Freiwillige des Philippinischen Roten Kreuzes

Philippinen: „Einfallsreich zu sein, das haben wir vom Roten Kreuz gelernt“

Am 25.02.2021 von DRK-Team

Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz

Vor einem Vierteljahr fegten die Super-Taifune Goni und Vamco über die Philippinen hinweg und zerstörten Häuser, Ernten und Existenzen. Das Philippinische Rote Kreuz war von Anfang an mit Tausenden Freiwilligen im Einsatz. Doch noch immer leben Familien in notdürftig reparierten Unterkünften oder Zelten und hoffen auf eine bessere Zukunft – auch Nomalyn Tenerife und Rene Bayala, Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz, und Nora Baylan und ihre Familie.

Selbstlose Freiwillige helfen anderen, ihr Leben wieder aufzubauen

Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz zwischen Trümmern
Fünf Tage nach der Katastrophe sortiert das Paar das, was von ihren Habseligkeiten übriggeblieben ist (6. November 2020).

Nomalyn Tenerife, 34, und ihr Mann Rene Bayala, 47, sind langjährige Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz. Das Paar, das eine 12-jährige Tochter hat, gehörte zu den vielen Menschen, deren Haus fast vollständig durch den Taifun Goni zerstört wurde. Das ehemals zweistöckige Gebäude wurde in Trümmer gelegt und sintflutartige Regenfälle beschädigten all ihre wertvollen Habseligkeiten.

Obwohl sie selbst fast alles verloren hatten, sorgten sie am nächsten Morgen dafür, dass ihre Tochter Ernielyn im Haus von Nomalyns Cousine gut versorgt war, um sich dann freiwillig zu melden, um anderen helfen zu können. „Es ist besser, sich jetzt freiwillig zu engagieren, weil so viele Menschen in Not sind. Sie müssen sehen, dass wir trotz der Zerstörung durch den Taifun lächeln, und dass wir unser Leben wieder aufbauen können“, sagt Nomalyn. Seit „Goni“ arbeitet sie jeden Tag freiwillig im Sanitätszelt des Philippinischen Roten Kreuzes, wo die Patienten voruntersucht und zur Behandlung in die Fachabteilungen verwiesen werden.

Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz vor beschädigtem Haus
„Es macht uns nichts aus, alles zu verlieren. Das gute Gefühl, das sich einstellt, wenn man anderen in solchen Momenten hilft, ist wichtiger.“ – Nomalyn Tenerife und Rene Bayala sind seit Jahren Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz.

„Wir sparen, damit wir unser Haus wieder aufbauen können.“

Jeden Tag repariert Mann Rene ihr Haus ein wenig mit den Materialien, die sie retten konnten. „Einfallsreich zu sein, das haben wir vom Roten Kreuz gelernt“, lacht Nomalyn. „Wir sparen, damit wir unser Haus wieder aufbauen können. Wenn möglich, werden wir mit der Deckenkonstruktion weitermachen, um sie stärker zu machen als vorher.“

Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz vor Sanitätszelt
Wie Nomalyn will auch ihre Tochter beim Roten Kreuz helfen.

Ihre 12-jährige Tochter Ernielyn sagt, sie würde sich auch gern als Freiwillige beim Philippinischen Roten Kreuz engagieren. Nomalyn ist froh, dass sie helfen möchte, doch findet, ihre Tochter sei noch zu jung und müsse sich auf die Schule konzentrieren. „Vielleicht, wenn die COVID-19-Pandemie vorbei ist“, sagt sie.

Nomalyn und Rene sind einfach froh, dass ihre Tochter überlebt hat, denn sie ist das Wichtigste in ihrem Leben. Die Möglichkeit, anderen zu helfen, liegt dicht dahinter. „Wir haben uns entschieden, uns freiwillig zu melden, weil es sich toll anfühlt, helfen zu können. Es macht uns nichts aus, alles zu verlieren. Das gute Gefühl, das sich einstellt, wenn man anderen in solchen Momenten hilft, ist wichtiger.“

Leben am Rande der Existenz

Philippinische Mutter mit ihren tobenden Kindern
Nora Baylan und ihre Kinder machen das Beste aus ihrer Situation.

Als Super-Taifun Goni wütete, kamen Nora Baylan und ihr gesamtes Dorf mit 500 Einwohnern nur knapp mit dem Leben davon. Über die Hälfte der Dorffläche stürzte in eine 150 Meter tiefe Schlucht, die während des Taifuns aus dem Nichts auftauchte. Nora sagt, dass glücklicherweise keine Menschenleben zu beklagen waren, da alle sicher evakuiert worden waren. Obwohl ihr Haus noch steht, darf Noras Familie aber nicht zurück in das Risikogebiet ziehen.

Philippinin mit 2 Kinder im Zeltlager
Die Familie wohnt derzeit in einem Zelt.

Noras drei verspielte Kinder im Alter von drei, fünf und sieben Jahren sind trotz der Rückschläge gut gelaunt. Sie lachen und schreien, während sie in ihrem Zelt auf einer Matratze hüpfen, als wäre es ein Trampolin. Ihr Zelt steht auf einem Schulhof, der auch als vorübergehendes Evakuierungszentrum dient.

Wiederkehrende Stürme und Regentage seien schwierig, da Wasser in das Zelt einsickere, erzählt Nora. An manchen Tagen schlafen ihre Kinder in einem der Klassenzimmer, um nicht krank zu werden, wenn sie durchnässt sind.

Hoffnung für die Zukunft

Pilippinischer Junge schaut aus einem Zelt
Noras ältester Sohn Arjay hofft, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und einen Bagger zu bedienen, wenn er erwachsen ist.

Es war schwer, ihr Zuhause und ihre Gemeinschaft zu verlassen, aber Nora sagt, sie haben ihr Schicksal akzeptiert. Für die Mutter ist es am wichtigsten, dass sich ihre Kinder sicher fühlen, nachdem sie in ihrem kurzen Leben bereits so viele große Taifune erlebt haben. „Sie verstehen unsere Situation, weil wir in einem erdrutschgefährdeten Gebiet gelebt haben. Ich habe ihnen auch erklärt, warum wir hier sind und weshalb wir nicht in unser Haus zurückkehren dürfen.“

Beschädigte Landschaft auf den Philippinen
Nach der Zerstörung wollen die Betroffenen nach vorn schauen.

Nora hofft, bald an den Ort ziehen zu können, wo sich ihre Familie wieder ein Leben aufbaut, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können und ihrem Mann zu helfen. So könne sie sich um ihre Kinder kümmern – „damit sie weiter zur Schule gehen und ein eigenes gutes Leben haben, denn das ist das Einzige, das wir ihnen geben können.“

Das Philippinische und Deutsche Rote Kreuz verbindet eine langjährige Zusammenarbeit. Aktuell unterstützen wir unsere Schwestergesellschaft vor allem bei Projekten der Katastrophenvorsorge und der vorausschauenden humanitären Hilfe.

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Text: Caroline Haga. Fotos: Lisa Marie David/IFRC; Philippinisches Rotes Kreuz.

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DRK-Team
Als DRK-Team stellen unter anderem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Online-Redaktion des Deutschen Roten Kreuzes Persönlichkeiten oder Schicksale vor und führen Interviews.

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