Foto: Menschenmenge an einem Wassersystem in Kolumbien

Kolumbien: Ein Projektbesuch nach der Katastrophe

Am 27.07.2017 von Andreas Lindner

Generalsekretär Christian Reuter vor Ort beim Kolumbianischen Roten Kreuz

Foto: Menschenmenge an einem Wassersystem in Kolumbien

Christian Reuter, Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, besuchte vom 10. bis 14. Juli in Begleitung von Christof Johnen, Leiter der internationalen Zusammenarbeit, Kolumbien. Im Mittelpunkt der Reise standen Projektbesuche in Mocoa, dem Hauptort der an der Grenze zu Ekuador gelegenen Provinz Putumayo, und in der an der Karibik gelegenen Provinz Guajira.

Unterstützung in den Nothilfeaktivitäten

Foto: Kolumbianische Zahnärztin bei der Arbeit
Zum vom DRK untersützten medizinischen Team gehört auch eine Zahnärztin.

In Mocoa hatte in der Nacht des 31. März 2017 eine durch Extremregenfälle ausgelöste Schlamm- und Steinlawine 332 Menschen getötet und Hunderte Häuser zerstört. Hier unterstützt das DRK mit finanzieller Hilfe des Auswärtigen Amtes die Nothilfeaktivitäten des Kolumbianischen Roten Kreuzes in den Bereichen Gesundheit und Wiederherstellung der Lebensgrundlagen. Während ihres Besuchs konnten Christian Reuter und Christof Johnen sich so selber ein Bild von der dort verrichteten Arbeit machen. In einem besonders betroffenen Stadtviertel, in dem es bislang noch kaum Zugang zu regulärer medizinischer Versorgung gibt, lernten sie ein durch das DRK finanziertes Ärzte- und Schwestern-Team kennen.

Erste Möbel dank des Roten Kreuzes

Foto: ein kolumbianischer Tischler zeigt seine neuen Arbeitsgeräte
Dank der Werkzeuge vom DRK kann der Tischler wieder arbeiten und so für seinen Lebensunterhalt sorgen.

Der Besuch der beiden stieß auch in den Behelfsunterkünften mehrerer von den Regenfällen betroffener Menschen auf großes Interesse. Ihnen konnte das DRK durch die Unterstützungsmaßnahmen helfen, Teile ihrer bei der Katastrophe verloren gegangenen Werkzeuge und Haushaltsgegenstände neu zu beschaffen. Dass diese Maßnahmen bereits wenige Monate nach der Katastrophe erfolgreich sind, konnten die zwei Gesandten am Beispiel eines Tischlers sehen. In der Katastrophennacht hatte dieser seine gesamte Werkstatt in den Wasser- und Schlammmassen verloren. Mit Hilfe der durch das DRK finanzierten neuen Werkzeuge ist er jetzt schon wieder in der Lage neue Möbel herzustellen, die er auch stolz präsentierte.

Wasser für 50 Gemeinden in Kolumbien

Foto: kolumbianische Rotkreuzhelferin vor einen großen Wasserspeicher
Eine Mitarbeiterin des Kolumbianischen Roten Kreuzes zapft Wasser am neuen Wassersystem.

In der Provinz Guajira hingegen schauten sich Christian Reuter und Christof Johnen ein vom Kolumbianischen und Deutschen Roten Kreuz zum Teil umgesetztes zweijähriges Projekt zur Verbesserung der Wasserversorgung an. In dem wüstenähnlichen Gebiet soll vor allem die ansässige indigene Gruppe der Wayuu von dem Projekt profitieren und das in 50 Gemeinden. In zwei Gemeinden konnten sich die beiden bereits während ihres Besuchs von den unmittelbar umgesetzten Maßnahmen überzeugen. Unter anderem hat das Rote Kreuz dort Brunnen instand gesetzt, Pumpen und Solaranlagen aufgebaut und Tanks mit dazugehörigen Wasser-Zapfstellen ausgestattet. Dadurch besitzen die Gemeinden ein voll integriertes, unabhängiges und wartungsarmes Wasserversorgungssystem.

Foto: Christian Reuter und ein kolumbianischer Junge gießen einen Baum.
Pflegen den frisch gefplanzten Baum im Gemüsegarten: Christian Reuter und ein Junge aus der Gemeinde.

Zusätzlich werden durch das Projekt in vier Gemeinden auch Gemüsegärten sowie Ziegen- und Hühnerställe finanziert, die den beiden Besuchern ebenfalls gezeigt wurden. Die ersten junge Pflanzen und frische Eier wurden als erste Erfolge von den Gemeindemitgliedern vorgezeigt.

Eine Zusammenarbeit mit Perspektive

Generalsekretär Christian Reuter nutzte seinen Besuch aber auch dafür, um intensive Gespräche mit Annabell Carrera, der Exekutiv-Direktorin des Kolumbianischen Roten Kreuzes sowie der neu gewählten Präsidentin, Judith de Alvarez zu führen. Im Mittelpunkt standen die weiteren Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Kolumbianischen und Deutschen Roten Kreuz angesichts der neuen Herausforderungen für die Rotkreuz-Bewegung nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und FARC-Guerrilla. Einen tieferen Einblick in die aktuelle Lage Kolumbiens erhielten Herr Reuter und Herr Johnen zusätzlich von Michael Bock, dem deutschen Botschafter in Kolumbien. Diese Treffen sind wichtig, um die Zusammenarbeit zwischen dem Roten Kreuz und der kolumbianischen Regierung auch in Zukunft so fruchtbar wie in den beiden besuchten Projekten umsetzen zu können.

Foto: Foto einer Besuchsdelegation in Kolumbien.
Christian Reuter (3.v.l.) und seine Gesprächspartner in Kolumbien

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Fotos: Kolumbianisches Rotes Kreuz

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Foto: Portrait eines DRK-Mitarbeiters Andreas Lindner
Andreas Lindner ist seit 2012 Leiter des DRK-Regionalbüros für Lateinamerika und die Karibik, das bis vor zwei Jahren seinen Standort in Lima hatte und 2015 aufgrund der aktuellen Ereignisse in Kolumbien im Zusammenhang mit dem erfolgreichen Friedensprozess nach Bogota verlegt wurde. Seine Aufgaben sind es, die Projektzusammenarbeit des DRK mit den Rotkreuzgesellschaften des Kontinents zu koordinieren, neue Projektaktivitäten erschließen, das DRK gegenüber den in der Region ansässigen Vertretern von Zuwendungsgebern zu repräsentieren und die DRK-Projektdelegierten anzuleiten. Das DRK ist auf dem Sub-Kontinent gegenwärtig in Kolumbien, Peru, Ekuador, Chile und Haiti tätig. Seit 2015 ist die Operation in Kolumbien budgetmäßig die umfangreichste und das DRK auch der größte Partner des Kolumbianischen Roten Kreuzes geworden.

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