Techniker Christian Ehser berichtet aus dem DRK-Feldhospital in Carrfour

Am 12.03.2010

von Christian Ehser

Christian Ehser arbeitet als Techniker im DRK-Krankenhaus in Carrefour © Stefan Trappe, DRK

Die Regenzeit steht bevor

Die vergangenen Wochen waren für uns Techniker im Hospital sehr anstrengend und arbeitsreich. Ich erinnere mich noch gut an unsere Anreise. Es war unerträglich heiß draußen und wir kamen nur im Schneckentempo vorwärts, denn die Staßen waren verstopft und zerstört. Als wir dann im Fußballstadion von Carrefour  ankamen, wo das DRK-Feldhospital steht, wurden uns die Prioritäten unserer Arbeit sehr schnell klar – unser Krankenhaus muss für die Regenzeit präpariert werden!

Mit Hand ans Werk – Technische Versorgung des Krankenhauses in Carrefour

Mit insgesamt 13 lokalen Mitarbeitern haben wir Drainagen gegraben und ein Abwassersystem entwickelt. Dafür wurden bis jetzt ca. 150m3 Erdreich mit bloßen Händen bewegt und mit genauso viel Kies wieder aufgefüllt. Der Kies kommt wiederum aus einem lokalen Kieswerk, in dem hunderte Arbeiter aus einem Flussbett mit der Hand die Steine nach Größe sortieren und mit Eimern auf große LKWs laden – nur ein kleines Beispiel dafür, wie einfach und arm das Leben hier geführt werden muss.

Zu dem Drainagesystem kommen natürlich noch viele anderen Arbeiten, die grob in drei Bereiche gegliedert sind: Zum einen müssen Generatoren das Krankenhaus mit Strom versorgen.. Dann wird Trinkwasser für das Krankenhaus und das Base Camp aufbereitet, wobei auch sanitäre Anlagen (Latrinen und Duschen) für die Patienten und Mitarbeiter benötigt werden. Und schließlich gibt es den Schreinerei- und Hausmeisterservice. Er baut die Regale, Mülleimer, Zäune, Latrinen und überhaupt all das, was es nicht auf dem lokalen Markt gibt.

Alle helfen mit – ohne lokale Mitarbeiter geht nichts

Das alle wäre unmöglich zu schaffen ohne die Hilfe der vielen lokalen Mitarbeiter, die wir schulen, damit sie diese Arbeiten einmal alleine übernehmen können. Für unsere lokalen Mitarbeiter ist das nicht immer einfach. Die meisten von ihnen haben selbst alles durch das Erdbeben verloren. Oft haben sie gerade mal eine Plane, aus der sie eine Unterkunft gezimmert haben und unter dieser mit einer siebenköpfigen Familie leben. Diese Plane schützt allerdings kaum vor dem Regen. In der Nacht ist es auch nicht immer ruhig auf den Straßen, was natürlich dann in absolutem Schlafmangel und Erschöpfung endet. Da ist von unserer Seite sehr viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gefragt, z.B. wenn sie mal langsamer sind, als man es erwartet oder sie viele Pausen machen.

Die Hitze ist unerträglich

Auch die permanente Hitze macht uns allen schaffen. Besonders für alle Rotkreuzler mit hellem Hauttyp bleiben da Sonnenbrände trotz Sonnenschutz nicht aus. Zusätzlich heizen sich unsere Zelte, der einzige Schattenspender, den es gibt, tagsüber stark auf – manchmal bis zu 70 Grad Celsius.

Aber nicht nur der Mensch, sondern auch unsere Maschinen leiden unter der Hitze und den äußeren Umständen. Unsere Kühlschränke müssen mittlerweile von außen mit Ventilatoren zusätzlich gekühlt werden, um störungsfrei laufen zu können und der feine, omnipräsente Staub von den Aufräumarbeiten und den täglichen Müllverbrennungsfeuern auf den Straßen belastet nahezu alle technischen Geräte.

© Stefan Trappe, DRK

Gemeinsam für den guten Zweck

Ansonsten ist die Stimmung im Team großartig und wir sind alle sehr glücklich, mit Rotkreuzlern aus aller Welt und den Haitianern an einem Strang zu ziehen. Wir dürfen erleben, wie so viele Menschen unser Krankenhaus, eine kleine Oase inmitten des totalen Chaos, mit einem Lächeln verlassen. Einen schöneren Dank kann es nicht geben. Ohne uns hätten sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Überlebenschancen!

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