SARC-Helfer im Interview: Dr. Shamel.
Seit Oktober 2010 ist Dr. Shamel der medizinische Leiter der Ghouta-Klinik. Die von der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung unterstützte Klinik existierte bereits vor der Syrien-Krise und bietet eine Reihe von Dienstleistungen in verschiedenen Fachrichtungen an.
Dr. Shamel, bitte erzählen Sie uns von Ihrer Klinik.
Unsere Einrichtung umfasst zwei Fachabteilungen für Innere Medizin sowie Fachbereiche für Kinderheilkunde, Gynäkologie und eine Zahnklinik. Die beiden Fachabteilungen für Innere Medizin sind fortwährend überfüllt. Dort werden pro Abteilung täglich 30 bis 35 Patienten behandelt.
Ihre Klinik gab es schon vor der Krise, wie hat sich die Arbeit in dieser Zeit verändert?
Vor der Krise waren die meisten Patienten irakische Flüchtlinge. Inzwischen hat sich das geändert. Die Mehrheit unserer Patienten ist syrisch, viele von ihnen sind innerhalb Syriens vertrieben worden. Wir behandeln immer noch Iraker, aber weit weniger. Jetzt sind es die Syrer, die diese Klinik am dringendsten brauchen. Durch den bewaffneten Konflikt haben viele Menschen ihr Hab und Gut und alle Rücklagen verloren. Das hat Auswirkungen auf so viele Lebensbereiche. Es setzt sie unter Druck, beeinflusst ihre Gesundheit – und das wiederum erhöht den Druck auf unsere Klinik.
Was zeichnet die Arbeit Ihrer Klinik aus?
Wir behandeln jeden, der durch unsere Türen tritt. Wir sehen Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden, mit denen sie bisher zurechtkamen. Aber jetzt haben sie Probleme, Medikamente zu erhalten. Sie haben nicht mehr das Geld, um sie zu bezahlen.
Eine Zeit lang war die Ghouta-Klinik für die Menschen zudem die einzige Anlaufstelle, um sich impfen zu lassen. Einen Tag pro Woche bieten wir immer noch Impfungen an.
Ihre Patienten sind häufig vertrieben, was sind ihre typischen Probleme?
In unserer Gegend sind wir von umgeben vertriebenen Menschen – Leute, die die Altstadt und die Gebiete des Ländlichen Homs verlassen haben. Viele Binnenvertriebene leben unter beengten Bedingungen, Krankheiten breiten sich so leichter aus. Hautkrankheiten zum Beispiel, wie Krätze oder Dermatitis, weil die Menschen sich nicht richtig waschen können oder ihre Wasserquelle beeinträchtigt ist. Hepatitis A ist ein weiteres Problem. Einmal hatten wir 40 Fälle von Hepatitis A. Wir entdeckten, dass eine Wasserquelle aufgrund beschädigter Infrastruktur verschmutzt war. So konnten wir mit der Wasserbehörde sprechen, um sich darum zu kümmern.
Was ist der größte Bedarf in ihrer Klinik, was brauchen Sie am dringendsten?
Besonders die beiden Fachabteilungen für Innere Medizin arbeiten am Limit ihrer Belastungsgrenze. Dort ist am meisten Betrieb. Sie sind stets so voll, dass wir eine dritte Abteilung eröffnen und mit Patienten füllen könnten. Wir brauchen mehr Kapazitäten. Medizin ist die wichtigste Notwendigkeit zum Überleben, Menschen kommen meilenweit hierher, um Medikamente zu erhalten.
Trotz Bürgerkriegs, Gefahr und Entbehrungen sind sie Tag für Tag im Einsatz: Die Helfer unserer lokalen Schwestergesellschaft, des Syrischen Arabischen Roten Halbmonds (SARC). Als Ärzte, Rettungssanitäter, Krankenschwestern, Ernährungsberater oder Sprechstundenhilfen arbeiten sie zum Beispiel in den Krankenhäusern des SARC. Wer sind diese Menschen, wie sieht ihre Arbeit aus und was motiviert sie? Lernen Sie in unserem Blog SARC-Helfer kennen.
Foto: Penny Sims/IFRC
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