Welche weitreichenden Folgen fehlender Regen haben kann, davon kann die 40-jährige Amina zur Genüge berichten. Die achtfache Mutter lebt in der Region Woqooyi Galbeed im Norden Somalias, die zum wiederholten Mal Schauplatz einer schweren Dürre geworden ist. Wie viele ihrer Nachbarn und Landsleute ist Amina auf humanitäre Hilfe angewiesen, denn die Dürre hat ihren Viehbestand verenden lassen und so ihre Einkommensquelle zerstört.

„Die Dürre hat uns schwer getroffen“
Aminas Familie kämpft jeden Tag ums Überleben: „Die Dürre hat uns schwer getroffen, es fehlt uns an Essen“, sagt die 40-Jährige. Einige ihrer Kinder sind unterernährt und können aufgrund gesundheitlicher Probleme die Schule nicht besuchen. Aber auch an Gesundheitsfürsorge fehlt es ihnen, weil die nächste medizinische Einrichtung von ihrem Heimatdorf zu weit entfernt ist.
Bargeldhilfen sichern die Ernährung
Um Menschen wie Amina zu helfen, die Ernährung ihrer Angehörigen zu sichern, verteilen unsere Kollegen vom Somalischen Roten Halbmond Bargeldhilfen an 2.050 besonders notleidende Familien in Woqooyi Galbeed. Auch Aminas Familie ist unter ihnen, sie ist sehr glücklich über diese Unterstützung: „Dank der Bargeldhilfe können wir zwei Mahlzeiten pro Tag essen”, sagt Amina. „Unser Essen ist gesünder geworden und außerdem müssen wir in den Läden keine Schulden mehr machen.”
Die Bargeldhilfe erhält die Mutter drei Monate lang durch ein Projekt des Deutschen Roten Kreuzes, in Kooperation mit dem Britischen, Finnischen und Norwegischen Roten Kreuz. In diesem Zeitraum kann sie monatlich über einen Betrag von 90 US-Dollar verfügen, um die zehnköpfige Familie zu ernähren. Der Geldtransfer funktioniert dabei über das Mobiltelefon – eine übliche Lösung in Somalia.

Ernährungsunsicherheit betrifft 3,3 Millionen Somalier
Nach Angaben der Vereinten Nationen befinden sich mehr als 2,9 Millionen Menschen in Somalia wie Amina in einer humanitären Notlage. 3,3 Millionen leiden unter Ernährungsunsicherheit, während 363.000 Kinder unter 5 Jahren akut unterernährt sind. Durch die Dürre haben die Menschen ihre Lebensgrundlagen verloren, Nutzvieh ist verendet, Weideland und Acker sind ausgedorrt. Die Menschen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Deshalb leistet das DRK unter anderem zusammen mit dem Finnischen, dem Britischen und Norwegischen Roten Kreuz Nothilfe für die von der Dürre betroffenen Menschen im Norden Somalias.

Der Bedarf an Hilfe bleibt groß
Inzwischen hat es in einigen nordsomalischen Regionen geregnet, doch die vereinzelten Regenschauer waren zu schwach, um die Notsituation dort zu lindern. Auch die Wettervorhersagen für die kommende Regenzeit im August und September versprechen nicht genug Niederschlag. So gesellt sich zur bestehenden Not die Befürchtung von Krankheitsausbrüchen im Land. Allein im Mai wurden mehr als 32.000 Cholera-Erkrankungen und 5.600 Verdachtsfälle auf Masern registriert (OCHA, Mai 2017). Die Unterernährung nimmt in den meisten Landesteilen zu und erhöht das Infektionsrisiko.

Aminas größte Sorge ist derzeit, wie sie die Schulden zurückzahlt, die sie für die Nahrungsmittel machen musste, bevor sie Bargeldhilfe erhalten hat. Doch trotz aller Not gibt Amina die Hoffnung nicht auf: Nach Ablauf der Hilfe möchte sie in der Lage sein, ihren Viehbestand wieder aufzupeppeln und ein eigenes Einkommen zu erzielen.
Erfahren Sie mehr über die DRK-Hilfe in Somalia
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Fotos: IFRC, DRK