
Auf nach Istanbul: Am Samstag, den 21. Mai, packte ich nicht nur meine Koffer, sondern auch Stand-up-Banner, Broschüren, Postkarten etc. und los ging es nach Istanbul. Der erste Humanitäre Weltgipfel (World Humanitarian Summit) begann am Sonntag, den 22. Mai, zunächst mit einer großen Ausstellung. Am Montag, den 23. Mai und Dienstag, den 24. Mai, ging der Gipfel dann mit zahlreichen Veranstaltungen und den Regierungsverhandlungen in die heiße Phase.

Die Erwartungen sind hoch: die Flüchtlingskrise, der Konflikt in Syrien, die Auswirkungen des El-Niño-Phänomens mit Extremwetterkatastrophen weltweit. Der Bedarf an humanitären Hilfsleistungen hat sich seit 2012 auf 20 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 verdoppelt. Leider besteht aber zunehmend eine große Finanzierungslücke zur Deckung des Bedarfs. Deshalb fand nun der humanitäre Weltgipfel statt, um mit Regierungen, UN-Organisationen, der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren das bestehende humanitäre System und die Zukunft der humanitären Hilfe zu diskutieren.
Forecast-based Financing, auch vorhersagebasierte Finanzierung, kurz erklärt
Wir, das Deutsche Rote Kreuz sind in Istanbul, um zu den drei Themenkomplexen „Effizienz der humanitären Hilfe“, „Reduktion von Anfälligkeit“ und „Risikomanagement und Wandel durch Innovation“ zu netzwerken und unsere Beiträge vorzustellen. So koordiniert das DRK beispielsweise das Maßnahmenpaket des Auswärtigen Amtes zur Anpassung der humanitären Hilfe an den Klimawandel, das all diese drei Kategorien umfasst.
Kern des Maßnahmenpaketes ist die Entwicklung eines Systems der vorausschauenden humanitären Hilfe, mit dem bedrohten Menschen schon vor einer möglichen Katastrophe geholfen wird. Für viele Regionen der Erde lässt sich heute mitunter Tage, Wochen oder manchmal sogar Monate im Voraus erkennen, ob ein besonders hohes Risiko für Extremwetterlagen (z.B. für Starkregen, Überschwemmungen, Stürme, Dürren) besteht. Wenn man z.B. weiß, dass das Risiko für ein Extremwetterereignis in einer bestimmten Region steigt, kann man vor der Katastrophe tätig werden und viel Leid verhindern sowie Infrastruktur und Eigentum schützen. Damit können auch die Kosten für die humanitäre Hilfe wesentlich geringer gehalten werden.

Überzeugung und Vernetzung
Der Humanitäre Weltgipfel ist besonders wertvoll für uns, um möglichst viele Organisationen und humanitäre Akteure auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, basierend auf Extremwettervorhersagen besonders bedürftige und katastrophenanfällige Gemeinden zu unterstützen – und zwar, bevor die Katastrophe passiert.
Da unser Ansatz der sog. vorhersagebasierten Finanzierung noch neu ist, gilt es den Gipfel hier zu nutzen, um möglichst viele Kontakte zu knüpfen und humanitäre Akteure von seinem Potential zu überzeugen. Für uns ist es ein großer Erfolg, dass sich die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRK) während des Gipfels dazu verpflichtet hat, die praktische Anwendung von vorhersagebasierter Finanzierung bis 2018 umzusetzen.

Der stellvertretende Generalsekretär des DRK, Dr. Johannes Richert, unterstrich auf einem vom Welternährungsprogramm und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung organisierten Panel zu vorhersagebasierten Maßnahmen, wie wichtig es sei, die Lücke zwischen langfristiger Katastrophenvorsorge und humanitärer Nothilfe zu schließen.
Die Nutzung von Extremwettervorhersagen und die frühzeitige Finanzierung von sogenannten Early Actions vor der Katastrophe, rückt immer mehr auf die politische Agenda von vielen Gebern und Organisationen. Damit ist zwar schon viel erreicht, aber es geht uns selbstverständlich auch darum, vor allem in unseren Partnerländern wie Bangladesch, Mosambik und Peru funktionierende lokale Frühwarnsysteme zu entwickeln, die dann bei einem steigenden Risiko für eine mögliche Katastrophe frühzeitig effiziente Vorsorge und Hilfe leisten können. Wenn z.B. das Risiko für eine Flut in Mosambik am Limpopofluss steigt und das Frühwarnsystem bereits Tage oder Wochen im Voraus Alarm schlägt, wäre es sinnvoll, schon dann die nötigen Gelder für die frühzeitige Vorbereitung auf die drohende Überschwemmung zur Verfügung zu haben und nicht erst für die Nothilfe nach der Flut.

Das Auswärtige Amt hat diese bestehende Lücke erkannt und unterstützt mit dem Maßnahmenpaket das DRK in der Entwicklung dieses innovativen Ansatzes. Dadurch leisten wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung des humanitären Systems. Istanbul war diesbezüglich eine gute Möglichkeit, sich mit unseren Partnern auszutauschen, unseren Ansatz zur Diskussion zu stellen und mögliche neue Partner zu identifizieren.
Und auch wenn ein Gipfel harte Arbeit ist und man am Abend meist müde ins Bett fällt, so ist es doch auch eine Bereicherung, so viele neue Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.
» Erfahren Sie mehr über die Themen Klimawandel, Resilienz und Katastatrophenvorsorge auf www.DRK.de!
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Fotos: Aurélie Marrier d’Unienville/ IFRC, DRK, G. Breloer/ DRK, Sylvia Johnson/ DRK, DRK/ Benjamin Straube
Sie haben eine nachvollziehbarer Situationen da gestellt mit Bravo!! Ich bin sehr dankbar als DRK Mitarbeiter ! echt klasse ,sehr gut Arbeit!!