Nach mehr als drei Jahren unerbittlichen Konflikts ist die Situation im Jemen fragil und unberechenbar. Die Sicherheits- sowie die humanitäre Lage haben sich maßgeblich verschlechtert und die Bevölkerung hat kaum noch Zugang zu humanitärer Hilfe. Die 45 Prozent der noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen sehen sich mit einem gravierenden Mangel an Medizin, Ausstattung und Personal konfrontiert. Schätzungsweise 14,8 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung und Gesundheitsdiensten im Jemen – das entspricht rund der Hälfte der Bevölkerung.
Frauen, insbesondere Schwangere, und ihre Neugeborenen stellen eine Risikogruppe dar und benötigen als solche besondere ärztliche Betreuung. Laut dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) ist davon auszugehen, dass im Jemen jede fünfte Frau im gebärfähigen Alter schwanger ist. Ohne Zugang zu reproduktiven Gesundheitsdiensten sind diese Frauen einem erhöhten Risiko – und dadurch auch lebensbedrohlichen Komplikationen ausgesetzt.
Eine Frage von Leben und Tod

Fatima Khamisi hat diese Probleme hautnah erlebt. Die 30-jährige Mutter von zwei Kindern lebt zusammen mit ihrer Familie in einem kleinen Haus im Distrikt Mostabaa, im Regierungsbezirk Hajjah. Die Lebensbedingungen in Hajjah sind schwierig und sie und ihr Ehemann sind kaum dazu in der Lage für die Bedürfnisse ihrer Familie aufzukommen. Mit der höchsten Anzahl an Binnenvertriebenen ist der Regierungsbezirk Hajjah, in dem die medizinische Versorgung bereits zuvor eingeschränkt und überlastet war, einer erheblichen Belastung ausgesetzt. Medizinische Einrichtungen sind oft weit entfernt und schwer erreichbar. Als Fatima mit ihrem zweiten Kind schwanger ist, treten im siebten Monat Komplikationen auf: „Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Schmerzen waren so stark, dass ich kaum noch aus dem Bett kam”, sagt sie.
Trotz der Schmerzen nimmt Fatima erst im neunten Monat der Schwangerschaft ärztliche Hilfe in Anspruch. Traditionell entbinden Frauen im Jemen bevorzugt zu Hause und wenden sich, wenn überhaupt, nur an medizinische Einrichtungen, wenn Schmerzen oder Komplikationen auftreten. Dies liegt daran, dass sie in vielen Fällen lange Strecken zurücklegen müssen, was mit Transportkosten verbunden ist, die sich viele nicht leisten können. Darüber hinaus wird die Behandlung von Frauen durch eine fremde Person, insbesondere wenn es sich dabei um einen Mann handelt, kulturell oft nicht akzeptiert.
Fatima und ihr Ehemann beschließen, mit finanzieller Unterstützung ihrer Nachbarn, den langen und teuren Weg zur zentralen Gesundheitseinrichtung des Bezirks auf sich zu nehmen. Nach mehr als drei Stunden kommen sie an, aber zu ihrer Verzweiflung ist der einzige Frauenarzt des Krankenhauses an diesem Tag nicht erreichbar und somit verlässt Fatima das Krankenhaus ohne behandelt werden zu können.
Aufgrund des Ärztemangels und dem Mangel an funktionierenden medizinischen Einrichtungen kommt es sehr häufig zu solchen Situationen. Die große Mehrheit der Geburten im Jemen sind Hausgeburten, bei denen oft keine qualifizierten Geburtshelfer zur Verfügung stehen. Grund dafür sind in der Regel die begrenzte Verfügbarkeit von Hebammen in den Bezirken, lange Entfernungen und mangelndes Bewusstsein für die Bedeutung der Rolle der Hebammen. Dies ist besonders kritisch und oft lebensbedrohlich, wenn Komplikationen während der Schwangerschaft, der Geburt oder auch nach der Geburt auftreten.

Roter Halbmond: Reproduktive Gesundheitsdienste im Jemen
Fatima und ihr Mann wissen nicht, was sie tun sollen. Neben den quälenden Schmerzen hat Fatima das Gefühl, dass sie bald entbinden würde, und sie hat Angst, ihr Kind zu verlieren. Ein Mann vor dem Krankenhaus sieht die verzweifelte Familie und rät ihnen, medizinische Hilfe in der nahe gelegenen JRH-Gesundheitseinrichtung aufzusuchen. Er hat gehört, dass die medizinische Betreuung dort sehr gut und kostenlos sei. Mit wenig Hoffnung und starken Schmerzen macht sich das Ehepaar auf den Weg in die JRH-Einrichtung.
Nach einer gründlichen Konsultation durch den Frauenarzt wird bei ihr eine Anämie sowie eine schwere Gebärmutterhalsstenose diagnostiziert, eine Erkrankung, die das Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt erhöht. Der Arzt und das medizinische Personal kümmern sich um Fatima und sieben Stunden später bringt sie einen gesunden Jungen zur Welt.

Unterstützung des Jemenitischen Roten Halbmonds
Mit Mitteln des Britischen Roten Kreuzes unterstützt das Deutsche Rote Kreuz seit Mai 2016 die Notfallgeburtsstation des Jemenitischen Roten Halbmonds in der JRH-Gesundheitseinrichtung in Hajjah. Im Mittelpunkt dieses Projektes stehen Frauen mit gynäkologischem Therapiebedarf, d. h. vor allem schwangere Frauen, denen Schwangerschaftsbetreuung, Geburtshilfe und postnatale Gesundheitsdienste angeboten werden. Dazu gehören zwei umfassende pränatale Konsultationen sowie eine postnatale Untersuchung, die innerhalb von drei Tagen nach der Geburt durchgeführt wird. Darüber hinaus erhalten Kinder (vor allem die Kleinsten) Hilfe, insbesondere in Bezug auf Nahrung und Ernährungsunterstützung
Fatima ist erleichtert und dankbar
Fatima hatte große Angst davor, ihr Kind zu verlieren und ist glücklich darüber, dass alles gut gegangen ist: „Wir hatten großes Glück, die JRH-Einrichtung zu finden. Ich will gar nicht daran denken, was sonst hätte passieren können“. Einen Monat nach den schwierigen Erfahrungen, freut sie sich, dass sie, ihr Mann und ihre beiden gesunden Kinder wieder zu Hause sind.
» Erfahren Sie mehr über die DRK-Hilfe im Jemen!
Fotos: Yahya Arhab/IFRK, Oana Bara/DRK
Sehr geehrte Frau Bana,
auf ntv habe ich den Bericht von Fatima bzw. der Ärztin Dr. Makia Ahmed aus Hajjah, gesehen. Es ist nur ein Einzelfall, aber was könnte ich tun, diesem jungen Mädchen zu helfen.? Spendenaktion? Wenn ja, wohin, kann damit Hilfe gegeben werden?
Gruß
Fritz Pohl
Sehr geehrte Frau Bana,
es geht um das 12-jährige Mädchen Fatima, das nur noch 10 kg wiegt, in Hajjah.
Nicht um die beschriebene Mutter.
Sorry.