Singen und spielen gegen die Flut-Erinnerungen

Am 21.10.2010
Sara Klevmar arbeitet mit traumatisierten Kindern in Sindh

von Sara Klevmar, Psychologin des Schwedischen Roten Kreuzes in Pakistan

Die Überschwemmung ist weg, die Traumatisierung bleibt. Vor allem Kinder haben in den letzten Wochen während und nach der Flutkatastrophe psychische Schäden erlitten. Das Rote Kreuz bietet nun den jüngsten Bewohnern der Flüchtlingslager eine psychosoziale Betreuung, mit deren Hilfe sie die traumatischen Erlebnisse verarbeiten sollen.

Es dauert nur ein paar Sekunden, bis sich die Kinder des Flüchtlingslagers in Shahdadkot in der südpakistanischen Provinz Sindh um uns scharen. Freiwillige Helfer des Roten Halbmonds bringen einen Fußball, Kricketausrüstung und Buntstifte. Jetzt können die Kinder mit ihren Tagesaktivitäten beginnen. Während die Jungen sich für Fußball oder Kricket entscheiden, ziehen es die Mädchen vor zu malen oder zu singen. Wir nehmen ein paar Stifte und gehen, gefolgt von der Kinderschar, zu einer der provisorischen Hütten. Hier steht auf zwei Füßen ein zerbrochenes Bett, das als Tisch dient. Sobald wir Stifte und Papier verteilt haben, fangen die Kinder zu malen an.

Spielen ist für die Kinder besonders wichtig. Dadurch können sie aufarbeiten, was sie während und nach der Flut erleben mussten. Außerdem können wir ihnen auf spielerische Art wichtige Dinge beibringen. Heute zum Beispiel singen wir ein Lied, in dem es darum geht, sich die Hände mit Seife zu waschen, damit sich Krankheiten nicht weiter ausbreiten können und die Kinder sich selbst schützen.
Viele Studien haben belegt, dass psychologische Betreuung zu den wichtigsten Bedingungen gehört, um eine Traumatisierung zu überwinden. Einige der Kinder im Flüchtlingslager malen Fische und Vögel, viele Bilder zeigen das Chaos, das mit der Flut über sie hereingebrochen ist.

Malen, Spiel und Sport sind einige der einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen, die die psychosozialen Betreuungsteams einsetzen, um für die Kinder wieder eine einigermaßen normale Umgebung zu schaffen. Sie gehören zu einem Bündel von Aktivitäten, die die Mitarbeiter der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften im Rahmen der Mütter- und Kindergesundheitsvorsorge sowie der Gesundheits- und Hygieneaufklärung anbieten.

Viele Kinder haben ernsthafte Schlafstörungen und brauchen medizinische Versorgung, da sie unter Mangelernährung und Infektionskrankheiten leiden. Als Spezialistin für psychosoziale Betreuung ist es meine Aufgabe, freiwillige Helfer aus dem Flüchtlingslager für die Traumabewältigung der Kinder zu schulen.
Schließlich sind die Freiwilligen die besten Experten, wenn es um Lebensumstände und Gewohnheiten der Campbewohner geht. Ihre Ausbildung ist besonders wichtig, weil sie sicherstellt, dass Menschen vor Ort die psychosoziale Betreuung fortsetzen können – auch für den Fall neuer Katastrophen. Dieser Wissenstransfer macht die psychosozialen Hilfseinsätze der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaft so einzigartig.

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