Zwei afrikanische Mädchen im Gespräch

Uganda: Würde und Sicherheit während der Menstruation

 - Uganda

Der hygienische Umgang mit ihrer Menstruation war für viele Frauen und Mädchen in der ugandischen Flüchtlingssiedlung Palorinya eine enorme Herausforderung. Im Zuge des Wasser-, Sanitär- und Hygieneprojekts, welches das Ugandische und Deutsche Rote Kreuz aktuell durchführen, haben Schülerinnen Menstruationskits erhalten und können so an allen Tagen in Würde die Schule besuchen. Eine Rückschau anlässlich des Internationalen Tages der Menstruationshygiene am 28. Mai.

Afrikanerin im Interview in Schulhof
Gune Sylivia ist als Lehrerin speziell darin geschult worden, Hygiene- und Aufklärungsarbeit zu leisten und klärt Fragen der weiblichen Reproduktionsgesundheit an ihrer Schule.

Spott, Ausfalltage und Schulabbrüche durch fehlende Hygieneprodukte

Rund 7.800 Frauen in der Palorinya-Flüchtlingssiedlung, darunter 2.221 Schülerinnen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, hatten Schwierigkeiten, während ihrer Periode saubere und angemessene Hygieneartikel zu bekommen. Häufig nutzen sie schmutzige Wäsche, Papier und andere unhygienische Materialien, die sie gesundheitlichen Risiken wie Harnwegsinfektionen aussetzen. Auch ihre Kleidung wird immer wieder in Mitleidenschaft gezogen, was sie demütigt und zum Spott ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler macht.

Afrikanisches Mädchen mit Eimer vor Haus
Die Schülerin Fatuma Kiyang mit einem Menstruationshygiene-Set, das wiederverwendbare Binden aber z.B. auch Waschmittel enthält.

60 Prozent der Mädchen verpassen so jeden Monat bis zu drei Schultage und kämpfen mit dadurch beeinträchtigten Schulleistungen. Fünf Prozent der Schülerinnen brachen die Schule sogar ab. Oft werden die Mädchen dann früh verheiratet und schwanger, berichtet Gune Sylivia, Lehrerin an der Idiwa Senior Secondary School, und betont, dass sich dies auf die körperliche und geistige Gesundheit der Mädchen auswirke.  

DRK-Projektdelegierte im Fokus einer Kamera
Die Projektdelegierte des DRK Nabeela Sikander spricht mit dem Kommunikationsteam des Ugandischen Roten Kreuzes über die koordinierte Hilfe des Ugandischen, Schweizerischen und Deutschen Roten Kreuzes in den Flüchtlingssiedlungen im Nordwesten Ugandas, wo vor allem Menschen aus dem Südsudan seit Jahren Zuflucht gefunden haben.

Hygienekits für fast 1.500 Schülerinnen

Um diese Probleme anzugehen, beschaffte das Projektteam im Juni 2020 1.458 Menstruationshygiene-Sets. Die Sets, deren Anschaffung eine Zusatzfinanzierung durch das Schweizerische Rote Kreuz möglich gemacht hat, wurden im Oktober und November 2020 in sieben Schulen an 1.458 Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren verteilt. Sie sollen den Mädchen helfen, ihre Menstruationshygiene und damit ihre Gesundheit zu verbessern. Die praktischen 10-Liter-Eimer enthalten wiederverwendbare Binden, Wäscheklammern, Wäscheleine, Unterwäsche, Seife, Waschmittel und ein Handtuch.

Afrikanische Schülerinnen während des Unterrichts
„Jetzt bin ich sehr glücklich. Ich kann regelmäßig und ohne Sorgen die Schule besuchen, auch wenn ich meine Periode habe“, sagt Fatuma Kiyang.

Fatuma hat ein Menstruationshygiene-Set erhalten

Die 17-jährige Fatuma Kiyang ist aus dem Südsudan geflüchtet und lebt im Dorf A der Palorinya-Flüchtlingssiedlung. Sie ist nicht nur eine von 500 Schülerinnen der Idiwa Senior Secondary School, sondern gehört auch zu den 251 Heranwachsenden, die ein Menstruationshygiene-Set erhalten haben. Weil die Sets nicht ausreichten, um alle Schülerinnen mit Bedarf zu versorgen, wurde Fatuma von der Lehrerin und der Schulleiterin als eine der bedürftigsten Schülerinnen der Schule ausgewählt. Fatuma kommt aus einer armen Familie, die es sich nicht leisten konnte, Damenbinden zu kaufen – diese kosten rund 3.500 Uganda-Schilling pro Packung und Monat (ca. 0,81 Euro, Stand: 12. Mai 2021). Durch den Aufstand im Südsudan und die Flucht hat die Familie alle Einkommensquellen verloren. Während ihre Familie Mühe hat, für die Schulgebühren aufzukommen, litt Fatuma unter  dem Mangel an Hygieneartikeln, sodass sie dem Unterricht schließlich jeden Monat drei bis vier Tage fernblieb.

„Aus Angst, ausgelacht zu werden, habe ich mich versteckt“

Fatuma erinnert sich: „Bevor ich das Hygiene-Set erhalten habe, benutzte ich schmutzige Stücke aus altem Stoff. Meistens lief meine Periode durch und begann unangenehm zu riechen. Aus Angst, ausgelacht zu werden, habe ich mich vor anderen versteckt. Meine Situation war schlimm. Das änderte sich, als das Ugandische Rote Kreuz mit der guten Nachricht in meine Schule kam, Monatshygiene-Sets an Mädchen zu verteilen. Ich befürchtete, nicht ausgewählt zu werden, weil man uns sagte, dass nur wenige Personen die Sets erhalten konnten. Deshalb habe ich immer wieder gebetet, dass die Lehrkräfte mich auswählen. Ich war so aufgeregt, als mein Name vor der Klasse genannt wurde und ich eine der Schülerinnen war, die von den Sets profitieren sollten. Ich erzählte meiner Mutter gleich davon. Als die Hygiene-Sets verteilt wurden, nahm ich meines sehr aufgeregt mit nach Hause. Vielen Dank an das Rote Kreuz für die Unterstützung! Es gibt so viele Mädchen da draußen, die leiden, ich wünschte, sie könnten auch ein Set bekommen, so wie ich.“

„Ich bin stolz und froh, nun die Schule regelmäßig besuchen zu können

Zwei afrikanische Mädchen im Gespräch
Die Schulfreundinnen können unbeschwert zur Schule gehen.

Die 17-Jährige macht deutlich, wie sich ihr Leben verändert hat: „Jetzt bin ich sehr glücklich. Ich kann regelmäßig und ohne Sorgen die Schule besuchen, auch wenn ich meine Periode habe. Ich konzentriere mich, achte darauf, was die Lehrkräfte sagen, und ich nehme aktiv am Unterricht teil. Das Menstruations­hygiene-Set hat mir geholfen, mein Selbstvertrauen zu stärken. Ich wasche meine benutzten Binden oft und bade regelmäßig, wenn ich meine Periode habe. Der unangenehme Geruch entsteht nun nicht mehr. Ich bin dem Roten Kreuz so dankbar. Das Hygiene-Set hat dazu beigetragen, dass ich in der Schule bleiben kann. Ich habe keine Angst mehr, die Schule zu verpassen, weil es mir an Monatsbinden fehlt. Und ich bin stolz, weil meine persönliche Würde durch das Menstruationshygiene-Kit wiederhergestellt wurde.“

Afrikanische Lehrerin vor einer Tafel
Lehrerin Gune Sylivia verfolgt den Werdegang aller Mädchen, die an ihrer Schule Menstruationshygiene-Sets erhalten haben.

Ohne Fehlzeiten haben sich Fatumas Leistungen verbessert

Rotkreuz-Freiwillige neben Handwascheinrichtung
Handwascheinrichtungen und Händewaschen können große Wirkung haben.

Auch Gune Sylivia ist zufrieden. Die leitende und dafür speziell ausgebildete Lehrerin ist für alle Fragen rund um weibliche reproduktive Gesundheit zuständig. Sie hat die Entwicklung aller Mädchen verfolgt, die an ihrer Schule Menstruationshygiene-Sets erhalten haben: „Ich habe beobachtet, dass sich Fatumas Anwesenheit – und die der anderen Mädchen – im Vergleich zu vorher verbessert hat. Ihre Leistungen bei den Zwischenprüfungen im März 2021 haben sich gegenüber dem letzten Jahr deutlich entwickelt.“ Die erfahrene Lehrerin ist sich sicher, dass das Menstruationshygiene-Set einen sehr großen Einfluss auf all dies hat. „Ich wünschte nur, dass auch andere Mädchen, die noch kein Set bekommen haben, eines erhalten, um ihnen das Leben zu erleichtern“, sagt sie.