Wir treffen Hadija an einer Verteilung für Hilfsgüter in Aleppo. 2013 ist sie mit ihren zwei Söhnen und ihren Eltern in den Nordwesten Syriens, nach Lattakia, geflüchtet und vor einigen Monaten wieder zurückgekehrt. Bei der Verteilung haben wir die Gelegenheit mit ihr zu sprechen und aus erster Hand zu erfahren, wie es den betroffenen Menschen sieben Jahre nach Beginn der Krise vor Ort geht.
Syrien: „Wir sind unglaublich dankbar für die Unterstützung“
Aleppo hat es schwer getroffen

„Als 2013 die Situation für die Menschen hier unerträglich geworden ist, sind viele meiner Freunde und Bekannten geflüchtet, so auch wir“. In ihrem neuen zu Hause in Lattakia konnte die 36-jährige als Reinigungskraft in verschiedenen Hotels arbeiten, doch zurück in Aleppo ist es schwierig, eine Stelle zu finden. So muss ihr 14-jähriger Sohn für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen. Er arbeitet in einer Autowerkstatt als Hilfskraft und kann deshalb nicht zur Schule gehen. Sein 13-jähriger Bruder ist gehbehindert und auf Pflege angewiesen. „Wir wollten zurück, auch wenn wir wussten, dass es nicht einfach werden wird, Aleppo ist unser Zuhause.“
Meine Kinder müssen wieder zur Schule
Hadija und ihre Familie wird vom Syrischen Arabischen Roten Halbmond (SARC) in Zusammenarbeit mit dem DRK mit Hygienepaketen für besondere Bedürfnisse unterstützt. Diese sind eine große Hilfe. Vor allem für ihren jüngsten Sohn sind die Artikel notwendig. Solange Hadija keine Anstellung findet, bleibt die Situation dennoch für die ganze Familie sehr schwierig. Ihr ältester Sohn träumt davon, wieder zur Schule gehen zu können. Hadija hat ein schlechtes Gewissen. Sie will einfach nur, dass es ihren Kindern gut geht. „Sie haben so viel durchgemacht, ich will ihnen nicht noch mehr auferlegen.“

Sieben Jahre Syrienkrise
Im März 2018 jährt sich der Beginn der Syrienkrise zum siebten Mal und das Leid ist kaum vorstellbar: Inzwischen sind mehr als 13 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen. Ein großer Teil von ihnen sind Kinder. Es fehlt an Nahrung, sicheren Unterkünften und medizinischer Versorgung. Die Nothilfe in der Syrienkrise ist deshalb der derzeit größte Auslandseinsatz des Deutschen Roten Kreuzes. Wir engagieren uns vor Ort in Syrien sowie in den Nachbarstaaten Libanon, Türkei und Irak – aber auch in Deutschland.
DRK-Hilfe in Syrien

Das DRK ist seit Beginn 2012 in Syrien aktiv an der Nothilfe beteiligt. Verschiedene Aktivitäten werden aktuell in Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft SARC durchgeführt:
Dazu gehört die Lieferung lebensnotwendiger Hilfsgüter wie Nahrungsmittel und Hygieneartikel (inkl. spezielle Artikel für Babys, Frauen und ältere Menschen). Die zur Verfügung gestellten Hilfsgüter werden von SARC nach Bedarf verteilt. Auch die Stärkung der Logistikkapazitäten der Schwestergesellschaft inklusive Anmietung, Rehabilitierung und Instandhaltung von Lagerkapazitäten, die Bezahlung der Logistikmitarbeiter sowie die Bereitstellung von LKWs und Gerätschaften gehört zu unserer Arbeit vor Ort. Über diese logistische Infrastruktur werden nicht nur die Hilfsgüter der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, sondern auch die anderer Hilfsorganisationen (wie der UN) im ganzen Land verteilt. Die Unterstützung des DRK leistet daher einen wichtigen Beitrag zur gesamten humanitären Hilfe in Syrien.

Aufgrund der Dauer des weiterhin anhaltenden Konfliktes engagiert sich das DRK zusammen mit dem SARC neben der akuten Nothilfe auch im Bereich längerfristiger Unterstützung für die Menschen in Syrien. Hierzu zählen beispielsweise Aktivitäten zu beruflicher Bildung und Beschäftigungsförderung mit dem Ziel die Ernährungssicherung und die Lebensgrundlagen der Menschen zu verbessern oder erste Maßnahmen zum Wiederaufbau von Kliniken und Gebäuden des SARC, die in dem Konflikt beschädigt worden sind.
Die Projekte in Syrien wurden seit Beginn insbesondere durch das Auswärtige Amt, die Europäische Kommission, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie durch das Belgische Rote Kreuz Flandern (Belgische Regierung) unterstützt.
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Fotos: Oana Bara/DRK