von DRK-Referentin Sabine Sommer
Damit Haiti wieder auf die Beine kommt, braucht es Menschen wie Monsieur Olizard. Er ist ein Mann der Tat und ein Mann mit Visionen. Voller Stolz zeigt er mir die zwölf neu erbauten Klassenzimmer seiner Schule. Sie sind Teil des Cooperative Transformation Centres, das er leitet. Vor dem Erdbeben wurden hier verschiedene Rohstoffe aus der Umgebung zu Brot, Erdnussbutter und anderen Produkten verarbeitet. Das stärkte einerseits die lokalen Bauern und half andererseits, mit den Verkaufserlösen die Lehrer an der Schule zu finanzieren.

Als am 12. Januar 2010 große Teile des Zentrums, darunter die Schule und die Produktionsanlagen, von einer Minute zur nächsten durch das verheerende Erdbeben zerstört wurden, blutete Monsieur Olizards Herz. Vier Monate lang wurden seine 300 Schüler provisorisch unter den Mangobäumen unterrichtet. Doch als der Regen kam, rannten die Schüler weg. Olizard wollte die ihm anvertrauten Schäfchen im Trockenen wissen. Noch bevor das Rote Kreuz den ersten Spatenstich machen konnte, begann er selbst mit dem Wiederaufbau. Gemeinsam mit dem DRK entstanden dann innerhalb der nächsten vier Monate zwölf neue Unterrichtsräume. Das DRK finanzierte zudem alle Schulmöbel. Die letzte Bank war gerade aufgebaut, schon wurde am nächsten Tag der erste Unterricht gehalten.

Monsieur Olizard erinnert sich gut an diesen Tag: „Die Schüler waren völlig aus dem Häuschen. Alles war so neu und auch größer als vorher. Sie haben sich einfach riesig gefreut.“ Mittlerweile gehen 450 Kinder in seine Schule. Seine Hemdsärmel hat Monsieur Olizard buchstäblich weiterhin hochgekrempelt. Während seine Schüler Lesen und Schreiben lernen, wird ein paar Meter weiter am Wiederaufbau der Produktionsstätten gearbeitet. Auch hier hilft das Rote Kreuz und finanziert die Geräte.

Das Rote Kreuz unterstützt den Neuanfang in Haiti, aber letztendlich braucht es Menschen wie Olizard, die die Chance beim Schopfe packen und etwas dauerhaft verändern. „I have chosen to be a helper and I take joy in it.“ – „Ich habe mich dafür entschieden zu helfen und daraus ziehe ich meine Freude.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich Monsieur Olizard von mir.