Gruppenfoto

Vietnam: Gespräche für die Zukunft – Konferenz zur vorhersagebasierten Finanzierung von Katastrophenvorsorge-Maßnahmen

Am 23.06.2017 von Alexandra Rüth

Gruppenbild der Teilnehmer der ragionalen Dialog-Plattform in Vietnam // Foto: DRK

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Vor Kurzem fand in Vietnam die erste regionale Dialog-Plattform zu vorhersagebasierter Finanzierung in Asien statt. Internationale Experten berieten sich in Hanoi über das wichtige neue Werkzeug der humanitären Hilfe. Bisher ist die Finanzierung humanitärer Hilfe erst nach dem Eintritt einer Katastrophe üblich. Doch könnten viele Hilfsmaßnahmen schon greifen, bevor z.B. ein schwerer Sturm Leid und Zerstörung bringt. Und der rechtzeitige Einsatz finanzieller Hilfen könnte so auch Ressourcen schonen.

Eröffnungsrede
Eröffnungsrede der Vizepräsidentin Frau An vom Vietnamesischen Roten Kreuz.

Vietnam ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Zur Verbesserung der Katastrophenvorsorge und der Anpassung an den Klimawandel hat die vietnamesische Regierung in den letzten zehn Jahren bemerkenswerte Fortschritte erzielt – sowohl in der Gesetzgebung, als auch in seinen landesweiten Aktivitäten. Unterstützt wurde sie dabei von großen humanitären Akteuren wie dem Vietnamesischen Roten Kreuz.

Mitte Juni 2017 begrüßte Hanoi nun erstmals rund 100 nationale und internationale Experten aus der Katastrophenvorsorge und Klimaanpassung, um über das Thema Forecast-based Financing, also die Finanzierung von Katastrophenvorsorge-Maßnahmen auf Basis von Extremwetter-Vorhersagen zu sprechen. Die Gesprächsplattform war die erste ihrer Art in Asien. Drei Tage lang tauschten die Fachleute Erfahrungen über den neuartigen humanitären Finanzierungsmechanismus aus, der auf Grundlage verbesserter Extremwettervorhersagen, Frühwarnindikatoren und standardisierter Verfahren bereits vor der Katastrophe gezielte Hilfe ermöglicht.

Zukunftsweisend in Vietnam: Gezielte Hilfe vor der Not – durch festgelegte Schwellenwerte

An den Gesprächen nahmen Experten aus 20 Ländern teil.

Bisher ist die Finanzierung humanitärer Hilfe erst nach dem Eintritt einer Katastrophe üblich und menschliches Leid ist fast immer unvermeidbar. Klimarisiken sind weltweit gestiegen. Aber viele humanitäre Maßnahmen könnten im Zeitfenster zwischen einer Vorhersage und einer Katastrophe umgesetzt werden. Damit wäre es möglich, Leid zu verhindern, humanitäre Mittel effizienter einzusetzen und die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Bevölkerung zu stärken.

Die anspruchsvolle Frage für Regierungen, humanitäre Akteure und Wissenschaftler ist: Können wir – basierend auf glaubwürdigen Extremwettervorhersagen – ein automatisch funktionierendes Katastrophenvorsorge-System aufbauen, das angekurbelt wird, bevor eine Katastrophe eintritt?  Genau um diese Fragen sorgfältig zu bedenken, organisiert das DRK mit Partnern regelmässig eine internationale Dialog Plattform (Genf/ 2017 in Berlin) und beginnend mit der Platform in Asien auch regionale Austausch-Plattformen.

Die Ziele der Konferenz bestanden nun darin,

  • ein Netzwerk von Experten aus der Praxis, Interessensgruppen aus Regierungen und Wissenschaftlern in asiatischen Ländern mit hohem Risiko zu knüpfen,
  • die bestehende Methodik zu besprechen und einen Plan für Asien entwickeln,
  • die Methodik der prognosenbasierten Finanzierung zu verbessern, indem Erfahrungen in Asien künftig mit berücksichtigt werden,
  • das Interesse und die Unterstützung von Geberorganisationen und/oder politischen Entscheidungsträgern zu wecken.
  • So mündete die Konferenz in einem Fahrplan, um die vorhersagebasierte Finanzierung von Katastrophenvorsorge-Maßnahmen in Asien einzuführen und wesentliche Vorbereitungen dafür zu treffen.

Starkes Netzwerk: wichtige Vertreter an einem Tisch

Gruppenarbeit
Konzentrierte Gruppenarbeit.

Die Konferenz wurde vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Maßnahmenpaketes zur humanitär-geprägten Anpassung an den Klimawandel (Text in Englsich) in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz gefördert. Sie brachte Vertreter zahlreicher Regierungen und Organisationen zusammen. So nahmen teil: in Asien tätige Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften; das Klimazentrum der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung; Regierungen des Verbands Südostasiatischer Staaten (ASEAN), einschließlich der Regierung von Vietnam; das World Food Programme und andere UN-Agenturen, internationale Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche Einrichtungen und relevante Geberorganisationen.

Medienecho der Konferenz zur vorhersagebasierten Finanzierung

In den Medien fand die Konferenz beachtliches Interesse: Die Fernsehsender VTV1 und VTV4 thematisierten die Konferenz viersprachig – Vietnamesisch, Englisch, Französisch und Russisch – in ihren Nachrichtensendungen zur Haupteinschaltzeit, so dass rund 50.000 Menschen davon erfuhren. Auch berichteten mehrere vietnamesische Zeitungen über den neuen humanitären Finanzierungsmechanismus.

Mehr zum Thema:

>> Erfahren Sie hier, wie die vorhersagebasierte Finanzierung auch in Mexiko Anklang gefunden hat

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Alle Fotos: DRK-Büro Vietnam

Geschrieben von:

Foto: Portrait einer DRK-Mitarbeiterin Alexandra Rüth

Alexandra Rüth ist im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes für die humanitäre Anpassung an den Klimawandel verantwortlich. In unserem Blog berichtet sie aus ihrem Sachgebiet und die damit verbundenen Maßnahmen in der humanitären Arbeit.

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