident des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes (SARC) in Homs, bei einem Besuch von DRK-Generalsekretär Christian Reuter vor Ort.

Der Rote Halbmond ermutigt die Menschen zur Rückkehr. Er hilft den Familien, ihre Häuser wieder herzurichten. Die Helfer stellen Trinkwassertanks auf, an denen sich Kinder und Erwachsene bedienen können. Doch niemand wagt eine Prognose, wie es mit dem Wiederaufbau in der Altstadt weitergeht. Viele neuere Stadtteile wurden von den Kämpfen zwar nicht so stark betroffen. Aber die Folgen der gewalttätigen Auseinandersetzungen sind im gesamten Stadtbild unübersehbar: Der Rote Halbmond schätzt, das von insgesamt zwei Millionen Einwohnern in Homs und Umgebung heute nur noch 500.000 bis eine Million Menschen hier leben.

Ohne die rund 2.000 freiwilligen Helfer des Roten Halbmondes sähe vieles sehr viel schlimmer aus. Sie betreuen jeden Monat in Homs und Umgebung 140.000 Familien, verteilen Nahrungsmittel und Hygienepakete mit Windeln für Babys. Der SARC betreibt ein Hospital, Küchen, Bäckereien und evakuiert Zivilisten aus den Kampfgebieten. „Wir helfen, damit die Menschen sich wieder selbst helfen können. Wir sind dabei dankbar für jede Art von Unterstützung“, sagt Dr. M. Motaz Atassi. So sind beim Roten Halbmond in Homs nur zwei Rollstühle vorrätig, für die eine Warteliste mit 200 Personen besteht. Besonders betroffen vom Bürgerkrieg seien die Kinder. „Viele von ihnen sind traumatisiert“, sagt er.

Das Deutsche Rote Kreuz ist seit Beginn der Krise 2012 in Syrien aktiv an der Nothilfe beteiligt und unterstützt dabei den Roten Halbmond. Allein im Jahr 2016 wurden vom DRK zum Beispiel 234.470 Babykits (Hygieneartikel für Babys und Kleinkinder), 113.814 Hygiene-Kits für Alte und Menschen mit Behinderung sowie 66.200 Nahrungsmittelpakete nach Syrien geliefert. Insgesamt unterstützt das DRK außerdem 25 Lagerhäuser des SARC im ganzen Land. „Durch ein ausgeklügeltes Tracking-System lässt sich dabei genau verfolgen, wo die einzelnen Hilfspakete des DRK ankommen“, sagt DRK-Generalsekretär Reuter.

Was die freiwilligen Helfer des Roten Halbmondes unter Einsatz ihres Lebens im ganzen Land leisten, ist dabei sehr beeindruckend: Monat für Monat bietet der SARC humanitäre Unterstützung für mehr als 4,5 Millionen Menschen.
Fotos: DRK / Dieter Schütz