Gerissene Erde in Nahaufnahme

Wenn der Regen ausbleibt – Wasserspeicher für Somalia

 - Somalia

Es ist Anfang September in Nordwest-Somalia. Und es ist „Hagaa“. So bezeichnet die somalische Bevölkerung die Trockenzeit nach dem jährlichen Monsun, der das karge Land üblicherweise in ein Farbenmeer aus Blüten und Blättern taucht. Nicht so 2015. Der Monsun kam dieses Jahr nicht nur verspätet, sondern fiel auch noch magerer aus als sonst.

Dürre im Land

Menschen am Rande eines großen Erdlochs
Bau eines Berkads – so nennen die Somalierinnen und Somalier ihre Regenwasserspeicher.

Dieses Jahr sind nur 25 Prozent der normalen Regenmenge vom Himmel gefallen. Dürren sind zwar nichts Unbekanntes für die größtenteils halb-nomadisch lebende Bevölkerung, doch das Leben mit dem Regen wird zunehmend von Landdegradierung und Klimawandel erschwert.

Üblicherweise ziehen deshalb die jungen Männer mit ihren Kamel-, Ziegen- oder Schafherden während der harschen Trockenzeit (Januar bis März) in die höherliegenden regenreicheren Regionen; manche sogar bis jenseits der äthiopischen Grenze. Den Rest des Jahres verbringen sie, wenn es der Niederschlag erlaubt, im eigenen Land und betreiben zum Teil auch Landwirtschaft.

Zwei Männer im Gespräch vor Berkad
Der Somalische Rote Halbmond kooperiert seit vielen Jahren mit dem DRK.

Das DRK unterstützt seit 12 Jahren den Bau von Berkads

Dort bauen das DRK und seine Schwesterorganisation, der Somalische Rote Halbmond, Wasserspeicher, die Regenwasser auffangen können. Diese sogenannten ‚Berkads‘ werden strategisch so platziert, dass Oberflächenwasser sie befüllt. Seit mittlerweile 12 Jahren unterstützt das DRK den Berkad-Bau und hat in dieser Zeit das Design kontinuierlich verbessert: Beispielsweise erwies sich eine runde Form als stabiler als der rechteckige Vorgänger.

Gleichzeitig müssen die in die Jahre gekommenen früheren Modelle instandgesetzt werden. Unter anderem testet das DRK deshalb im Moment eine alternative Abdeckung der Berkads: die breiten Blätter der lokalen Pflanze Hiiya sollen Verdunstung und Temperatur des Wassers niedriger halten als die halmartigen Savannengräser.

Wasserfilter und Hygieneschulungen ergänzen die Berkads

Zwei Kinder verlassen Brunnen mit Kanistern
Wasser ist in Somalia ein kostbares Gut.

Ein voller Wasserspeicher kann ca. vierzig somalische Familien für zwei Monate mit Trink- und Brauchwasser versorgen. Für eine hohe Trinkwasserqualität unterstützt das DRK weiterhin die Verteilung von lokal produzierten Wasserfiltern. Ebenso werden Baumaterial und Arbeitskräfte größtenteils direkt aus den Dörfern bezogen und alle Baumaßnahmen eng mit den späteren Eigentümern abgestimmt.

Damit auch alle umliegenden Familien die Berkads und Wasserfilter richtig benutzen und instand halten können, führen das DRK und sein lokaler Partner Schulungen durch, die ein hohes Maß an Hygiene im Umgang mit Wasser gewährleisten. Dabei geht es um den sicheren Transport von Wasser, das richtige Händewaschen oder die hygienische Benutzung von sanitären Einrichtungen, Wasserentnahmestellen und natürlich den Berkads. Auch für die Kinder gibt es spezielle Schulungen, da diese oft dafür verantwortlich sind, täglich Wasser von den umliegenden Quellen zu holen.

Drohende Gefahr durch Wetterphänomen El Niño

Trotz der erfolgreichen Arbeit gibt es immer wieder neue Herausforderungen für das DRK in Somalia: Aufgrund des Wetterphänomens El Niño sagen Meteorologen für Ende 2015 Wetterschwankungen voraus, die die ohnehin trockene Region vor noch größere Probleme stellen könnten. Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass in den nächsten Monaten mindestens 5 Millionen Menschen im Horn von Afrika entweder von Dürren oder Überflutungen betroffen sein werden. Vor diesem Hintergrund bleibt das Thema sauberes Trinkwasser für die Menschen in Somalia weiterhin höchst aktuell.