Rothalbmond-Helfer im Maisfeld

Somalia: Bargeldhilfen für die Existenzsicherung

 - Somalia

Rota und Ayan sind zwei Frauen aus Somalia, die Bargeldhilfe des Roten Kreuzes erhalten haben und so ihre Lebensgrundlagen sichern konnten. DRK-Mitarbeiterin Oana Bara hat sie getroffen.

4,6 Millionen Menschen von Hunger bedroht

Laut Schätzungen der Weltbank lebt jeder zweite Somali in Armut, mit weniger als 1,90 Dollar am Tag. Politische Instabilität, bewaffnete Konflikte, fehlende Infrastruktur sowie immer häufiger auftretende Wetterextreme haben die Situation der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten deutlich verschärft. Schwere Dürreperioden in den vergangenen Jahren haben landwirtschaftliche Nutzflächen wie Äcker und Weideland vertrocknen und Nutzvieh verenden lassen. Dies hatte gravierende Folgen für die Bevölkerung. Derzeit leiden 4,6 Millionen Menschen unter Ernährungsunsicherheit, geschätzte 1,2 Millionen Kinder sind mangelernährt – davon sind knapp 954.000 Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt.

Zusammenarbeit seit 25 Jahren

Seit 25 Jahren ist das DRK in Somalia tätig und unterstützt den Somalischen Roten Halbmond in verschiedenen Bereichen. Ziel aller Maßnahmen ist es, die Widerstandsfähigkeit der Somalierinnen und Somalier so zu stärken, dass sich Krisen in Zukunft weniger gravierend für sie auswirken. Dies erreichen wir unter anderem mit Bargeldhilfen, die sich entweder an kleinere Unternehmen aber auch Familien richten. Damit wird nicht nur die lokale Wirtschaft gestärkt, auch können die Menschen so selbstbestimmter handeln. Schließlich wissen die betroffenen Familien am besten, was sie dringend brauchen.

Kredite für Kleinunternehmen

Im Rahmen des Bargeldhilfe-Projekts für Kleinunternehmen haben 80 Frauen eine Auszahlung von 300 US-Dollar, rund 255 Euro, erhalten, um sich ein kleines Unternehmen aufzubauen oder ihr bestehendes zu stärken. Einige haben damit Nutzvieh gekauft oder ein Stück Land, auf dem sie Gemüse oder Tee anbauen können, welchen sie anschließend verkaufen.

Somalierin mit Tochter in Laden
Rota aus Hahi, Somalia, und zwei ihrer vier Kinder zeigen uns den Laden, den sie mit der Bargeldhilfe des Roten Kreuzes ausbauen konnte.

Rota: Investition in den Laden

Blick in einen Laden
Kleine Unternehmen, wie Rotas Laden, sind wichtig für die lokale Wirtschaft und müssen langfristig gesichert werden. Das kommt der gesamten Region zugute.

Rota ist Mutter von vier Kindern und hat die Bargeldhilfe des Roten Kreuzes verwendet, um in ihren kleinen Laden zu investieren. Mit dem Geld konnte sie nicht nur ihr Inventar deutlich erhöhen und einen Acker mieten, auf dem sie Gemüse anbaut, sondern auch eine Idee umsetzen, die sie schon lange hatte. Sie hat ein Solarpanel beschafft und lässt ihre Kunden gegen Bezahlung Mobiltelefone aufladen. Allein damit verdient sie rund 3 USD am Tag.

„Vor der Bargeldhilfe habe ich an guten Tagen 5 USD täglich verdient, jetzt sind es im Normalfall mehr als 10 USD. Darin sind nicht die Einnahmen eingerechnet, die ich mit dem Gemüseverkauf verdiene. Damit habe ich mein Einkommen langfristig mehr als verdoppelt. Jetzt kann ich mit meinem kleinen Laden meine ganze Familie durchbringen.“

Ayan: Hilfe, wenn sie am nötigsten gebraucht wird

Auch die 28-jährige Ayan hat 2018 und 2019 Bargeldhilfe des Roten Kreuzes erhalten. Rund 75 USD in einem Zeitraum von vier Monaten. Ihr Haus wurde im Mai 2018 fast vollständig von Zyklon Sagar zerstört und ist auch heute noch unbewohnbar. Sie, ihr Mann und ihre fünf Kinder leben auch heute noch in einem Zelt im Garten ihres ehemaligen Hauses.

Ayan hat mit dem Geld zunächst das Nötigste besorgt. Wasser, Essen und Medikamente. Dann hat sie Samen für den Gemüseanbau gekauft, um sich auch langfristig ein Einkommen zu sichern.

„Wir waren nach dieser schrecklichen Naturkatastrophe wirklich verzweifelt. Das Haus und die Felder, auf denen wir angebaut haben, zerstört. Ohne die Hilfe des Roten Kreuzes wären wir nicht wieder auf die Beine gekommen.“

Jetzt hat sich die junge Mutter eine Lebensgrundlage schaffen können. Sie mietet ein Stück Land, auf dem ihr Mann das Gemüse anbaut. Sie kümmert sich um ihre Kinder, kocht und hält das Haus sauber. Auch können zwei ihrer Kinder zur Schule gehen.

Fotos: Oana Bara/DRK