Wasser für das Provinzkrankenhaus in Shadadpur

Am 27.12.2011

von Dieter Mathes, DRK-Delegierter in Pakistan

Als ich das Krankenhaus betrat, hatte ich das Gefühl, einer Ohnmacht nah zu sein. Die Hitze, der Geruch von Schweiß und Desinfektionsmittel war fast unerträglich. Schwärme von Fliegen umgaben uns überall. “Man kann sich kaum dagegen wehren”, so die Chefärztin des Krankenhauses. “Nirgendwo Schutz vor den Fenstern. Seit dem unser Krankenhaus von den Fluten heimgesucht wurde, gibt es immer mehr Fliegen und Ungeziefer.” Überall rund um das Krankenhaus: stehendes, schmutziges und stinkendes Wasser. „Die idealen Voraussetzungen für die Fliegen, zu brüten und anschließend Krankheiten zu übertragen“, so mein Kollege Zulfiqar Ahmad vom Pakistanischen Roten Halbmond.

Der Kollege wurde umfassend geschult, so auch im Fach „Von verunreinigtem Wasser verursachte Krankheiten“. „Sind denn Malaria und Dengue-Fälle in den letzten Monaten stark angestiegen?“ fragt er die Chefärztin. „Nun es hält sich in Grenzen, es gibt wohl einige Fälle von Malaria aber keine beunruhigende Zahl. Durchfallserkrankungen bei Kindern haben zugenommen.“ so die Ärztin. „Auch daran ist das stehende Wasser Schuld“, so Zulfiqar und erklärt im gleichen Atemzug die Zusammenhänge von Wasser und Durchfallserkrankungen. Die Ärztin scheint überrascht von dem Wissen des Helfers zu sein. Mit einem breiten Grinsen antwortet er stolz, dass er dies alles im Unterricht „Wasseraufbereitung und Hygieneaufklärung“ während seiner Ausbildung beim DRK gelernt hätte.

Stehendes, verunreinigtes Wasser birgt hohe Gesundheitsrisiken

Instandsetzung einer Wasserfilterungsanlage für das Krankenhaus
Der Grund unseres Besuches ist ein anderer: Es geht um die Trinkwasserversorgung des 500 Betten-Hauses. Seit der Flut ist das komplette Wassernetz und somit die Versorgung zusammengebrochen.

Auf dem Dach eines der Gebäude haben wir einen 5000-Litertank installiert, mit dem wir nun das Krankenhaus mit aufbereitetem Wasser aus dem nahen Fluss versorgen. Mit unserer Trinkwasseraufbereitungsanlage, die aus einem Sand- und einem Kohlefilter besteht, können wir bis zu 4000 Liter Wasser pro Stunde filtern und es anschließend mit Chlor desinfizieren. Zwei dieser Anlagen kommen hier zum Einsatz.

Zusätzlich können wir das Wasser 5000 Menschen schmackhaft machen. Verschiedene Verteilerpunkte in der kleinen Stadt Shadadpur wurden eingerichtet. Ein Wassertanker und ein Traktor übernehmen das Befüllen der Tanks. Frauen und Kinder tragen das köstliche Nass mit Eimern und Kanistern nach Hause.
„Von wo habt ihr euer Wasser vor der Flut bezogen?“ so die Frage von Zulfiqar an den Techniker des Krankenhauses, der mittlerweile zu uns gestoßen ist. „Aus einem Bohrloch nahe dem Krankenhaus, dies wurde auch von der Flut heimgesucht. Die Pumpen funktionieren nicht mehr.“, so der Techniker. „Anschließend wurde das Wasser zur Aufbereitung in der eigens eingerichteten Wasseraufbereitungsanlage des Krankenhauses gepumpt.“

Die bisherige Wasseraufbereitungsanlage des Krankenhauses

„Eine Umkehrosmose-Anlage“ stelle ich fest. „Ja, der Salzgehalt im Rohwasser ist sehr hoch“, so der Verantwortliche, „deshalb die Anlage. Hier waren wir zunächst mit unserem Latein am Ende.“

Fachwissen und einfache Methoden
„Wie funktioniert so eine Anlage?“ wollte Zulfiqar wissen. Ich erkläre ihm, was eine Osmose bzw. eine Diffusion ist: „Stell dir eine U-förmige Röhre vor. In der Mitte haben wir eine halbdurchlässige Membrane. Auf der einen Seite der Röhre haben wir einfaches Wasser auf der anderen Seite der Membran haben wir Wasser mit Zucker versetzt. Was jetzt passiert ist ganz einfach: Das Wasser diffundiert zum Zuckerwasser bis ein Ausgleich geschaffen ist.“ „Bei der Umkehrosmose wird mit Druck gearbeitet. Auf der Seite des Zuckerwassers wird Druck aufgebaut und das Wasser kann in entgegengesetzter Richtung die Membran passieren, der Zucker bleibt zurück.“ Er schaute mich mit großen Augen an.

„Was wir in der Zwischenzeit tun können, beschränkt sich auf das Reinigen des Bohrlochs und die Instandsetzung der Pumpen.“ Nach wenigen Tagen war unsere Arbeit, das Reinigen und Instandsetzen der Pumpen vollbracht. „Das Wasser sprudelt wieder und ist einigermaßen sauber.“ so Zulfi zum Krankenhaustechniker „in ein paar Tagen wird es wieder richtig klar sein. In der Zwischenzeit haben wir uns mit der Firma, die die Umkehrosmose-Anlage installiert hat in Verbindung gesetzt, und gebeten sie wieder instand zu setzen.“

Tage später erreichte uns ein Anruf aus dem Krankenhaus, dass es den Technikern gelungen sei, die Anlage wieder instand zu setzen. Es wäre nur eine Membrane sowie ein Stromanschluss zu ersetzen gewesen. Nach gründlicher Reinigung ist die Anlage wieder Einsatzbereit. Die Kosten würde die Firma übernehmen, so der Verantwortliche.
Ein schönes Neujahrsgeschenk, denke ich. Jetzt können wir uns anderen Aufgaben zuwenden.

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