
Von Karina Lehmann, DRK-Delegierte in Karachi, Pakistan
Drei Monate nachdem eine verheerende Flutkatastrophe große Gebiete Pakistans heimgesucht hat, hindert stagnierendes Hochwasser im Süden des Landes noch immer mehr als eine Million Menschen an der Rückkehr in ihre Dörfer.
Der Kreis Johi im Distrikt Dadu wurde so zu einer riesigen Insel, die nur per Boot zu erreichen ist. Um die Basisgesundheitsversorgung für die ca. 60.000 Einwohner sicherzustellen, unterstützt das DRK dort eine mobile Gesundheitsstation des Pakistanischen Roten Halbmondes.
Zu dem Team gehören ein Arzt, eine Ärztin, eine Hebamme, ein Hygiene-Promoter, ein Apotheker und ein Fahrer. Allein in Sindh, der südlichsten Provinz Pakistans, fördert das DRK insgesamt vier dieser mobilen Gesundheitsstationen des Pakistanischen Roten Halbmondes.
In Johi reist das Team täglich per Boot an, um die vom Wasser eingeschlossene Bevölkerung zu erreichen. Dabei geht es bei der Mehrzahl der Patienten nicht um die Behandlung von Krankheiten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Hochwasser stehen, sondern darum, das geschwächte öffentliche Gesundheitssystem zu unterstützen. „Wer es sich leisten konnte, hat die Region wegen der Flut verlassen. So sind wir hier aktuell nur zwei Ärzte. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch unsere Kollegen vom Pakistanischen Roten Halbmond und die Hilfe aus Deutschland“, so Dr. Kalachi, der das einzige Krankenhaus in Johi leitet.

Insbesondere die Frauen sind erleichtert, wieder eine Ärztin und eine Hebamme vor Ort zu haben. In der ersten Woche konnten so bereits drei Geburten fachgerecht betreut werden. Die meisten Patienten leiden an Fieber, Infektions- oder Durchfallerkrankungen. Daher erklärt der Hygiene-Promoter den Patienten auch, wie allein durch regelmäßiges Händewaschen viele Infektionen verhindert werden können, oder wie man mit einfachen Mitteln eine Elektrolyt-Lösung ansetzt, um den Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust bei Durchfällen auszugleichen.

Auch wenn das Wasser endlich überall abgeflossen sein wird, wird die Flut noch lange nachwirken: Die Böden sind vielerorts für den Ackerbau unbrauchbar geworden, Infrastruktur wie Straßen, Stromleitungen und Schulen sind zerstört oder beschädigt, und die finanziellen Ressourcen der Gemeinden sind erschöpft. Landesweit sind 20 Millionen Pakistaner von den Juli-Fluten betroffen, mehr als 1,9 Millionen Häuser und 2,2 Millionen Hektar Ackerflächen sind beschädigt oder zerstört. Es gibt noch viel zu tun.