Moderne Nothilfe für syrische Flüchtlinge in Jordanien: DRK verteilt Geldkarten für Mieten und Wintervorbereitung

Am 04.12.2013 von René Schulthoff

Von René Schulthoff , Kommunikations-Delegierter des DRK im Libanon

Schon seit dem frühen Morgen warten etwa 100 syrische Flüchtlinge vor dem Gebäude des Jordanischen Roten Halbmondes in Amman. Sie sind extra benachrichtigt worden, dass sie an diesem Morgen ihre „cash-card“ bekommen. Die „cash-card“ ist eine Geldkarte, vergleichbar mit der EC-Karte in Deutschland.

JORDAN-Cashcard-Distribution

Christina Duschl vom Deutschen Roten Kreuz koordiniert die Nothilfe-Projekte in Jordanien. Zusammen mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) sowie weiterer Rotkreuzgesellschaften wurde dieses Geldkartenprogramm für syrische Flüchtlinge in Jordanien entwickelt. „Das Programm kommt 3000 syrischen Familien zugute. Sie bekommen monatlich Geld für ihre Miete auf diese Karte überwiesen. Außerdem bekommen sie für die Wintermonate noch einmal extra 290 Euro. So können die Familien in den Wintermonaten Dezember bis März ihre Heizkosten bezahlen.“ Finanziert wird das Gesamtprojekt von der IFRC. Die zusätzliche Hilfe für die Wintermonate wird durch Gelder des Deutschen Auswärtigen Amtes und des DRK ermöglicht.

Ein bisschen Würde zurück

Das Geldkarten-Konzept ist eine moderne Form der Nothilfe. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz dafür entscheiden. Vor allem bedeutet es für die syrischen Flüchtlinge in dieser Situation ein bisschen mehr Würde zurück zu bekommen. Sie erhalten die Möglichkeit, mit dem Geld zu kaufen, was sie selbst für besonders wichtig erachten und was sie selbst entscheiden können.

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Außerdem hat ein derartiges Programm den Effekt, dass die lokale Wirtschaft in Jordanien angekurbelt wird. Wenn 3000 Familien das Geld ihrer Geldkarte im Land wieder ausgeben, lokale Produkte kaufen, dann unterstützt dies die durch die Syrienkrise stark in Mitleidenschaft gezogene Jordanische Wirtschaft.

Hilfe speziell für Frauenhaushalte

Wer die Geldkarte und damit die finanzielle Hilfe bekommt, wird anhand eines festgelegten Kriterienkataloges ermittelt. Es sind die bedürftigsten und schwächsten Familien, die ausgewählt werden. Einige der Kriterien, die zutreffen müssen, um für dieses Programm ausgewählt zu werden sind:

  • Handelt es sich um einen Haushalt, der von einer Frau geführt wird?
  • Hat die Familie mehr als vier Kinder oder Kinder unter 5 Jahren?
  • Sind Familienmitglieder im Konflikt verletzt worden oder benötigen medizinische Hilfe?

Die weltweite Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung hilft mit dem cash-card-Projekt Flüchtlingen, die in der Umgebung von Amman in Kellern, Räumen, Zelten und anderen Behausungen untergekommen sind. Yasra ist an dem Morgen der Verteilung der Karten mit ihrem 6-jährigen Sohn gekommen. Ihre anderen 2 Kinder sind an diesem Morgen bereits in der Schule. Die 35-jährige ist 2012 aus Homs in Syrien geflohen. Sie lebt nun allein mit ihren 3 Kindern in einem Raum eine alten Hochhauses in Amman. Ihr Mann und ihr ältester Sohn wurden bei den Kämpfen in Syrien erschossen.

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„Ich bin sehr froh über diese Hilfe, diese Karte und das Geld für den Winter. Ich habe keine Arbeit und kein Einkommen. Manchmal arbeite ich als Köchin und bereite syrisches Essen zu Hause zu, das ich dann verkaufe. Mit der Geldkarte und dem Geld darauf werde ich auch warme Kleidung für die Kinder kaufen.“

JORDAN-Cashcard-Distribution-Gerät

Die Verteilung der Karten ist von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Jordanien professionell organisiert. Alles läuft reibungslos und geordnet ab. Da es in Syrien erst seit wenigen Jahren ein Geldkartensystem und Geldautomaten gibt, ist für viele Flüchtlinge diese Plastikkarte etwas Neues. Mitarbeiter des Jordanischen Roten Halbmondes erklären, wie die Geldkarte funktioniert. An verschiedenen Stationen wird überprüft, ob die Flüchtlinge für dieses Projekt ausgewählt wurden und es gibt sogar einen kleinen Geldautomaten, an dem die Karte erklärt wird.

Geschrieben von:

Foto: DRK-Miartbeiter im Portrait. René Schulthoff
Um aus den Projekten zu berichten, war René Schulthoff für das Deutsche Rote Kreuz bereits in Syrien, Griechenland, Jordanien und Nepal, aber auch im Nordirak und Jemen.

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