Zwei Frauen mit Kleinkindern sitzen im Freien auf der Erde
Neben Lorraine sitzt ihre Tante Isabelle (32) mit ihrer Tochter Celest (1,5). Auch sie haben durch den Wirbelsturm alles verloren.

Mosambik: Das Leben sechs Monate nach Zyklon Idai

 - Mosambik

Vor sechs Monaten trafen die Zyklone Idai und Kenneth das afrikanische Mosambik, ein Land, das zunehmend unter den Folgen des Klimawandels leidet. Das Deutsche Rote Kreuz leistete umfangreiche Nothilfe und engagiert sich schon länger mit Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge und Ernährungssicherung. Unsere Mitarbeiterin Oana Bara traf Lorraine, eine junge Mutter, die sich und ihre Familie vor dem Sturm retten konnte und nun auf eine bessere Zukunft hofft.

Die neunzehnjährige Lorraine und ihre Tochter Barbara, 9 Monate, im Centro Unidade.

Lorraine wünscht sich, wieder auf eigenen Beinen zu stehen

In der Provinz Manica und anderen von den Zyklonen heimgesuchten Regionen siedelte die mosambikanische Regierung die betroffenen Menschen in sogenannten „Centros“ an. Das sind temporäre Siedlungen  in sicheren Gebieten, in denen sich die Menschen ihr Leben wieder aufbauen können. Dort werden ihnen Baumaterial und eine Grundversorgung zur Verfügung gestellt.

In einer dieser Siedlungen, dem „Centro Unidade“ (Deutsch: Zentrum der Einheit), treffen wir die 19-jährige Lorraine und ihre 9 Monate alte Tochter Barbara. Ursprünglich aus Simbabwe, ist die junge Mutter 2014 nach Mosambik gezogen, um näher bei ihrer Familie zu sein. In Simbabwe ging sie zur Abendschule und hat dort sehr gut Englisch gelernt. In Mosambik ist das nicht mehr möglich, denn es gibt hier keine Abendschulen. Die junge Mutter hat aber keine andere Möglichkeit, da sie tagsüber auf ihre Tochter aufpassen muss.

Lorraine ist aber vor allem froh, dass sie im Centro Unidade einen Platz zum Leben gefunden hat. Sie, ihr Mann und ihre Tochter konnten sich vor der Flut retten und sind froh, dass ihre Familie zusammen ist. Doch die Familie hat alles verloren, ihr Haus und ihr gesamtes Hab und Gut.

„Wir hatten große Angst, als wir merkten, wie heftig der Zyklon wirklich ist. Der Sturm begann bereits an einem Donnerstag und es hat stark geregnet. Es war allerdings dann erst Freitagnacht, als die Flutwelle über unser Dorf gezogen ist. Bis zu acht Meter hoch stand das Wasser!“

In den nächsten Tagen war alles sehr chaotisch. Menschen, die alles verloren haben, versuchten nach ihren Angehörigen zu suchen oder einen Platz zum Schlafen zu finden. Viele, so auch Lorraines Familie, haben in der lokalen Schule Unterschlupf gefunden. Relativ schnell konnten sie dank staatlicher Unterstützung in das Centro Unidade umsiedeln, eine temporäre Siedlung, die speziell für die vom Zyklon Idai betroffenen Menschen errichtet wurde.

Die Bedürfnisse sind groß – auch sechs Monate Monate nach Idai

Auf einem Holzgerüst im Freien sind Küchensets gestapelt
Das DRK hat neben Blechdächern Küchensets für die Übergangsunterkünfte der von Zyklon Idai betroffenen Menschen zur Verfügung gestellt.

Überglücklich, die Katastrophe gesund überstanden zu haben, vermisst sie trotz allem ihr altes Leben. Wie viele der Betroffenen besaßen sie eine schöne Hütte, zwar klein, aber mit genug Platz für die ganze Familie. Sie wünscht sich sehr, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Dafür braucht sie ein Stück Land, auf dem sie, wie gewohnt, ihr Gemüse anbauen kann, die einzige Lebensgrundlage für viele Mosambikaner.

„Das Küchen-Set mit Kochtöpfen, Schüsseln und Besteck, das wir vom Roten Kreuz bekommen haben, ist sehr hilfreich und eine Sorge weniger. Auch haben wir ein Dach für unser neues Zuhause bekommen, das wir selber aufbauen konnten“.

Isabelle benötigt Decken und Kleidung

Ein Mädchen breitet den noch feuchten Mais auf einer Plane zum Trocknen aus.
Dombe, Zambesia: Ein Mädchen breitet den noch feuchten Mais auf einer Plane zum Trocknen aus. Eines von Mosambiks Nationalgerichten ist Xima, ein Polenta-artiger Brei, bestehend aus Wasser und Maismehl.

Neben Lorraine sitzt ihre Tante Isabelle (32) mit ihrer Tochter Celest (1,5). Auch sie haben durch den Wirbelsturm alles verloren. Isabelle fügt hinzu, dass die Familie dringend Decken und Kleider benötige. Denn momentan ist in Mozambik immer noch Winter und vor allem in der Nacht können die Temperaturen stark absinken.

Beide Frauen erklären mir, ihr größter Wunsch sei es, wieder ein Feld zu haben, auf dem sie Gemüse anbauen können. Dies würde es ihnen ermöglichen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und sogar ein bisschen Geld zu verdienen.

Die mosambikanische Regierung und auch die Nothilfeorganisationen haben auf diesem Gebiet gerade erst angefangen, denn die Aufgabe scheint unermesslich, doch hoffentlich kann Lorraine bald wieder ihre eigenen Felder bewirtschaften.

Unermüdlich im Einsatz: Helfer des Mosambikanischen Roten Kreuzes wie Fahrer Alcides Lopez

Die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes in Mosambik

Bereits seit dem Jahr 2000 arbeitet das DRK mit dem Mosambikanischen Roten Kreuz zusammen, denn das südostafrikanische Mosambik ist nicht nur eines der ärmsten und vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder der Welt, sondern auch immer wieder betroffen von Naturkatastrophen.

Der Zyklon Idai der Kategorie 4 traf in der Nacht vom 14. auf den 15. März 2019 mit bis zu 190 km/h auf Mosambik und verwüstete unter anderem die Großstadt Beira. Heftige Regenfälle überfluteten die Stadt und vier Provinzen. Über 600 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 1.600 wurden verletzt. Schätzungsweise 483.000 Menschen wurden obdachlos. Es gab keine Wasserleitungen, keine Klär- und Sanitäranlagen und keine hinreichende Gesundheitsversorgung mehr.

In Dombe, in der Provinz Manica und vielen anderen Teilen der am schwersten getroffenen Regionen, hat die mosambikanische Regierung die betroffenen Menschen ca. eine Woche nach dem Zyklon in sogenannte „Centros“ umgesiedelt. Das sind temporäre Siedlungen in sicheren Gebieten, in denen sich die Menschen ihr Leben wieder aufbauen können. Dort wird ihnen Baumaterial und eine Grundversorgung zur Verfügung gestellt.