Lesotho: Ernährungssicherung für HIV/Aids-Patienten

Am 25.10.2011

Von DRK-Delegierter Monika Mayer

Seit März 2009 bin ich hier in Maseru als Auslandsdelegierte für das DRK und berate das Lesothische Rote Kreuz bei der Umsetzung eines Projektes zur Ernährungssicherung. Gemeinsam mit einem neunköpfigen Projektteam und 140 freiwilligen landwirtschaftlichen Rotkreuzberatern unterstützen wir hier 1500 Familien in 84 Dörfern und verhelfen ihnen so zu einer verbesserten Lebensqualität.

Das Jahr 2011 war für viele Haushalte in Lesotho ein äusserst schwieriges Jahr. Starke, mit Hagel verbundene Regen überschwemmten von Dezember 2010 bis Februar 2011 tiefer liegende Gebiete, zerstörten Felder mit den damals noch jungen Pflanzen und machten Feldarbeit weitgehend unmöglich. Auch unser Projektteam konnte die Familien in der Projektregion nur schwer erreichen, da die Straßen zum Teil unterbrochen, und Flüsse für einen längeren Zeitraum nicht überquerbar waren. Die Ernte von Mais, Kartoffeln, Bohnen und Erbsen fiel dementsprechend gering aus.

Nutzniesser des Projekts mit Fruchtbaumsetzlingen (c) DRK/Khauhelo Heshepe
Nutzniesser des Projekts mit Fruchtbaumsetzlingen (c) DRK/Khauhelo Heshepe

Die Gemüsegärten, die für die umfassende Ernährung von HIV/Aids-Patienten eine wichtige Rolle spielen und das Herzstück unseres Projekts zur Ernährungssicherung sind, waren glücklicherweise nicht so schwer beschädigt. Um diese Gärten in Zukunft noch besser schützen zu können, konnten wir mit Hilfe vom DRK und der EU Schutznetze für 1500 Familien kaufen. Diese sollen Schutz vor Hagel und starkem Regen bieten und das Anpflanzen von Gemüse auch im Winter ermöglich.

Aber auch Tiere, wie Hühner und Ziegen, die allzu gerne die köstlichen Blätter fressen, sollen von den Netzen abgehalten werden. Jede Familie erhält ein Netz der Größe 1.5m x 1.5m, das es ermöglicht einen sogenannten „Keyhole-Garten“ abzudecken. Die Keyhole-Gärten sind kleine Hochbeete, die durch ein einfaches Bewässerungssystem feucht gehalten werden und wegen ihrer Höhe nicht so schnell von Tieren angefressen werden können.

Heute fahren wir ins Projektgebiet nach Bosco um Netze für die „Schlüsselloch-Gärten“ zu verteilen. Auf zunächst guten, geteerten Straßen fahre ich ins Feldbüro nach Mapoteng um mich dort mit Alina und Heshepe, den beiden Kollegen vom Lesothischen Roten Kreuz zu treffen. Neben den Netzen wollen wir heute auch Fruchtbäume verteilen. Insgesamt erhalten 900 Familien je vier Setzlinge für Apfel-, Pflaumen- und Birnenbäume. Die Früchte der Bäume werden die Familien in Zukunft umfassend mit Vitaminen versorgen.

Auch weitabgelegene Gemeinden werden vom Roten Kreuz erreicht. (c) DRK/Khauhelo Heshepe
Auch weitabgelegene Gemeinden werden vom Roten Kreuz erreicht. (c) DRK/Khauhelo Heshepe

Mit dem vollgeladenen Projektfahrzeug fahren wir vorsichtig auf schlechter Piste weiter nach Chetane. Dort werden wir von Marorisang Shoaele, dem freiwilligen Rotkreuzberater und den Familien, die er betreut, erwartet. Zusammen mit Marorisang verteilen Alina und Heshepe die Baumsetzlinge und Netze, die mit großer Freude entgegen genommen werden.

Makuema Lesofe, eine Nutzniesserin des Projekts, nimmt uns mit zu ihrem Haus und zeigt uns wie sie ihren „Keyhole-Garten“ mit dem soeben erhaltenen Schutznetz abdecken kann. Das Gemüsesaatgut konnte sie sich in Ha Lejaha an einem vom Roten Kreuz organisierten Saatgutmarkt kaufen. Seit September 2010 haben 1500 Familien je einen Gutschein im Wert von 50 Euro für Saatgut erhalten. Dank ihrem Garten kann Makuema jetzt zwei Mal am Tag eine Mahlzeit mit Gemüse für ihren achtköpfigen Haushalt zubereiten.

Makuema in ihrem Keyhole-Garten. (c) DRK/ Khauhelo Heshepe
Makuema in ihrem Keyhole-Garten. (c) DRK/ Khauhelo Heshepe

Neben den „Keyhole-Gärten“ der individuellen Haushalte haben Selbsthilfegruppen für Aidswaisen, bzw. Aidspatienten in der gesamten Projektregion 40 Gemeinschaftsgärten angelegt. Mit Mitteln vom DRK und der EU konnten wir diese mit Saatgut, Gartenwerkzeug und einfachem Bewässerungsmaterial ausstatten. Die Mitglieder betreuen die Gärten und sind gleichzeitig deren Nutzniesser. Überschuss geben sie an Bedürftige weiter, und er dient auch zur Einkommensgenerierung der Gruppe.
Wir nutzen die Gelegenheit und schauen uns zusammen mit Tjama Makholane, dem anwesenden Rotkreuzhelfer, auch einen dieser Gärten in Tiisang an.

Rotkreuzhelferinnen im Einsatz. (c) DRK/Khauhelo Heshepe
Rotkreuzhelferinnen im Einsatz. (c) DRK/Khauhelo Heshepe

Im Februar 2011 haben hier 25 Aidswaisen mit seiner Unterstützung diesen Garten angelegt. Nach dem kalten Winter 2011, mit nächtlichen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, haben sie nun mit den ersten warmen Sonnenstrahlen die Beete wieder angesät. Tjama ist zufrieden mit der getanen Arbeit. Es ist Zeit den Rückweg anzutreten. Spät abends, nach einem langen und interessanten Tag, treffen wir wieder in Maseru ein.

55% der Bevölkerung von Lesotho lebt unterhalb der Armutsgrenze. Mangelnder Zugang zu Saatgut, eine unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln aus eigener Produktion und das fehlende Wissen über Zubereitung von nährstoffreichen Mahlzeiten stellen Aidskranke, und ihre Familien täglich vor fast unüberwindbare Probleme. Rund 24% der Bevölkerung sind in Lesotho von diesen Problemen betroffen. Deshalb unterstützt das Deutsche Rote Kreuz, in Kooperation mit der Europäischen Union (EU), seit März 2007 Ernährungssicherungsprojekte im Norden von Lesotho. Im Vordergrund stehen dabei die Vermittlung von Techniken zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und die Haltbarmachung von Ernteprodukten. Durch die Erwirtschaftung eines breiteren Nahrungsmittelangebots wird die finanzielle Eigenständigkeit der Familien gestärkt. Langfristig verbessert sich dadurch ihr Gesundheitszustand.

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