Drei Wochen nachdem Zyklon Kenneth Mosambik traf, ist die Krise nicht vorüber, auch wenn in den Medien sehr wenig darüber zu erfahren ist. Die eingehenden Spenden sind gesunken und die Welt schaut woanders hin.
Doch erst jetzt wird das volle Ausmaß der Katastrophe deutlich: Noch immer gibt es Gemeinden, die durch Hochwasser oder beschädigte Straßen und Brücken vom Rest des Landes abgeschnitten sind. Dörfer auf den nahe gelegenen Inseln hat der Sturm dem Erdboden gleich gemacht und die Befürchtungen eines Cholera-Ausbruchs haben sich erneut bestätigt.
30.000 Menschen verweilen in Schulen, unfertigen Hotels und anderen öffentlichen Gebäuden. Ihre Häuser wurden durch den Sturm und die anschließenden Überschwemmungen zerstört.
„Das Wasser nahm alles mit“

Zwei von ihnen sind gute Freunde, John Chalessi und Pedro Jose Maria. Die beiden 60-Jährigen, die lange Zeit als Nachbarn gelebt haben, schlafen nun gemeinsam mit 600 anderen Menschen in einer umgebauten Sporthalle.
„Alles ging so schnell und das Wasser nahm alles mit“, sagt John, der mit seiner Familie ins Zentrum gekommen ist.
„Wir haben im Moment kein Zuhause und deshalb sind wir hier“, fügt Pedro hinzu. „Unsere Häuser sind komplett zerstört. Wir sind dankbar, dass wir ausreichend Essen erhalten. Wir sind nie hungrig eingeschlafen. Und trotz der Schwierigkeiten leben wir gesund, wir haben keine Krankheit, wir werden gut unterstützt.“
Unermüdliche Helfer
Trotz ihrer persönlichen Umstände engagieren sich einige Menschen weiterhin freiwillig, um ihren Gemeinden zu helfen, z. B. auch beim Mosambikanischen Roten Kreuz. Es ist ein selbstverständliches und unaufgeregtes Engagement, das noch lange unabdingbar sein wird.

Angst vor Cholera
Nachdem der Zyklon Idai im März Zentralmosambik getroffen hatte, wurden rund 6.500 Cholera-Fälle diagnostiziert. Mit 64 Fällen, die bereits nach Kenneth bestätigt wurden, ist die Sorge jetzt groß, dass sich das im Norden wiederholt.
Im Dorf von Ana Jamisse gibt es bereits vier Fälle von Cholera. Zwei Wochen nach dem Sturm ist der Boden ihres Hauses immer noch voller Schlamm – Überreste der Sturzfluten, die nach dem Sturm kamen. „Dieses Wasser bringt Krankheiten mit sich – Malaria und Durchfall. Die Kinder leiden an Durchfall und erbrechen sich“, sagt Ana.
In einem nahe gelegenen Vorort der Stadt Pemba wischt Tima da Conceição Zacarias den Boden einer Schule, in der nun 150 Familien wohnen. Sie alle haben ihre Häuser durch den Sturm verloren.

Als Freiwillige des Mosambikanischen Roten Kreuzes weiß Tima, dass das, was nach einer Katastrophe passiert, häufig tödlicher ist als die Katastrophe selbst.
„Wenn die Kinder Bauchschmerzen haben, können sie nicht laufen“, sagt Tima. „Wir müssen sie zur Gesundheitsstation bringen. Ich unterstütze die Stadtreinigung dabei, das Bewusstsein für die besten Reinigungsmethoden zu schärfen, damit wir keine anderen Krankheiten bekommen.“
Rund drei Viertel der Bevölkerung von Pemba beziehen ihr Wasser direkt aus dem Boden. Die Befürchtung ist, dass nach den Überschwemmungen viele Brunnen kontaminiert sind.
Leben in Trümmern
Cadria Cassamo und ihr kleiner Sohn wohnen in einer alten Festung aus der Kolonialzeit, die auf der Insel Ibo als Notunterkunft für Familien dient. „Der Wind kam und das Haus fiel zusammen“, sagt sie. „Jetzt haben wir nichts.“

Auf der Insel Ibo, die direkt vor der Küste des mosambikanischen Festlandes liegt, zeigte sich die volle Kraft des Zyklons. Es war verheerend. Die einzigen verbleibenden Gebäude sind Kolonialbauten im Zentrum der Stadt. Die Menschen schlafen in Zelten und improvisierten Unterkünften, die sie sich aus den Überresten ihrer Stadt zusammensuchen.

Zwei Wochen nach dem Zyklon Kenneth beginnt das Hochwasser zu sinken. Und in zunächst abgeschnittenen Dörfern wird das furchtbare Ausmaß der Zerstörung endlich klar. Mehr als 163.000 Menschen brauchen nach dem Zyklon Kenneth im Norden Mosambiks humanitäre Hilfe.
In der Region Beira, wo der erste Zyklon namens Idai Mitte März 2019 großes menschliches Leid brachte, konnte das Mosambikanische Rote Kreuz bereits 42.000 Menschen mit Hilfsgütern erreichen. Ein Cholera-Ausbruch ist dort bereits unter Kontrolle, im mobilen Krankenhaus des Roten Kreuzes werden nun aber vermehrt Malariafälle behandelt, die aufgrund der Überschwemmungen zugenommen haben.

» Erfahren Sie mehr über die Rotkreuzhilfe in Mosambik.
Fotos: Matthew Carter/IFRC, IFRC