Von Christian Noske, Logistik-Delegierter in Haiti
Endlich, es ist soweit. Die Anlieferung von medizinischen Geräten zum Aufbau einer Blutbank in Haiti, die seit vielen Monaten vorbereitet wurde, soll endlich stattfinden. Die drei Container haben eine mehrwöchige Schiffsreise hinter sich, sie haben den haitianischen Zoll passiert und sind nun auf dem Weg, ihren Inhalt am endgültigen Ziel auszuliefern.
Die Bedingungen dafür, den 40-Fuß-Container zu entladen, sind nicht einfach. Die Geräte im Innern der Container sind schwer und sperrig, es gibt keinen Gabelstapler für das eigentliche Entladen und der Abstellplatz für den Container ist begrenzt. Im Vorfeld hatte es bereits Probleme bei der Terminvereinbarung für die Anlieferung gegeben, da es schwierig ist, eine Einfahrtsgenehmigung für einen 40-Tonnen-LKW in den betreffenden Stadtteil zu bekommen und die Spediteure sich nicht zuverlässig an Terminabsprachen halten. Verkehrstaus, verzögerte Hafenausfahrt, etwaige Pannen etc. machen es schier unmöglich, einen zuvor abgesteckten Zeitplan korrekt einzuhalten.
So stehen wir auch an diesem Freitag im Januar für Stunden auf dem Parkplatz und warten schwitzend auf den LKW, der den ersten der drei Container liefern soll. Als der Lastwagen endlich eintrifft, ist die Einfahrt von geparkten Autos blockiert und wir müssen auf eine Alternative ausweichen. Zwei weitere Stunden vergehen, bevor der LKW sich an der Schranke vorbei auf das Gelände zwängt. Für heute ist es zu spät, mit dem Entladen zu beginnen. Der Trailer wird abgestellt und alles für den nächsten Tag vorbereitet.
Am nächsten Morgen stehen um 7 Uhr in der früh dreizehn Mann parat, um die Kisten aus dem Container in den ersten Stock des verspiegelten Digicel Gebäudes zu schleppen.
Als der Container geöffnet wird, kommt eine große Holzkiste zum Vorschein auf der „192 kg“ steht. „Puh“ denke ich, „ganz schön schwer…“. Dabei sollte das längst nicht das Schwerste aller Packstücke sein, das es zu bewältigen galt. Und das alles bei weit über 30 Grad und ohne Staplereinsatz. In Europa wäre die Reaktion auf eine derartige Situation klar: „Container entladen… ohne Stapler… 200-kg-Kisten von Hand!? GEHT NICHT!“

Hier hingegen muss es irgendwie gehen. Die ersten Kisten unter großen Mühen herausgehievt und dann vorsichtig zu Boden gelassen. Nach und nach organisiert sich die Gruppe unter Anweisung von Wilfrid, unserem lokalen Logistikmitarbeiter, immer besser und die Arbeit verläuft flüssiger. Eine Kiste nach der anderen verlässt den Container. Es wird kontrolliert, ob die Kisten unbeschädigt sind und dann werden sie auf der Ladeliste abgehakt. Die großen Packstücke müssen teilweise ausgepackt werden, um sie überhaupt durchs Treppenhaus transportieren zu können.

Nach zehn Stunden ist der erste Container endlich leer und der nächste Termin für Montag angesetzt. Alle Packstücke werden sicher in den künftigen Räumen der Blutbank verschlossen. Gut, dass morgen Sonntag ist und alle einen Tag Pause haben.
Nach unvorhergesehenen Problemen mit dem Zoll am Montag steht schließlich ein Termin für Dienstag, und wir können die Entladung der sensiblen Gerätschaft glücklich abschließen. In den nächsten Wochen werden nach und nach die Techniker der Firmen hier ankommen. Sie werden die Geräte anschließen und in Betrieb nehmen sowie das lokale Personal der Blutbank schulen.
Tolle Arbeit und tolle Helfer – gut, dass alles so geklappt hat.