Von Karin Uckrow, DRK-Delegierte in Somalia
Somalia ist eines der ärmsten Länder dieser Welt. Und mit Somalia verbindet man meistens humanitäre Katastrophen, Flüchtlingsströme und politische Instabilität. Die Situation der Jugendlichen ist entsprechend deprimierend: Nur wenige Jugendiche haben die Möglichkeit, eine Schulbildung zu erhalten und die Aussichten auf eine Ausbildung oder einen Arbeisplatz sind minimal.

Als ich vor zwei Monaten nach Somaliland kam, war ich vorsichtig-skeptisch und neugierig, was mich als Beraterin in einem Jugendprojekt erwartet. Somaliland ist die nord-westliche Region von Somalia, die sich vor mehr als 20 Jahren einseitig unabhängig erklärt hat. International nicht anerkannt ist dieser Teil von Somalia politisch relativ stabil. Es gibt neben vielen humanitären Programmen auch Projekte, die langfristig eine Stärkung der Zivilgesellschaft fördern. Das Deutsche Rote Kreuz unterstützt ein Jugendprojekt des Somalischen Roten Halbmondes, das u.a. verschiedene Bildungsangebote für Jugendliche durchführt. Es werden Alphabetisierungsprogramme, Computertrainings und Erste-Hilfe-Kurse angeboten. Darüber hinaus werden auch sechsmonatige Ausbildungsprogramme durchgeführt: Schneidern, Hauswirtschaft, Maurern, Elektriker und Kosmetik. „Kosmetik…?“ frage ich etwas erstaunt nach. Mein Kollege versichert mir, dies ist einer der begehrtesten und erfolgreichsten Kurse.
Ein paar Tage später besuchen wir ein Flüchtlingscamp. Hier leben ca. 4.800 Familien. Es sind Flüchtlinge aus dem eigenen Land und die Gründe hierfür sind vielfältig – Bürgerkrieg, Hunger und der Wunsch nach Sicherheit. Der Rote Halbmond ist hier aktiv in der Jugendarbeit. Ich treffe auf viele Jugendliche, die Trainings- und Ausbildungskurse beim Roten Halbmond besucht haben. Und dann besuchen wir Hadiya. Hadiya ist 18 Jahre und betreibt seit einigen Wochen in dem Camp ihren eigenen kleinen Beauty Salon.

Nach der Ausbildung zur Kosmetikerin folgte ein zweimonatiges Praktikum in einem Kosmetikstudio. Die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch in Somaliland und die Chance als Berufsanfänger einen bezahlten Job zu erhalten, ist sehr gering. So hat sich Hadiya entschieden, in dem Camp eine kleine Rundhütte tagsüber als Kosmetiksalon zu nutzen. Insbesondere das Verschönern der Haut auf den Armen und Händen mit Ornamenten ist sehr gefragt.
Ich bin total begeistert und beeindruckt von dem, was ich sehe und erlebe. So irritierend es am Anfang klang – ein Beauty Salon in einem Flüchtlingslager – kann ich es mittlerweile verstehen. Dieses Flüchtlingslager besteht seit mehr als 20 Jahren und auch wenn die Bedingungen in dem Camp sehr schwierig sind, so ist es für die meisten Menschen „normaler Alltag“ hier zu leben. Und dazu gehört auch, sich das Leben zu verschönern mit dem, was man zur Verfügung hat.
Die Mutter von Hadiya erzählt uns, dass sich die Situation der gesamten Familie durch die Tätigkeit von Hadiya sehr verbessert hat. Hadiya hat acht Geschwister und sie ist die einzige, die einen konstanten Beitrag zum Lebensunterhalt leistet. Der Besuch in dem Camp und bei Hadiya hinterläßt viele bleibende Eindrücke und motiviert meine Kollegen und mich. Und ich verspreche Hadiya für eine Verschönerung meiner Hände wiederzukommen!
Hallo, ich finde es super das ihr Frauen eine Ausbildung ermöglicht das sie sich selbst eine Zukunft aufbauen können!
Drücke euch so die Daumen das es so gut weiter geht!
Vielen Dank fürs Daumen drücken, Tatjana!
„Leid“ und „Not“ können sehr pauschale Begriffe sein, die besonders aus der bequemen Perspektive aus Westeuropa eher abstrakt verstanden werden.
Wer seine Heimat verloren hat, muss nicht auch seine Würde verlieren. Den Menschen, vor allem den Frauen, eine Ausbildung und Aufgabe zu geben, wird langfristig viel mehr bewirken, als ihren Essen und Kleidung zu schenken.
Und warum sollten Flüchtlinge keinen Wert auf ihr Aussehen legen dürfen?
Gibt eine eine pauschale Regelung, dass wenn du leidest, ALLES schlecht und düster sein muss?
Dürfen Flüchtlinge nicht lachen? Ihre Kinder nicht spielen?
Das ist doch Quatsch! Ein Funken „Normalität“ ist genau das richtige. Ich freue mich, dass das DRK solche Projekte unterstützt. Deshalb unterstütze ich das DRK.
Liebe Doris,
wir freuen uns sehr über deine unterstützenden Worte!
Vielen Dank und Grüße vom DRK-Webteam