Am 25. April sah Nishal Restha zu Hause in Sitapaila, einem Vorort von Kathmandu, gerade fern, als das Erdbeben das zweistöckige Haus so stark erschütterte, dass es über ihm und seiner Familie zusammenbrach. Irgendwie schaffte er es nach draußen, wo er schließlich kollabierte.

Ein Team von örtlichen Notfallhelfern des Nepalesischen Roten Kreuzes war zuerst vor Ort, sie konnten Nishal zu Bewusstsein bringen und seine Kopfwunden versorgen.
“Seit dem Erdbeben sind unsere Freiwilligen täglich hier im Einsatz“, sagt Ishwor Balani, Präsident des örtlichen Roten Kreuzes. „Wir haben jetzt eine Gesundheitsstation eingerichtet und Ärzte aus der Nachbarschaft mobilisiert, um die Wunden der Betroffenen zu versorgen.“
Sagun Shapit, 24, ist einer dieser Ärzte, der die Wartenden behandelt, die sich in einer Schlange vor dem als Behandlungsstation dienenden Zelt eingefunden haben. Er war in der Nähe in seinem Haus, als das Erdbeben geschah. Sagun entkam knapp, als das Hausdach nachgab. Sein Bruder aber wurde eingeschlossen und starb später unter den Trümmern. Nun konzentriert sich der junge Arzt ganz darauf, den Überlebenden beizustehen.
„Es gibt viele Schnitte und Kopfwunden“
“Es gibt nichts, was wir noch für meinen Bruder tun könnten. Wir müssen den Lebenden helfen“, sagt er. Sagun kam durch seine Mutter Pushpa zum Roten Kreuz. Sie hilft als Freiwillige ebenfalls in der provisorischen Behandlungsstation. Sagun weiter: „Weil ich im Urlaub war, rief ich meine Freunde vom Lehrkrankenhaus in Chitwan an, und sie sind auch hergekommen um zu helfen. Es gibt viele Schnitte und Kopfwunden, die sich entzündet haben. Dazu kommen Atemwegsinfektionen. Das Wetter schlug um, und da viele draußen schlafen, sind sie Regen und Kälte ausgesetzt. Wir brauchen jetzt einfache Dinge wie Elektrolyte, Schmerzmittel und Antibiotika für Kinder. Aber irgendwie schaffen wir es.“

Ishwor Balani hat seine mageren Ressourcen eingesetzt, um die Behelfsklinik mit Medikamenten und Verbandsmaterial auszustatten, den Dingen, die er auf dem lokalen Markt finden konnte. Er tut, was er kann, um den 78 Familien der Gemeinde zu helfen, die ihre Bleibe verloren und nun unter Zelt- und Plastikplanen hausen, inmitten der wenigen Besitztümer, die sie aus den Überresten ihrer Häuser retten konnten.
Die Freiwilligen verteilen Nudeln, Wasser und Kekse
“Wir arbeiten mit Sachspenden und dem, was wir vor Ort kaufen können“, sagt er lächelnd. „Die meisten hier haben alles verloren und können nirgendwo hingehen.“ Ishwor und seine Freiwilligen teilen Plastiktüten mit Nudeln, Wasser und Keksen aus an etwa 20 Familien, die auf dem nackten Boden eines nahen Lagerhauses übernachten. Es ist dort dunkel und nasskalt.

Samjhana Karki sitzt im Schneidersitz auf einem Holzbett, dem einzigen Möbel, das sie aus ihrem Haus retten konnte. In dem riesigen Lagerhaus erscheint es irgendwie unpassend. Ihre betagte Mutter sitzt neben ihr, während ihr junger Sohn schläft. Karki erzählt weinend, wie sie ihre Schwester verlor. „Wir waren zu fünft im Haus, und meine Schwester wurde erdrückt“, sagt sie. „Wir versuchten sie herauszuziehen und warteten vergeblich auf ein Rettungsteam. Nun sind wir ohne Zuhause und ohne Land. Ich weiß nicht, was wir tun sollen.“
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Fotos: Palani Mohan/IFRC, Patrick Fuller/IFRC
Die Hilfe scheint anzukommen. Wie mir unser Trecking Guide aus der Everest Region heute di. 13.05 mitteilte werden in der Umgebung von Lukla/Khumbu/Sagarmatha District ( Am sogeannten Everest Treck) Zelte des DRK an Obdachlose verteilt: „Very good tents“. Beim gestrigen Nachbeben scheinen weitere Natursteinhäuser in der Gegend (Lukla/Khumbu/Sagarmatha District) zerstört und bereits geschädigte Häuser eingefallen zu sein. Die Lodges mit Stahlbetonskelltbauweise sind wohl weniger betroffen.