Jemen: Eine ganze Schule auf den Beinen

Am 14.12.2010
Brandübung an einer Schule in Tarim
Brandübung an einer Schule in Tarim

von DRK-Referent Dr. Thorsten Klose

Als wir am frühen Morgen an der Mädchenschule in Tarim ankommen, sind schon alle Lehrer und die 1.700 Schülerinnen auf den Beinen und freuen sich auf die bevorstehende Evakuierungsübung, die für den Vormittag geplant ist. Die Schülerinnen haben sogar kleine Rotkreuzflaggen gebastelt.

Die Schule liegt im jemenitischen Wadi Hadhramaut, etwa eine Flugstunde östlich von der Hauptstadt Sanaa mitten in einem langen Tal, das in den vergangenen Jahren immer wieder von heftigen Überschwemmungen heimgesucht worden ist. Die schlimmste Flut seit Jahrzehnten gab es hier 2008.

Seit knapp zwei Jahren führt das DRK daher im Jemen ein Katastrophenvorsorge-Projekt durch, um Dorfgemeinschaften und Schulen wie in Tarim auf die verschiedenen Katastrophengefahren besser vorzubereiten. Wichtiger Partner ist hierbei der Jemenitische Rote Halbmond.

Im Projekt wurden die Lehrer weitergebildet und unterrichten nun ihrerseits darüber, wie sich die Schülerinnen und ihre Familien zu Hause besser vor den Fluten schützen können. Es wurden zudem Erste-Hilfe-Gruppen an den Schulen eingerichtet und geübt, wie man das Schulgebäude schnell evakuieren kann, zum Beispiel auch, falls es dort einmal einen Brand geben sollte.

Im Theaterstück wird über Naturkatastrophen aufgeklärt
Im Theaterstück wird über Naturkatastrophen aufgeklärt

Doch bevor die Übung startet, führt die Theatergruppe der Schule noch ein kleines Stück auf, welches sie ebenfalls im Rahmen des Projektes eingeübt hat. Es veranschaulicht, wie der Rote Halbmond im Falle einer zukünftigen Überflutung Hilfe für die Betroffenen leisten kann.

Nach dem Theaterstück gehen die Schülerinnen zurück in ihre Klassen und der normale Unterricht beginnt. Doch nach ein paar Minuten zünden Kollegen vom Roten Halbmond kleine Strohballen im Innenhof an, es ertönen die Sirenen und die Evakuierung beginnt. Die Lehrer und Schülerinnen wissen genau, was zu tun ist, da im Projekt auch der kürzeste Weg zum nächst sicheren Platz vor der Schule gekennzeichnet wurde. Nach nur knapp 4 Minuten sind alle 1.700 Schülerinnen versammelt. Die Erste-Hilfe-Gruppe sucht in der Schule noch nach Verletzten, die von ausgewählten Schülerinnen gespielt werden. Sie werden von der Ersten-Hilfe-Gruppe schnell gefunden und in ein kleines Notfallzelt vor der Schule gebracht.

Bei anschließenden Gesprächen spüre ich die Begeisterung bei den Lehrern, nun endlich nicht nur Wissen an die Schüler vermitteln zu können, sondern auch dazu beitragen zu können, dass die Schule bei der nächsten Flut besser vorbereitet ist.

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