von DRK-Referentin Sabine Sommer
Während ich in Jeremíe, Haiti, bin, werde ich Zeuge einer bemerkenswerten Rettungsaktion: Ein sechs Wochen altes Baby ist 5 Uhr morgens ins lokale Krankenhaus eingeliefert worden, mit dickem Bauch. Ein verdrehter Darm unterbindet die Blutzirkulation und der kleine Junge muss dringend operiert werden. Aber es gibt weder einen Chirurgen noch die nötigen Medikamente und Geräte.
In den folgenden Stunden setzen Behörden und diverse Hilfsorganisationen – darunter das Rote Kreuz – alle Hebel in Bewegung. Wenn das Baby innerhalb der nächsten Stunden nicht operiert werden kann, wird es nicht überleben. Am Abend ist endlich ein kubanischer Arzt in Aquin aufgetan. Unser Delegierter Asier übersetzt das Wesentliche für den Arzt ins Spanische. Das Rote Kreuz organisiert einen Krankenwagen mit Fahrer, der gegen 20 Uhr nach Aquin aufbricht. Keine einfache Fahrt – acht Stunden durch die Nacht auf holpriger Straße mit einem Baby in Lebensgefahr.
Um 4 Uhr morgens kann der kleine Junge endlich operiert werden. Er überlebt – womit keiner mehr gerechnet hat!