Von DRK-Delegiertem Frank Küppers und der DRK-Mitarbeiterin Thuy Binh Nguyen Thi
Jeder hat im Fernsehen die gewaltigen Überschwemmungen in Thailand und insbesondere in Bangkok gesehen. Die gleichen Wassermassen und Regenfälle bedrohen aber auch die Menschen in anderen Regionen in Südostasien wie hier im Unterlauf des Mekong, wo dieser Kambodscha verlässt und durch Vietnam fließt. Im Oberlauf des Mekongdeltas sind zehntausende von Menschen betroffen die entlang des Hauptflusses oder entlang einer seiner Nebenarme leben. Zwar kommt es jedes Jahr zu natürlichen Überschwemmungen entlang des Mekongs, aber die jetzige Überschwemmung hat wenig mit den alljährlich wiederkehrenden Hochwassern zu tun und wird als die schlimmste Katastrophe in den letzten zwanzig Jahren eingestuft.
Das DRK unterstützt das Vietnamesischen Roten Kreuz zur Zeit in den Überflutungsgebieten beim Aufbau von mobilen Wasseraufbereitungsanlagen und stellt Haushaltswasserfilter für die Haushalte bereit, die nicht durch die mobilen Anlagen mit Trinkwasser versorgt werden können.
Wir besuchen eines der am schlimmsten von Überflutungen betroffenen Gebiete des Mekongdeltas, in der Provinz An Giang im Süden von Vietnam. Unser Ziel für die erste Verteilung von Wasserfiltern ist eine Insel, die inmitten des Mekongs, in der Nähe der kambodschanischen Grenze liegt. Drei Stunden dauert es um von der 75 Kilometer entfernten Provinz-Hauptstadt Long Xuyen, hier hin zu gelangen. Zuerst fahren wir mit dem Auto und dann die restlichen Kilometer mit immer kleiner werdenden Booten – bis wir endlich die Insel erreichen.
Bei unserer Ankunft sind die Umrisse von Vinh Khanh verschwunden – die kleine Insel im Mekong steht komplett unter Wasser. Rund 1000 Menschen leben auf dieser Insel.
Wir besuchen als Erstes das Haus von Huynh Van Kenh, die hier gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihrer Tochter und ihrem Enkel wohnt. Sie sind Tagelöhner, die ihren Lebensunterhalt mit Feldarbeit für benachbarte Bauern verdienen. Während der Hochwassersaison leben sie vom Fischfang im Mekongfluss.
Das schlammig trübe Flusswasser ist alles, was ihnen für den täglichen Gebrauch zur Verfügung steht. Zum Trinken und Kochen bereiten sie das Wasser häufig mit Aluminiumsulfat auf. Diese preiswerte Technik der Wasseraufbereitung ist aber nicht ausreichend, insbesondere wenn der Fluss Hochwasser führt und zahlreiche Verschmutzungen und Krankheitserreger sich im Wasser befinden. Deshalb stellt das Rote Kreuz Haushaltswasserfilter zur Verfügung. Diese robusten und einfach gehaltenen Filter bestehen aus zwei Edelstahlbehältern, wobei der kleinere Behälter in dem oberen Teil des größeren Behälters gesteckt wird und zur Aufnahme des Rohwassers dient.
Auf dem nachfolgenden Foto sieht man die Filterkerze, die aus behandelter Keramik besteht.
Diese Kerze ist innerhalb des kleineren Behälters befestig. Das Wasser tropft durch die Filterkerze in den unteren Behälter. Auf diese Weise wird das Wasser beim Durchfluss gereinigt. Das saubere Wasser kann über einen Wasserhahn aus dem unteren Behälter entnommen werden. In Kombination mit der Vorreinigung des Wassers mit Aluminiumsulfat, bietet dieser Filter für lange Zeit einwandfrei aufbereitetes Trinkwasser. Die Filter werden lokal hergestellt und können von den Familien auch über Jahre hinweg genutzt werden, indem sie preiswert neue Filterkerzen erwerben können. Das DRK verteilt aber mit jedem Filter auch gleich eine Ersatzfilterkerze. Somit ist die Trinkwasserversorgung einer Familie für 2-4 Jahre gesichert.
Es ist sehr wichtig, dass der Filter auch noch nach der Katastrophe genutzt werden kann, denn obwohl der Mekong seit Generationen für die Menschen hier Heimat und Lebensgrundlage ist, hat der Fluss sich doch drastisch verändert. Die Familien sind zunehmend direkt von den Umweltbelastungen betroffen und das Problem der Versorgung mit sauberem Trinkwasser bleibt auch nach den Überflutungen bestehen.
„Wir leben seit langer Zeit mit dem Wasser des Mekongs, seit sich unsere Urahnen in diesem Gebiet niedergelassen hatten“, erzählt mir Nguyen Van Minh, der auf der Insel Vinh Khanh lebt. „Früher war das Wasser gut. Aber seit ein paar Jahren ist es nicht mehr sauber. Es ist chemisch verschmutzt. Ich denke, wir müssen das Wasser besser reinigen, bevor wir es brauchen können.“ sagt Nguyen Van Minh, ein Bewohner der Vinh Khanh Insel.
Auch im Haus von Le Van Xuyen installieren wir einen Filter. Er und seine Frau sind ebenfalls Tagelöhner. Ihre beiden Kinder können sie nicht zur Schule schicken, ihnen fehlt dazu das Geld. Das Leben am Mekong ist eine Herausforderung: Jedes Jahr müssen sie den Fußboden ihres auf Pfählen stehenden Hauses höher setzen, um während der Flutsaison über Wasser zu bleiben.
Oft hat sich Xuyen vorgekämpft, 200 Meter bis zur Mitte des Flusses. „Ich versuche, dort besseres Wasser zu bekommen.“ Und trotzdem, sagt er, sei er immer mit schmutzigem Wasser nach Hause gekommen, das er zuerst mit Aluminium reinigen musste. Nun steht der neue Inox- Wasserfilter bereit: Zum ersten Mal kann seine Familie das Wasser jetzt direkt trinken.
Diese Verteilung war erst der Anfang von weiteren Verteilungen von Wasserfiltern. Alle z. Z. gelagerten 350 Filter werden in den nächsten Tagen verteilt. Geplant ist das weitere, wenn möglich tausende, Filter produziert werden und im Rahmen der Katastrophe verteilt werden. Obwohl die Filter preiswert sind, ein Filter kostet etwa 15€, sind die viele der betroffenen Menschen nicht in der Lage sich einen solchen Filter zu kaufen, auch nicht in normalen Zeiten wenn ihre Existenz nicht zusätzlich von den Wassermassen bedroht sind.
Das DRK hat bereits mehr als 15.000 Haushaltwasserfilter, verschiedenere Bauarten, in den letzten Jahren in Vietnam aufgestellt.
Respekt für dieses Engagement. Als Besucher von diesem schönen Land berührt mich das sehr.
Mehr Informationen zu Wasserfilter habe ich hier gefunden: http://www.sauberestrinkwasser.com