Foto: syrische Frauen in einer Frisierklasse in der Türkei

Türkei: Ein Stück Unabhängigkeit für Khadeja

Am 15.03.2018 von John Engedal Nissen

Foto: Collage aus Portrait und Szene einer Frisierklasse

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Khadeja ist aus Syrien in die Türkei geflüchtet, um dort in Sicherheit leben zu können und versucht gleichzeitig sich eine Zukunft aufzubauen. Sie hofft, dass sie diese Zukunft in Syrien verbringen wird.

Foto: Portrait einer syrischen Geflüchteten bei erinem Frisierkurs in der Türkei
Für Khadeja bedeutet der Frisierkurs Hoffnung.

„Das Leben hier ist schwierig“, sagt 30-jährige Khadeja, während sie sich die Haare einer Frisierpuppe durch die Finger gleiten lässt. Sie ist aus dem syrischen Aleppo in die Sicherheit Istanbuls geflohen. Dort nimmt sie nun an den Aktivitäten in einem Gemeindezentrum des Türkischen Roten Halbmonds teil. Solche Gemeindezentren betreibt der Türkische Rote Halbmond landesweit, sie werden von unterschiedlichen Partnern wie z.B. dem DRK unterstützt und finanziell beispielsweise durch das Auswärtige Amt oder die EU gefördert.

Neben Angeboten zur beruflichen Fortbildung – etwa dem Friseurkurs und dem Türkischunterricht, die auch Khadeja besucht – bieten die Mitarbeiter im Gemeindezentrum zum Beispiel Hilfe bei medizinischen Problemen und psychosoziale Beratung an. So erhalten vor allem syrische Flüchtlinge Unterstützung, unabhängiger zu werden und am öffentlichen Leben teilzuhaben. „Vorher bin ich einfach zu Hause geblieben“, sagt Khadeja.

„Ich will meine Familie unterstützen“

Ohne die türkische Sprache zu beherrschen, fällt es vielen Syrerinnen und Syrern schwer, sich in die umgebende Gesellschaft zu integrieren und sich mit der türkischen Bevölkerung zu verständigen – oder einfach Lebensmittel auf dem lokalen Markt zu kaufen. „Und ohne Arbeit kann es schwierig sein, den Lebensunterhalt zu bestreiten”, betont Khadeja. „Die Miete ist teuer, zu leben ist teuer. Wir alle haben Schwierigkeiten, die Miete zu bezahlen“, sagt sie und lässt ihren Blick über die anderen syrischen Teilnehmerinnen des Friseurkurses im Raum schweifen. Alle Frauen sind hochkonzentriert, während die Lehrerin durch die Reihen geht und die Arbeit jeder Einzelnen überprüft und Ratschläge gibt.

Foto: Rothalbmond-Mitarbeiterin beobachtet zwei die Arbeit zweier Frisierkursteilnehmerinnen
Konzentriert dabei: Khadejas Mitstreiterinnen des Frisierkurses im Gemeindezentrum des Roten Haldmonds

„Ich bin hier, um als Friseurin ausgebildet zu werden und später einen Job zu bekommen. Ich möchte arbeiten, damit ich meine Familie unterstützen kann. Das ist besser als nur zu Hause zu bleiben und nichts zu tun. Ich lerne auch Türkisch“, erzählt Khadeja. Sie lebt zusammen mit ihrem Bruder, seiner Frau und seinen Kindern. Eine Arbeitsstelle würde ihr in ihrer jetzigen Situation nicht nur helfen, unabhängiger zu werden, sondern könnte ihr auch eine bessere Zukunft sichern, hofft Khadeja: „Ich würde gerne nach Syrien zurückkehren, um dort als Friseurin zu arbeiten.“

Über die Gemeindezentren in der Türkei

Auch das Deutsche Rote Kreuz hilft syrischen Flüchtlingen in der Türkei gemeinsam mit dem Türkischen Roten Halbmond. In insgesamt drei Gemeindezentren unterstützt das Rote Kreuz die Flüchtlinge mit integrativen Leistungen wie Sprach-, Computer- oder Handwerkskurse. Zusätzlich können die Geflohenen unter anderem auch psychosoziale Unterstützung in Anspruch nehmen. Finanziert werden die Gemeindezentren mit der Hilfe des Auswärtigen Amtes.

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Fotos: John Engedal Nissen/ Dänisches Rotes Kreuz

Geschrieben von:

John Engedal Nissen
Der gelernte Journalist ist beim Dänischen Roten Kreuz für die Kommunikation verantwortlich. Im Rahmen des MADAD-Projekts, das von der Europäischen Union finanziert wird, bereist er die vom Syrienkonflikt betroffenen Nachbarländer, um dort syrische Flüchtlinge zu porträtieren, die vom gleichnamigen Fonds profitieren. John Engedal Nissen bereist auch für die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung Krisen- und Katastrophengebiete, um über die Situation vor Ort zu berichten.

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