Unterwegs mit einer mobilen Ambulanz in Port-au-Prince

Am 12.02.2010
Schnell bildet sich eine Schlange von Menschen (c) Stefan Trappe, DRK

Ärzte und Schwestern des Deutschen Roten Kreuzes fahren mit dem Landcruiser hinaus in die Lager der Obdachlosen. Im Auto fahren ein Arzt und zwei Schwestern bepackt mit Verbandsmaterial, Medikamenten und einfachen Untersuchungsgeräten direkt in die Lager, in diesem Falle direkt vor ein Lager. Neben einer Bushaltestelle werden flott ein Tisch und zwei Stühle aufgestellt, die Alukiste mit den Medikamenten und Verbandsmaterialien wird als Regalschrank auf einer leeren Coca-Cola-Kiste platziert und schon sind die ersten Patienten da.

Die Ambulanz spricht sich rum – die Schlange wird länger und länger

eine Krankenschwester hockt vor vor einer junge Haitianerin, die auf einem Stuhl sitzt
(c) Stefan Trappe, DRK

Die Hebamme Meta Marz sortiert zuerst mal alle Schwangeren aus der Warteschlange heraus und untersucht sie separat von den anderen Patienten. Sie befragt die Frauen nach ungewöhnlichen Vorkommnissen, fühlt und tastet den Bauch, achtet auf Herztöne und Bewegungen des Kindes im Mutterleib. Parallel dazu hört Dr. Claus Unger reihenweise junge Männer mit dem Stethoskop ab, die möglicherweise an einer Atemwegsinfektion leiden.

So geht es den ganzen Tag weiter. Alte Wunden und Hauterkrankungen bei Kindern werden untersucht, Medikamente verordnet und die Einnahme erklärt. Auf der Straße geht der ganz normale Verkehr weiter, Busse kommen und gehen und eine kleine Straßenküche direkt nebenan bietet frische Pommes und Gulasch an. Die Temperaturen liegen um die 35°C. Es spricht sich schnell herum, dass hier das Deutsche Rote Kreuz Patienten ambulant behandelt und die Warteschlange wird länger und länger. Einige Patienten müssen sich zur Weiterbehandlung in großen Krankenhäuser begeben, die das Rote Kreuz in der Stadt aufgestellt hat.

Die Menschen sind dankbar für die Hilfe – körperlich und seelisch

(c) Stefan Trappe, DRK

Nach drei Stunden hat das Team über 150 Patienten behandelt. Die mobile Ambulanz wird morgen wieder kommen müssen. Die Menschen in den zerstörten Vierteln und in den Zeltstätten der Stadt benötigen dringend ärztliche Hilfe und haben selbst keine Möglichkeit, den weiten Weg in ein funktionierendes Krankenhaus zu gehen. In der mobilen Klinik werden sie kostenlos behandelt und sie genießen es sichtlich, dass sich jemand ihre Geschichte anhört, sie befragt, untersucht und sie ernst nimmt mit ihren Problemen.

Bevor Dr. Claus Unger die Kisten wieder schließt, verspricht er den umstehenden Menschen: „Wir kommen wieder“.

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