von Dr. Thorsten Klose, DRK-Referent
Im Rahmen einer Projektvorbereitung reiste ich in den nordwestlichen Landesteil von Somalia, welcher den Namen Somaliland trägt: Hier leben die meisten der derzeit ca. 3,5 Millionen Bewohner in großer Armut und werden immer wieder von extremen Naturereignissen wie Dürren oder Überschwemmungen betroffen.
Das Deutsche Rote Kreuz arbeitet eng mit dem Somalischen Roten Halbmond zusammen, um die Lebensgrundlage der somalischen Bevölkerung zu verbessern und Maßnahmen der Katastrophenvorsorge zusammen mit den Menschen vor Ort zu planen und durchzuführen.
Die nomadische Viehzucht stellt für den Großteil der Menschen in Somaliland die wichtigste Lebensgrundlage dar, doch gerade diese Lebensgrundlage wird besonders stark durch den Klimawandel bedroht. Wir wollen uns deshalb zusammen mit dem Somalischen Roten Halbmond auch auf die zukünftigen Klimarisiken vorbereiten und in unsere Projekte auch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel integrieren.
Derzeit laufen daher die Planungen für ein mehrjähriges Projekt zur Stärkung der lokalen Selbsthilfekapazitäten der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen auf Hochtouren. Als Teil dieser Projektvorbereitung fand nun ein viertägiger Workshop mit über 30 Angestellten, Projektmitarbeitern und Freiwilligen des Somalischen Roten Halbmonds in der nördlichen Hafenstadt Berbera statt.
Im Rahmen dieses Workshops haben wir zunächst gemeinsam die Natur- und Klimagefahren in Somaliland analysiert, um anschließend die wichtigsten Maßnahmen der Katastrophenvorsorge zu erarbeiten, die der Rote Halbmond vor Ort mit Unterstützung des DRK in den kommenden Jahren in den Projektgemeinden durchführen wird.
Es wurde im Verlauf des Workshops deutlich, dass der Klimawandel vor allem zu einer Zunahme von extremen Wetterereignissen in Somaliland führen wird. Die ohnehin schon katastrophenanfälligen Bevölkerungsgruppen müssen sich sehr wahrscheinlich in der Trockenzeit auf eine Zunahme von Dürren, aber gleichzeitig in der Regenzeit auch auf häufigere Überschwemmungen vorbereiten. Gleichzeitig droht der Zugang zu sauberem Trinkwasser sich weiter zu verschlechtern. Dies würde auch das Auftreten von Krankheiten begünstigen. Besonders gefährdet sind dabei ältere Menschen, Kinder und solche Bevölkerungsgruppen, die von der nomadischen Viehzucht abhängig sind.
Am Ende des Workshops haben wir die zukünftigen Projektschwerpunkte diskutiert und erarbeitet. Der Somalische Rote Halbmond wird sich mit Unterstützung des DRK dabei auf die folgenden Schwerpunkte konzentrieren: Zunächst sollen die Katastrophenmanagement-Kapazitäten des Roten Halbmonds durch weitere Trainingsmaßnahmen gestärkt werden.
In den zukünftigen Projektgemeinden sollen anschließend umfangreiche Bildungskampagnen durchgeführt werden, in denen die Menschen über den Umgang mit Naturgefahren wie Dürren und Überschwemmungen aufgeklärt werden. Zeitgleich soll der Zugang zu sauberem Trinkwasser verbessert und über potenzielle Gesundheitsrisiken aufgeklärt werden. Anschließend sollen für die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen Möglichkeiten für alternative Einkommensquellen gefunden werden, um zukünftig besser auf Dürren reagieren zu können.
Es war eine besondere Freude für mich, zu sehen, wie die Mitarbeiter des Somalischen Roten Halbmonds hoch motiviert bei der Sache waren und es kaum abwarten können, mit dem Projekt zu beginnen.