Von Frank Terhorst, DRK-Delegierter auf den Philippinen
Gerade einmal eine ganze Woche war ich für das Deutsche Rote Kreuz auf den Philippinen im Einsatz, als mir eine ganz besondere Ehre zuteil wurde.
Guiuan, eine im Südosten der Insel Samar gelegene Stadt mit ca. 50.000 Einwohnern, wurde besonders stark vom Taifun Haiyan getroffen. Jedes Haus hier wurde vom Sturm entweder vollständig oder zumindest stark zerstört. Nachdem der Taifun am 8. November über Guiuan hinweg gezogen war, konnte auch kein einziger Radiosender mehr empfangen werden. Da gerade in solchen Situation das Radio ein wichtiges Medium zu Verbreitung von Information ist, ging am 26. November Radio Bakdaw mit der Unterstützung der internationalen Hilfsorganisation internews und einer handvoll junger, engagierter Radiomacher on Air. Bakdaw bedeutet in der lokalen Sprachen so viel wie „aufstehen“ oder „Aufgang“.
Radio Bakdaw kann in einer Umgebung von bis zu 40 km rund um Guiuan empfangen werden und erfreut sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Es werden sowohl wichtige Information verbreitet, wie z.B. wo gesundheitliche Versorgung angeboten wird oder Hilfsgüter verteilt werden. Auch werden Informationen und Berichte zu den Aktivitäten des Roten Kreuzes gesendet. Darüber hinaus wird während der täglich 14-stündigen Sendezeit Musik und Unterhaltung geboten, was für die Bevölkerung ein ebenso wichtiger Beitrag auf dem Weg in die Normalität ist.

Als Manager des Base Camps, welches das DRK dem Internationalen Komittee vom Roten Kreuz (IKRK) zur Verfügung stellt, bin ich nicht nur dafür verantwortlich, dass bis zu 64 nationale und internationale Mitarbeiter adäquate Unterkünfte sowie sanitäre Anlagen haben und gut verpflegt werden. Ich repräsentiere ebenso das DRK in der Öffentlichkeit. Aufgrund dessen wurde ich von Radio Bakdaw angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, als einer von drei Juroren, den freitäglichen Karaoke-Wettbewerb zu unterstützen. Erfreut über die Abwechslung habe ich zugesagt.
Ich wurde kurz vor 16.00 h abgeholt und so begann die Show für mich quasi ohne „Aufwärmen“. Ich war noch völlig überwältigt von den Zuschauermengen, die sich vor dem winzigen Senderaum drängten, nur um dieser Live-Show beizuwohnen, als die Sendung begann. Nachdem ich kurz vorgestellt wurde gaben mir meine beiden nationalen Jurorenkolleginnen noch den Tipp mit auf den Weg, dass ich nicht schon sofort beim ersten Kandidaten zuviele Punkte geben sollte, um noch Luft nach oben für bessere Interpreten zu haben. Doch wie sollte das gehen? Bereits der erste Sänger Romeo (45), legte sich so sehr ins Zeug, dass selbst Tom Jones von der Interpretation seines Songs „Delilah“ beeindruckt gewesen wäre. Ob ich wollte oder nicht, ich musste einfach neun von maximalen zehn Punkten vergeben.
In den folgenden zwei Stunden versuchten sich noch weitere 14 Hobbysänger unterschiedlichen Alters und erheblich unterschiedlicher Begabung. Das ein oder andere Mal war ich dann schon froh, wenn das Lied vorüber war. Waren die Sänger aber gut, und das war die Mehrheit der Kandidaten, so machte auch das umstehende Publikum lautstark darauf aufmerksam, eine entsprechende Punktzahl zu vergeben. Unumstößlicher Höhepunkt war Azercriel Daga, ein sechsjähriger Junge, der sein Lieblingslied mit solch einer Inbrunst und Überzeugung vortrug, dass er auf Anhieb 27 Punkte bekam und damit zu den drei besten Kandidaten gehörte, welche nochmals gegeneinander antreten mussten.

Obwohl auch Romeo wieder, ebenso wie die 16-jährige Dolores als Celine Dion mit „My heart will go on“, überzeugen konnte, war es am Ende doch Azercriel, der ganz eindeutig, getragen vom Jubel des Publikums, mit einer dreifachen 10 den Sieg und nach Hause tragen konnte. Umso mehr freute ich mich, dass mir die Ehre zuteil wurde, das vom Roten Kreuz gespendete Radio dem künftigen Schlagerstar überreichen zu dürfen.